Full text: Wanderfahrten eines Kunstfreundes in China und Japan

     
Abſchied von China 
  
deln auf den vertrauten Wegen ließ wie von ſelber Verſe entſtehen, die ih, 
ſo mäßig ſie ſind, als ein Andenken dieſes Morgens hier aufbewahren will. 
  
  
    
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
   
  
  
   
   
  
   
  
  
   
  
In dieſer duftig rings durhbrochnen Enge 
Der immer neuen, immer heitren Gänge 
Begehen wir — es iſ ſo leiht, ſo hwer — 
Ein ſtilles Feſt der frohen Wiederkehr. 
Die weißen Wände find mit leichten Bildern, 
Mit {warzen Schriften zart geſ<hmü>t. 
Sie deuten bloß, ſie wagen nicht zu ſchildern, 
Was ung bei jedem Schritt beglüdt. 
Natur umfängt und überhängt mit Bäumen, 
Mit Wipfelfülle- und gewundnem Stamm, 
Doch jeder ſcheint, gehegt, für ſih zu träumen 
Und jeder ſteigt und fällt wie ein Geſang. 
Sie drängen fi um einen Teich voll Schwüle, 
Der breit voll Lotosblatt und -blüten fehwebt. 
Geſtein und Brücken, Laubenweg und Stühle 
Sind rings, darob ein Hauch von Fäulnis webt. 
Der Felſen alte, za>ige Geſtalten 
Durchſchreiten wir, gewundnen Pfad hinauf, hinab. 
Der ſchönſte Stein ſteht in ſich ſelbſt gehalten, 
Ein Nimbus über ihm: Bananenblatt an Blatt. 
Und ſchon empfängt ung mit bewegtem Säuſeln 
Ein Bambushain. 
Am Hang der Föhrenwald, den Winde Eräufeln, 
Führt uns zum Gipfel der Einfiedelein. 
Verträumtes Wandeln, zärtlihe Gefühle 
Und Luſt der Augen ſchenkt dies Layrinth. 
Schuf es ein Weiſer, fern der Welt Gewühle? 
Und ward der Greis im Garten wieder Kind? 
Um 12 Uhr beſtieg ich in einem ſ{<mußigen Kanalhafen das winzige 
Schleppdampferchen, das mich nad Lo-hih bringen ſollte. Mehrere Saft: 
kähne hinter ſich, fuhr es langſam durch endloſe {<male Waſſerläufe, durch 
die Seen und Kanäle einer bis an den Horizont reichenden, ſanft begrünten 
Ebene, und ich konnte glauben, niht in China, ſondern irgendwo in Holland 
zu ſein. Um 5 Uhr endlich waren wir in Lo-chih, einem weit gedehnten ſtillen 
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