Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
   
  
    
  
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Stellung der Prognose. Kap. XXI. 
reichen, und doch sieht man oft in solchen Fällen nur bei der peri- 
pherischen Faradisation Heilungen eintreten. 
Neben den katalytischen Einwirkungen des konstanten Stroms 
auf die Läsionsstelle selbst kann man nun bei leichten Lähmungen 
früher, bei schweren (mit Vorteil wohl) erst zur Zeit sich wieder an- 
bahnender Regeneration der degenerirten peripherischen Fasern und 
bei Rückkehr der Willensleitung durch Reizung der zentralen Nerven- 
strecke (wo sie zugänglich) mit starken faradischen oder galvanischen 
Strömen (Unterbrechungen und Wendungen des Stromes) die Hemm- 
nisse, die sich immer noch der vollen Willensleitung entgegenstellen, 
durch den so vielfach stärkeren elektrischen Reiz zu besiegen ver- 
suchen: in der Tat sieht man oft nach derartigen Prozeduren die aktive 
Beweglichkeit in überraschender Weise zunehmen. 
Auf den Ablauf schwerer peripherischer Lähmungen hat 
(wenigstens für die ersten Wochen) weder der faradische noch 
der galvanische Strom, wenn auch noch so zweckmässig applizirt, 
irgendwie einen erheblichen Einfluss: wenn es daher für leichtere 
Lähmungsformen durchaus angezeigt ist, mehrmals wöchentlich die elek- 
trische Behandlung vorzunehmen, genügt es, wenigstens für die ersten 
5—8 Wochen, bei schweren Lähmungen wöchentlich etwa zweimal 
den elektrischen Strom anzuwenden und zwar den galvanischen: immer- 
hin ist es möglich, dass durch seine sich auf die Läsionsstelle er- 
streckenden Einwirkungen die einmal in den Gang gekommenen Regene- 
rationsprozesse in den Nerven und Muskeln etwas beschleunigt werden; 
erst später bei rückkehrender aktiver Beweglichkeit mag man, in dem 
oben angegebenen Sinne, den faradischen Strom zu Hilfe nehmen und 
die Sitzungen eventuell täglich anberaumen. 
$ 169. Abgesehen von den therapeutischen Leistungen des Stroms 
ist die Untersuchung der Verhältnisse einer peripherischen Lähmung 
mittelst der Elektrizität eins der wichtigsten Mittel, um 
eine richtige Prognose zu ermöglichen. Ist bei einer Untersuchung, 
die etwa 6—8 Tage nach dem Eintritt einer peripherischen Lähmung 
unternommen wird, die Erregbarkeit des unterhalb der Läsionsstelle 
gelegenen Nerv-Muskelgebiets unverändert oder gar etwas erhöht, oder 
nur wenig im Vergleich zu der der gesunden Stelle vermindert, so 
kann man das Bestehen schwerer Nutritionsstörungen in den Nerven 
und Muskeln ausschliessen und die Lähmung als eine solche ansehen, 
welche innerhalb 5—8 Wochen (oft schon innerhalb 1—2 Wochen) 
zur Heilung kommen kann. Es muss dies letztere Wort deshalb 
       
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