446 Atonie des Darms; Ileus. Kap. XXVI.
auf das Epigastrium zu setzen, während Meyer, aufmerksam machend
auf eine eventuell vorhandene Schmerzhaftigkeit der unteren Rücken-
wirbel, dorthin die Anode zu appliziren rät. Auch die direkte Fara-
disation der Magengegend kann versucht werden (Kussmaul, Richter,
Stein), doch vergesse man auch hier nicht, dass beiden meistsehrnervösen
(neurasthenischen) Individuen eine zweckentsprechende psychische bezw.
medikamentöse Allgemeinbehandlung nicht vernachlässigt werden darf.
Ueber die elektrotherapeutische Behandlung des als „nervöser
Magenschmerz, Kardialgie“ bekannten Leidens vgl. man 8 178.
$ 196. Ebenso wie bei der Magenerweiterung, welche auf Er-
schlaffung der Magenwandungen zurückzuführen war, hat man sich
bei atonischen Zuständen der Darmmuskulatur (einer der
häufigeren Ursachen chronischer Obstipation) der Elektrizität zur An-
regung der trägen oder ganz darniederliegenden peristaltischen Darm-
bewegungen mit Erfolg bedient. Man benutzt hier sowohl die per-
kutane, als auch die kombinirte Methode, und zwar entweder nur den
galvanischen oder nur (und zwar vorzugsweise) den faradischen Strom,
oder abwechselnd beide. Die Ursachen derartiger Darmerschlaffungen
sind teils in lange bestehenden Darmkatarrhen oder dem Missbrauch
stärkerer Abführmittel zu suchen, teils finden sich diese Zustände bei
Menschen von sitzender Lebensweise, bei nervösen, hypochondrischen
oder auch in Wahrheit an chronischen Hirn- oder Rückenmarkskrank-
heiten Leidenden. Man setze beide Elektroden eines nicht zu schwachen
faradischen Stroms in beide Weichen oder führe die eine als Mast-
darmelektrode (vgl. $ 140) einige Zoll hoch in den After ein, wäh-
rend man die zweite in die Weichen tief eindrückt: bei Benutzung
des konstanten Stroms setzt man die Anode entweder in die Gegend
der lendenwirbel oder führt auch sie in den Mastdarm ein (nicht zu
starke Ströme, öfters Wendungen), während man mit der Kathode
labil über den Unterleib gleitet. (Dauer der Sitzung 8—12 Minuten.)
Erfolge dieser Behandlungsmethode (welche bei chronischen Fällen
meist täglich, jedenfalls 3—4 Mal wöchentlich zu wiederholen ist)
sind von den besten Gewährsmännern (Stein '®, Erb?®, Searpari??
und anderen) berichtet.
Aber auch bei akut eintretender Atonie des Darms, sei es,
dass sie auf Traumen oder auf andere Ursachen zurückzuführen ist,
wo lleus droht oder schon vorhanden ist, hat sich die Anwendung
des faradischen Stroms namentlich, sei es nun blos perkutan oder in
der Weise, dass die eine Elektrode in den Mastdarm eingeführt wird,