436 Faradischer Strom bei Ohrenleiden. Kap. AXV.
mittelst energischer Reizung durch die Kathode zu bessern, ist uns
bisher in nennenswerter Weise noch nicht ‘gelungen.
Dagegen hat Clarence J. Blake? gefunden, dass, wenn die
Kathode auf der Ohrmuschel des zu prüfenden oder zu behandelnden
Ohres, die Anode in der anderen Hand ruht, es gelingt, die Per-
zeptionsfähigkeit für hohe musikalische Töne um 3000—8000 Schwin-
sungen in der Sekunde zu erhöhen. lbenso wird auch die Intensität
des Tones vermehrt: alles dies dauert während der KaD an und so-
gar noch kurze Zeit nach KaO; unter dem Einfluss der Anode aber
schwindet die Wirkung schnell. Ferner erssheint es bei chronisch
katarrhalischen Affektionen des Mittelohrs, dass der Strom, welcher
das Ohrenklingen vermindert, die Hörfähigkeit erhöht und umgekehrt.
Die Anode mindert oft das Klingen, ohne die Hörfähigkeit zu steigern,
oft ist die Kathode für die Hörfähigkeitsbesserung ohne Nutzen und
steigert dabei noch das Klingen. Wird aber das Klingen zugleich
mit der Perzeptionsfähigkeit des Nerven erhöht, so ist dies gewöhn-
lieh nach dem Gebrauch der Kathode zu beobachten.
$ 191. Mit Verwerfung des konstanten Stroms benutzen andere
Ohrenärzte, wenn sie sich überhaupt der Rlektrizität bedienen, den
faradischen Strom, der durch die Erregung der in der Paukenhöhle
liegenden Muskeln, sowie der Muskulatur der Eustachischen Köhre in
der Tat Schwächezustände dieser offenbar für das normale Hören so
wichtigen muskulösen Apparate zu heben im Stande ist. Nach
Tröltsch '?? wenigstens leiden manche Kranke nach methodischer
Faradisirung (siehe oben S. 311) weniger an der „Ermüdung“ des
Ohres als früher und nach Weber-Liel?’® kann bei progressiver
Sehwerhörigkeit, wenigstens in frühen Krankheitsstadien, durch eine
intratubale laradisation (oder Galvanisation) schon nach wenigen
Sitzungen eine sehr erhebliche Besserung beziehungsweise Heilung er-
zielt werden.
Neuerdings sind auch von Katyschew'’® Beobachtungen mit-
seteilt, welche zeigen, dass unter dem Einfluss der Faradisation
der sympathischen Fasern am Halse die entzündliche Röte des
'Trommelfells bei Entzündungen und ebenso die des Mittelohrs nach-
lasse. Die Rötung, der Schmerz, das Ohrensausen mindern sich und
das Gehör selbst bessert sich mit der Zeit. Die jedesmalige Sitzung
soll 5—10 Minuten betragen und die erzielten Erfolge Stunden lang
anhalten. Weniger ausgesprochen seien alle diese Wirkungen bei der
Anwendung des konstanten Stromes: von Einfluss sind hier nur
m
— —