Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
430 Augenmuskellähmungen. Kap. XXV. 
sehr in der Nähe eines für irgend stärkere Ströme sehr empfindlichen 
Gebildes, des Augapfels. Daher also zunächst die Unsicherheit in der 
Diagnose: ist die Lähmung des N. abducens z. B., welche nach einer 
Erkältung entstanden ist, eine leichte in dem nun schon wiederholt 
erörterten Sinne oder eine schwere? Daher auch die Unsicherheit der 
Prognose und der Wechsel in dem Erfolg der Behandlung. 
Einige Autoren loben die Wirkung des faradischen Stromes, ‘den 
sie, natürlich in grosser Vorsicht, und mit ganz feinen, dünnen Elek- 
troden direkt auf die erreichbaren Muskelenden am Bulbus appliziren. 
Die meisten Individuen werden eine derartige Applikation kaum ruhig 
aushalten: man setzt dann die feine Elektrode (die andere ruht 
irgendwo am Körper, z. B. in der Hand des Patienten) möglichst nahe 
in die Umgebung des gelähmten Muskels auf (an den oberen oder 
unteren Rand der Augenhöhle, an den inneren oder äusseren Augen- 
winkel). Man beginne mit sehr schwachen Strömen, die erst allmäh- 
lich etwas verstärkt werden können. 
Mehr als von dem faradischen Strom kann man sich von der in 
die Tiefe dringenden Einwirkung des konstanten Stroms versprechen: 
auch hier empfehlen gute Autoren den direkten Ansatz der einen 
Klektrode (Kathode) an den Augapfel, möglichst nahe dem Muskel- 
ansatz: die Mehrzahl der Aerzte wird indess wohl von der Applikation 
der Kathode an die (die Anode ruht dabei im Nacken) während der 
Stromesdauer geschlossen gehaltenen Lider des Auges Gebrauch machen 
und zwar an Stellen, welche sich den paralysirten Muskeln am 
nächsten befinden. Sehr zu raten ist die Anwendung des Rheostaten, 
und die Benutzung nur schwacher Ströme: jede einzelne Sitzung wird 
die Dauer von 3—4 Minuten kaum überschreiten (Wendungen zu 
unterlassen). In nicht wenigen Fällen kann man sich oft unmittelbar 
nach einer Sitzung durch die Prüfung mit Prismen überzeugen, dass 
die Distanz der Doppelbilder vermindert ist, auch da, wo scheinbar 
die Beweglichkeit des Bulbus kaum zugenommen hat. War die Läh- 
mung eine „schwere“, so können aber Monate vergehen, ehe ein Er- 
  
folg eintritt; anderemale wurden innerhalb 2—3 Wochen schöne 
Resultate erzielt. Immerhin vergesse man dabei nicht, dass auch hier 
spontan Besserungen und Heilungen eintreten, wie es ja speziell bei 
den tabischen Augenmuskellähmungen eine bekannte Tatsache ist, 
dass sie ohne jedes therapeutische Zutun nach längerer oder kürzerer 
Zeit schwinden können. 
Bei Mydriasis, bei Lähmungen des Akkommodationsmuskels setzi 
man die Kathode direkt auf die geschlossenen Lider des Auges: die 
     
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