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Tie douloureux; Trigeminusneuralgien. Kap. XXI.
durch 3—5 Minuten einwirken, um ebenso allmählich durch Ver-
minderung der Rheostatwiderstände sich aus der Kette auszuschleichen.
Um auch die in der Tiefe liegenden leidenden und schmerzhaften
Stellen zu beeinflussen, kann man den Strom quer und längs durch
den Kopf leiten, wobei die Anode an der leidenden Seite steht und
der Rheostat wie eben beschrieben benutzt wird. (Einige, wie Bene-
dikt z. B., appliziren die eine Elektrode wohl auch am „Sympathi-
kus“.) Die Sitzungen werden täglich wiederholt: oft sind die Erfolge
geradezu wunderbare (wir erinnern hier besonders an die Erfolge der
Behandlung, die Herr Kollege Weise?’ an sich selbst zu erfahren
Gelegenheit hatte); andererseits sind aber leider Reeidive hier eben
so wenig selten, wie bei anderen Behandlungsmethoden, daher eine
gewisse Vorsicht in der Prognose anzuraten!
Nicht selten sieht man aber auch von der einfachen Durch-
leitung eines stabilen konstanten Stroms, wobei eventuell sogar die
Kathode (wir erinnern hier besonders an die Erfahrungen Ross-
bach’s'5, welche dieser Autor bei Behandlung einer höchst schmerz-
haften Ischias an sich selbst machte) auf den Druckpunkten steht,
Erfolge; oder von der Anwendung mässig starker faradischer Ströme
(feuchte Elektroden): starke Hautreizung mit dem faradischen Pinsel
wird im Gesicht selten gut vertragen: dagegen lindert die Applikation
der elektrischen Hand (vgl. S. 351) häufig in zweckentsprechender
Weise die Beschwerden.
Anhangsweise mag hier noch der von Boudet?%0 besonders aus-
gebildeten Methode Erwähnung getan werden, durch schnell schwin-
sende Stimmgabeln neuralgische Zustände im Trigeminusgebiet und
auch Migräne zu behandeln. Ein etwa 1 Ctm. im Querschnitt halten-
des Holzplättchen wird an eine mit einer Elektrizitätsquelle ver-
bundenen Stimmgabel (217,5 Doppelschwingungen in der Sekunde
gebend) befestigt. und in die Nähe eines sensiblen Nervenastes auf-
gesetzt. Auf einer resistenten und nicht zu dicken Unterlage gelingt
der Versuch am besten. Die Schädeldecken schwingen wie ein Reso-
nanzboden mit: dadurch wird bei manchen Individuen eine Schwindel-
empfindung und später entschiedenes Schlafbedürfniss hervorgerufen.
Je stärker die Vibrationen, um so schneller der Eintritt der Wirkung
(Schmerzlinderung, lokale Anästhesie) und diese selbst von um so
längerer Dauer. Auch Mortimer Granville?%! erzielte dadurch,
dass er Nerven in Vibration versetzte, namentlich bei neurasthenischen
Individuen Erfolge, indem er seinen, der schwingenden Stimmgabel
offenbar ähnlichen „Perkuteur“ auf die empfindlichen Wirbel und
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