Full text: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876

  
Boyle’sches Gesetz. Feuerspritze. 41 
dass auch die atmosphärische Luft nur bis etwa 15 Atmosphären Druck 
dem erwähnten Gesetze folge. Dies letzte Resultat stiessen jedoch 
Arago und Dulong wieder um, und erst durch die entscheidenden 
Versuche Regnault’s wurde die Frage endgültig dahin entschieden, 
dass alle bekannten Gase nur annähernd dem Boyle’schen Gesetz fol- 
gen. Mitten in diese Bestrebungen, die Richtigkeit dieses Gesetzes 
zu prüfen, führte nun der Apparat, dessen sich Despretz bediente, 
ein grosses Sympiezometer mit Barometerröhren (Kat. 825, 168). Auch 
enthielt die Aussstellung einige Apparate, deren Anwendung die genaue 
Kenntniss des Boyle’schen Gesetzes bedingt, drei Eudiometer Dalton’s 
(Kat. 3346,21, 22 und 23, 559), und die Photographien zweier Volta’s 
(engl. Kat. 2. Aufl. 4566, 8 und 10, 899); endlich, wie hier erwähnt 
sein mag, die pneumatische Wanne, deren sich Black bediente (Kat. 
3358, 561). 
Feuerspritze. 
Die Erfindung der Feuerspritzen geht in das Alterthum zurück 1), 
Nach Vitruv2) sollsie Ktesibius erfunden haben, der im zweiten Jahr- 
hundert v. Chr. zu Alexandrien lebte. Sein Schüler Hero beschrieb 
“ bereits eine zweistiefelige. In Rom scheint man sie erst verhältniss- 
mässig spät eingeführt zu haben. Beckmann vermuthet, dass sie 
zuerst in den Feuerordnungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert in 
Deutschland erwähnt wird. Schott erzählt schon 1617 die erste ge- 
sehen zu haben. Es scheint, dass die Stadt Paris sie erst 1699 erhielt. 
1672 fügten die beiden Oberaufseher der Löschanstalten von Amsterdam, 
beide Jan van der Heyde, dem Apparate den Schlauch zur Leitung 
des Wassers zu. 
Alle diese Spritzen hatten jedoch noch keinen Windkessel. Dies 
folgt für Ktesibius’ Maschine aus der Beschreibung, die Hero?) von 
ihr giebt, ganz unzweifelhaft und ist auch in der eitirten Ausgabe seiner 
Schrift, zu der Sedileau die Kupfer lieferte, angenommen. Die Be- 
schreibung des Virtruv, aus der Olerk Maxwell®) die Thatsache 
entnimmt, dass die Feuerspritze desKtesibius bereits den Windkessel 
enthielt, spricht zwar von dem Druck der Luft, die sich ausdehnend 
das Wasser durch das Steigrohr hoch in die Luft spritze. Doch kann 
damit deshalb die in einem Windkessel abgeschlossene Luft nicht ge- 
meint sein, weil Vitruv den Deckel des „catinum“, welches Wort man 
mit Windkessel übersetzt hat, einem umgekehrten Trichter vergleicht, 
auch annimmt, dass das Wasser durch den Druck der mit in den Stiefel 
gedrungenen Luft bei niedergehenden Kolben in das catinum gepresst 
  
!) Beckmann, a.a. O. IV, 430 ff. 2) M. Vitruvii Pollionis de 
Architectura, L. X, ©. 12. ®) Veterum Mathematicorum opera, Parisiis 
1693, 181. *) Handbook to the Special Loan collection of Scientific Appa- 
ratus 1876, 87, 
  
 
	        
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