Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

     
     
  
   
    
  
  
  
   
  
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404 Spastische Affektionen der Nerven. Kap. XXI. 
  
Erscheinungen und ihrer elektrodiagnostischen und elektrotherapeu- 
tischen Würdigung. Diejenigen Krampfformen und Spasmen, welche 
von Läsionen der Centralorgane abhängig zu machen sind, von Er- 
krankungen bestimmter Hirnterritorien (vgl. S. 381) oder von Affek- 
tionen des Rückenmarks werden nach den dort aufgestellten Grund- 
sätzen, vor Aliem durch die möglichste Beeinflussung des Krankheits- 
herdes selbst, elektrisch behandelt. Ergibt die Untersuchung, dass 
bei Spasmus in einem Nervengebiet ein Druck auf benachbarte sen- 
sible Nerven die Krämpfe beeinflusst oder lassen sich irgendwo sonst 
sogenannte „Druckpunkte“ auffinden, die oft entfernt von der eigent- 
lich leidenden Lokalität liegen können (am Rücken, an den Proe. 
spin. oder transversi, am Halse im Verlauf des Sympathikus), so 
richte man die Behandlung auf diese Punkte, durch welche die oft 
reflektorisch ausgelösten Krämpfe günstig beeinflusst werden können. 
Es ist hier vorwiegend der galvanische Strom in Anwendung zu ziehen: 
der eine Pol, meist die Anode, wird auf den Druckpunkt applizirt, 
die Kathode irgendwo am Körper: Rheostatbenutzung, Ein- und Aus- 
schleichen, nur mässig starke Ströme. 
Oder man applizirt den konstanten Strom direkt auf das leidende 
Nerv-Muskelgebiet; es kann hier vorkommen, dass irgend eine den 
motorischen Nerven schädigende oder reizende Veränderung des um- 
gebenden Gewebes (Narbe) vorliegt, welche man durch die kataly- 
tischen Einwirkungen des Stromes zu beeinflussen versucht, oder man 
applizirt den positiven Pol direkt auf den Nervenstamm, in der 
Absicht, Erregbarkeit und Leitungsfähigkeit des Nerven herabzusetzen. 
Wieder andere empfehlen starke absteigende Ströme auf Nerv und 
Muskel, die öfter unterbrochen werden sollen (Remak) und kom- 
biniren diese Art der Applikation, wie Benedikt, mit Volta’schen 
Alternativen. Der faradische Strom kann durch eine starke Erregung 
in dem vom Krampf ergriffenen Gebiet den Nerv und die Muskeln 
ermüden: dies scheint wenigstens die Erklärung der Erfolge auszu- 
machen, welche z. B. Frommhold durch seine sogenannten „schwellen- 
den Ströme“ (vgl. S. 351) erzielt hat. 
Was die Reaktion des von dem Krampf ergriffenen Nerv-Muskel- 
gebiets auf elektrische Reizung betrifft, so findet man, wie wir uns 
2. B. beim Tie convulsif und bei Accessoriuskrämpfen wiederholt 
überzeugt haben, auch bei genauer und mit allen Kautelen angestellter 
Untersuchung kaum ein vom Normalen abweichendes Verhalten. Zum 
Schluss dieser allgemeinen einleitenden Bemerkungen sei noch einmal 
darauf hingewiesen, wie viel schwerer oft die Eruirung der diesen 
     
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