Full text: Wanderfahrten eines Kunstfreundes in China und Japan

   
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Peking I 325 
höhlenartigen Durchgänge der gewaltigen Hufeiſenmauern des Wu-men den 
erſten Hof des eigentlichen Palaſtes betritt. Es iſt zunächſt auch erſt ein 
breitgelagerter Vorhof, mit Marmor gepflaſtert, von niedrigen, galeriearti- 
gen Seitengebäuden flankiert, und auf Stufenterraſſen erhebt ſih gegenüber 
die breitgelagerte erſte Empfangshalle, das T’ai-ho-men, felbft erft eine lebte 
Zorhalle, ein riefiger Eingangsfanl, der nad Norden und Süden geöffnet 
iſt. Jn allen dieſen Mittelhallen wiederholt ſih der Grundtyp der chineſiſchen 
Haus- und Tempelhalle, der auf erhöhtem Unterbau ſeine breite Front nach 
Süden kehrt, eine gewaltige Konſtruktion aus hölzernen Pfeilern, Trag- und 
Sparrenwerk, die Wände zwiſchen den Pfeilern mit dur<hbrohenen Holz- 
füllungen und Türen verkleidet, darüber die {weren ruhenden Linien des 
doppelten, würdevoll ſih niederſenkenden Dachs. Unten iſ der weißſhim- 
mernde Marmor der Terraſſen, Treppen und Baluſtraden, darüber iſt alles 
Holzwerk mit rotem La> verkleidet, der vom Alter braun und riſſig geworden 
iſt, das Gebälk iſ blau, weiß, grün mit etwas Purpur und Gelb gemuſtert, 
die Dächer aber ſ{<weben mit ihren dunkelgelben glaſierten Kaiſerziegeln 
gleißend wie Gold vor dem durchſichtigen Blau des Himmels. Dies ſind die 
baulichen, die ſtofflichen und farbigen Grundmotive, die durch alle folgenden 
Höfe feſtgehalten ſind. Sie werden aber mit der feinſten Berechnung in 
immer neuer Weiſe abgewandelt, zu immer neuen und mächtigeren Wirkun- 
gen überraſchend geſteigert. Vom T'ai-ho-men herab überbli>t man einen 
tiefer liegenden, gewaltigen Marmorhof, dur deſſen Breite ein nah Süden 
ausgebauhter Waſſerlauf zwiſhen Marmorgeländern fließt und in der Mit- 
telahſe mit fünffahen Brücken überſpannt iſt. Von hier ſteigt wieder eine 
dreifah geſtufte Marmorterraſſe empor, über der die erſte der rieſenhaften 
Kaiſerhallen zum Himmel hinaufſteigt. Sie heißt T’ai-ho-tien, die Halle der 
großen Harmonie, die als Audienzhalfe bei den feierlichften Empfängen der 
Kaiſer gedient hat. Jhre inneren Dimenſionen ſind wie die äußeren gewaltig 
und von wahrer Erhabenheit. Es iſ ein Säulenſaal von der größten Breite, 
von mächtiger Höhe unter einer reich kaſſettierten De>e, in deſſen Mitte auf 
Stufen vor gegliederten Wandſchirmen ſic der alte Kaiſerthron erhob. Sein 
reicher, zum größten Teil goldſhimmernder Shmu> iſ noch gut erhalten, 
doch fehlen die drahengeſ<hmü>ten Teppiche, die den Boden und den unteren 
Teil der Säulen bede>ten. Hinter dieſer Halle ſenkt wieder ein rieſiger qua- 
dratiſher Hof ſich hinab, in deſſen Mitte auf dreifacher Terraſſe eine kleinere 
quadratiſche Halle ſi< erhebt: Chung-ho-tien, die Halle der Harmonie der 
Mitte. Sie hat wohl zu kleineren Empfängen des Kaiſers gedient, hier hat, 
wenn id) recht unterrichtet bin, auch das jährliche Gaſtmahl der Mandfchuren 
     
  
  
  
   
   
   
     
   
   
   
     
   
  
   
   
   
   
  
    
   
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
   
  
   
  
   
  
	        
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