diagnostische und elektrotherapeutische Beobachtungen an Kranken. 479
Ulnarseite) geltend. Die ganze linke obere Extremität blieb intakt, desgleichen
rechts sämmtliche Bewegungen der Schulter, des Oberarms und des Vorderarms.
Die rechte Hand kann mühelos gestreckt werden, desgleichen die Basalphalangen
der Finger, auch die Beugung der Hand, ihre Ad- und Abduktion kommt zu Stande
und ebenso auch die Beugung der Finger, welche sehr wohl zur Faust geschlossen
werden können. Die Bewegungen des Daumens sind bis auf die Adduktion frei.
Die Finger stehen (von der Rückseite her betrachtet) etwas von einander ab und
‘sind (besonders deutlich der 5. und 4.) im basalen Glied hyperextendirt, in den
beiden anderen Phalangen gebeugt: Spreizen und Wiederannähern der Finger ist
unausführbar. Die Zwischenknochenräume sind eingesunken, besonders der erste:
in auffallendem Gegensatz zu der atrophischen schlaffen Muskulatur des Kleinfinger-
ballens steht die wohlerhaltene Thenarmuskulatur. Der M. flexor carpi uln., sowie
der Flexor digit. profundus, desgleichen sämmtliche vom N. medianus und radialis
innervirte Muskeln sind direkt und indirekt durch beide Stromesarten in normaler
Weise erregbar. Vom N. ulnaris oberhalb des Handgelenks aus erfolgt auch bei
sehr starkem faradischen Reiz keine Reaktion: bei direkter Reizung der M. inter-
ossei und der Hypothenarmuskeln erfolgt eine eben noch sichtbare Reaktion. Er-
folglos ist auch die indirekte galvanische Reizung vom N. ulnaris oberhalb des
Handgelenks aus: die Mm. interossei direkt galvanisch gereizt, geben bei hohen
Stromstärken träge schwache Ka- und A-Schliessungszuckungen. Die Sensibilität
ist am ganzen kleinen und an der Ulnarseite des 4. Fingers erheblich gegen die
verschiedenen Reize (auch die Haut des Kleinfingerballens nimmt an dieser Sensi-
bilitätsabnahme Teil) herabgesetzt, aber nicht erloschen. — Unter fortgesetzter
(ralvanisation des erkrankten Nerv-Muskelgebiets empfindet die Kranke zur Zeit zu-
nächst eine subjektive Besserung.
(Eigene Beobachtung. Bernhardt.)
2l. Lähmung im Bereich des rechten Plexus brachialis (Erb’sche
Lähmung). Quantitativ herabgesetzte Erregbarkeit für beide Stromes-
arten, keine Entartungsreaktion. Heilung. (April, Mai 1880). (Vgl. S. 402.)
Kin um die rechte Schulter herumgehendes Tragband drückte dem 60 jährigen
Arbeiter P. beim Transport eines schweren Gegenstandes stark gegen die rechte
Regio supraclavieularis. Neben Schmerzen in dieser Gegend stellte sich eine Läh-
mung verschiedener Muskeln der rechten oberen Extremität ein und zwar des
M. deltoideus, biceps, brachialis internus und supinator longus (der Arm konnte
nicht zur Horizontalen gehoben, der Vorderarm nicht gebeugt werden). Auch die
Rollung des Arms nach aussen war mangelhaft; Druck in die Regio
infraspinata sehr empfindlich. Kriebeln, taubes Gefühl in allen Fingerkuppen (die
fünfte ausgenommen): alle anderen Bewegungen der Hand und Finger frei. Die
Untersuchung mit dem faradischen und konstanten Strom ergab nun zunächst, dass
man vom Erb’schen Punkte in der Reeio supraelav. aus alle velähmten Muskeln
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wenngleich weniger energisch als rechts und erst bei bedeutend höheren Strom-
stärken in Kontraktion versetzen konnte. Dasselbe konnte auch bei der indirekten
Reizung von den einzelnen Nervenstämmen aus und bei direkter Reizung der
gelähmten Muskeln erzielt werden: nie trat späterhin im Verlauf der Krankheit
lintartungsreaktion auf. Stets verliefen die deutlich gegen links schwächeren
Zuckungen prompt und blitzartig, stets überwog KaSz die ASz; A0z fehlte nicht
a