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174. Koordinatorische Beschäftigungskrämpfe. 407
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besteht, oder wo im Verlaufe einzelner Muskeln oder an bestimmten
Stellen des Knochens oder in den Gelenken sich einstellende lebhafte
Schmerzen das Zustandekommen der komplizirten Aktion verhindern.
Findet man im Verlaufe bestimmter Nerven am Arm, an der
Schulter, in der Oberschlüsselbeingrube oder im Nacken auf Druck
schmerzhafte Punkte, so behandele man diese Stellen besonders mit
nicht allzustarken galvanischen Strömen (Anode auf die schmerz-
haften Punkte): man kann neben dieser lokalen Behandlung der
Schmerzpunkte noch eine Galvanisation des Halsmarks, resp. der peri-
pherischen Nerven des Arms verbinden. Neben den katalytischen
Einwirkungen des Stroms sind es noch seine erfrischenden Wirkungen,
die ja dem ermüdeten Muskelgebiet zu Gute kommen sollen; daneben
kann man aber auch wirkliche Paresen mit mässigen faradischen
Strömen behandeln und den faradischen Pinsel zur Bekämpfung der
an bestimmten Punkten lokalisirten Schmerzen in Anwendung ziehen.
Die Erregbarkeit der beteiligten Nerven und Muskeln für beide
Stromesarten hat uns und anderen kaum nennenswerte und dann nur
quantitative Abweichungen von der Norm dargeboten (meist eine
mässige Steigerung der Erregbarkeit). Die elektrische Behandlung
muss wenigstens 3—4 Mal pro Woche und dann für lange Zeit in
Anwendung gezogen werden. Wir brauchen wohl nicht. hinzuzufügen,
dass neben den elektrotherapeutischen noch manche andere Massnahmen
zu treffen sind, deren detaillirte Auseinandersetzung nicht hierher
gehört: vor allem ist es Ruhe und Enthaltung von der gewohnten
Arbeit, deren übermässige Ausübung die Krankheit herbeigeführt hat.
Die Erfolge einer auch sehr sorgfältig geleiteten elektrischen Behand-
lung sind nach unseren Erfahrungen nur in der Minderzahl der Fälle
sanz zufriedenstellende; seitdem die elektrische Behandlung von uns
nach dem Vorgange Anderer mit zweckmässigen gymnastischen Vebungen
und mit der Massage verbunden worden, scheinen sich die Misserfolge
zu verringern.
Ueberall wo bestimmte Muskelgruppen anhaltend in immer der-
selben Richtung tätig sind, können sich derartige „Insuffizienzen“ in
der kombinirten Tätigkeit derselben einstellen; am bekanntesten sind
neben dem sogenannten Schreibekrampf noch der Krampf (resp. die
Schwäche, das Zittern, die Schmerzen) bei Klavier- und Violinspielern,
bei Telegraphisten, Schneidern, Schustern, Uhrmachern, Kassirern,
Melkerinnen etc. ete. Die Art der Behandlung ist im Grossen und
Ganzen in :allen diesen Formen eine ähnliche.