366 Peking III
großer Zahl aufgebaut find, haben mir keinen großen Eindru> gemacht. Es
fcheinen mir foft durchweg etwas grobe Stüde, die mit den neu ausge-
grabenen Dingen Faum einen Vergleich aushalten, felbft wenn wirklich alles
alt und echt iſt. Jhre Bedeutung wird ſiher aus Unkenntnis übertrieben und
der hohen Herkunft wegen. Dagegen findet man im Hauptbau daneben einen
ungeheuren Reichtum an früher Keramik und allerſhönſtem Porzellan. Jch
bin hier zu wenig Spezialiſt und kann dieſe Fülle nur ſo im allgemeinen
ftaunend genießen. Natürlich gibt es auch Arbeiten in Silber und Gold,
Jade, Elfenbein, Bergkriſtall, La>, Cloiſonné u. dgl. in großer Menge
und beſter Qualität, doch meift aus den leßten Jahrhunderten. Beſonderen
Eindru> haben mir die herrlichen, geſti>kten Staatsgewänder des Mandſchu-
Hofes gemacht, von der Pracht und Harmonie ihrer bald ernſten, bald un-
endlich füßen Farbenflänge macht man ſih keine Vorſtellung. Es ſind dar-
unter auch ein paar Roben von Tänzern, die beweiſen, daß Ähnliches wie
die japaniſhen Kult- und Beſhwörungstänze bis in die jüngſte Zeit auh
am chinefiichen Kaiferhof forteriftiert bat. Man ſollte dem nachgehen, es
wäre der Mühe wert.
Die andere Abteilung iſt den Wên-hua, den Schriften und Bildern ge-
widmet. Man ſieht da Handſchriften von alten und neueren Meiſtern, von
Philoſophen, Staatsmännern und Dichtern, die von großartig ſtrenger
Hoheit oder von einer genialen, ſtrömenden Fülle und Leichtigkeit des ab-
fürzenden Pinſelwurfs ſind. Man begreift die chineſiſhe Schäßung des hier
fi) ausfprechenden Geiftigen, ohne daß man imſtande wäre, dieſe Dinge ana-
lyſierend in Stile und Arten zu gliedern. Auch die Malerei iſ ſehr reich
und recht gut vertreten. Am intereſſanteſten fcheinen mir ein paar Landichaf-
ten, die an den Stil der hochgefüllten Tuſchelandſchaft anſchließen, den das
Bild des Kuo Hſi im Nordpalaſt vertrat. Da ift von einem unbekannten
Sung-Meifter ein Übergang über den Bergpaß mit einer ſehr reichen, faſt
manierierten Bergaufrollung und vielen entzü>kenden Figürchen von Reite-
rinnen, Eſeln, Kamelen uſw. Farbig wie ein Gobelin erinnert es noh an
den T’ang-Stil, ebenfo eine winterliche Gebirgslandfchaft, eine Langrolle
von ſehr {öner Kompoſition, die den Namen des Sung-Malers Pen
Wöên-kuei trägt. Dem Kuo Hſi wird hier ein anderes Makimono, der Weg
dur die kalten Wälder von Sſetſhuan, zugeſchrieben. Es entrollt eine
Wanderung vom Yang-tſe aus dur wilde Felsklippen, Schluchten, Brücken
in immer phantaſtiſhere Bergwildniſſe. Die Felsgeſchiebe ſind ſ<wa< und
manieriert, viel feiner die Bäume, das Ganze graublau und rötlich ge-
tönt. Von dem Pian-Meifter Ni Ifan fab ich zwei Außerft zarte und durd-
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