472 Einige elektrodiagnostische Beobachtungen an Gesunden, sowie elektro-
8. Rechtsseitige, seit frühester Jugend bestehende, zu relativer Hei-
lung gelangte Facialislähmung. (Eigentümliches Verhalten der pare-
tischen Muskulatur.)
PEIRAB ‚ 18 Jahre alt, leidet seit ihrer frühesten Jugend an einer
durch Erkältung entstandenen rechtsseitigen Facialislähmung. Erst in Jüngster
Zeit ist sie zum ersten Mal elektrisch behandelt worden. In der Ruhelage des
Gesichts erscheint die rechte Lidspalte weiter als die linke, der Mund ist etwas
nach links hinüber gezogen; zeitweilig bemerkt man geringe, aber deutliche spon-
tane Zuekungen an der rechten Kinnmuskulatur. Beim Versuch zu aktiven Be-
wegungen (dabei kommt das rechte Auge nicht zum Schluss), zieht sich der. Mund
nach rechts, in der rechten Wange bildet sich ein Grübchen. Die elektrischen
Erregbarkeitsverhältnisse sind rechts, wie links im Wesentlichen die gleichen: höch-
stens wäre eine ganz geringe quantitative Herabsetzung der indirekten und direkten
Erregbarkeit für beide Stromesarten (aber keine Spur von Entartungsreaktion) an
der rechten Seite zu bemerken.
Die zum rechten Mundwinkel und Nasenflügel gehörigen Muskeln sprechen
bei faradischer Reizung schnell an, die Kontraktionen erscheinen beim Beginn der
Reizung wogend, wallend und bleiben (auch nach Unterbrechung des Stromes)
tonisch einige Momente bestehen, um sich langsam und unter erneutem Eintritt
zitternder Bewegungen auszugleichen.
(Eigene Beobachtung. Bernhard t.)
9. Schwere linksseitige (rheumatische) Facialislähmung. (18jähriges Mädchen.)
(Vgl. S. 285, ‚398.)
Elektrische Exploration:
A. Zu Ende der ersten Woche der Krankheit:
Keine Reaktion vom Nervenstamm oder den Aesten aus oder bei direkter
Muskelreizung mit dem faradischen Strom (selbst bei 3—2% Ctm, R. A.); rechts
prompte Reaktion bei 6 Ctm. R.A.)
Konstanter Strom:
Rechts (gesund) Links (krank)
Ast für die Unterlippen-Kinnmuskeln:
23° KaSz 10° keine Reaktion
Unterlippen muskulatur (direkt):
4° KaSz und ASz 73° KaSz und ASz.
Die Zuckungen sind auch links (an der kranken Seite) wenngleich schwach, so
doch noch prompt und blitzartig.
Also: bedeutende Herabsetzung der indirekten und direkten faradischen Erreg-
barkeit; desgleichen der indirekten galvanischen Reizbarkeit: die direkte galvanische
Erregbarkeit sehr vermindert, aber doch noch in höherem Grade vorhanden, als die
direkte faradische.
(Es fehlen übrigens Krankheitserscheinungen von Seiten des Ohres: Gaumen-
segel intakt, Geschmacksstörungen vorn links auf der Zunge nicht vorhanden.
B. Dieselbe Patientin untersucht am Ende der II. Kra nkheitswoche:
Ausgesprochene Entartungsreaktion. Die Verhältnisse für die Reizung mit
dem faradischen Strom dieselben.
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