(C. O., 8. 33b.,' S. 783): „Obwol die Universität Tübingen
anjetzo mit einem trefflichen guten Matheniatico M. Michaele
Maestlino wol versehen, jedoch weil er sich nunmehr alt macht, und
zu solcher Professur man nit jedesmal gnugsam qualificirte Per
sonen haben kan, diser Supplicant aber ein Vornemmer Mathe-
maticus ist, können subsignirte in Underthenigkeit nit halten, daß
er- allerdings seiner obliaation zuerlassen, sondern hielten dafür,
daß Ihme bei andern Herrschafften sich umb dienst zubewcrben
gleichwol zngestatten seyn möchte: Wan aber unser Gnediger Fürst
und Herr bey der Universität zu Tübingen, oder in andere Weg
seiner bedürfftig und begehren>vurde, er sich jedesmalen nff erfordern
Zu stellen schuldig seyn soll. Beygelegten verserttigten und dedi-
cirten tractatum belangendt, würdt Ihrer F. Dt. gnedigen resolution
underthenig heimgestellt, Ihme destwegen einen gülden acht verehren
zulassen. Actum Stnttgartcn 5. May 1609. Probst Groeninger.
Lotter. Binder. Melch. Jaeger, Direktor. 54) Mutmaßlich litt
Maestlin damals an tiefer Schwermut (Günther, Herwart von
Hohenburg rc., S. 215). 5») O. O., 8. Bd., S. 785. Wie tief
Keplers Glaube, dem nur eben jede Spur von Zelotismus fehlte,
mit seinem ganzen Wesen verwachsen war, das thut uns sein Auf-
satz über das Abendmahl kund, den Frisch in seine Gesamtausgabe
aufgenommen hat (£. O., 8. Bd., S. 124 ff.). Unterricht vorn
H. Sacrament des Leibs rrnd Bluts Jesu Christi unseres Erlösers.
Für incirrc Kinder, Hausgesind, rrrrd Angehörige, Aus deren Ver
mahnung, so in den Evangelischen Kirchen vor der Arrßthailung
fürgelesen würt, hergenommen, und Frag- urrd Antworts weise
verfasset). 56) W^ den vorstehend genannten, katechetischcn Aufsatz
liest, muß die Überzeugung gewinnen, daß er seinesteils die Augs
burgische Konfession vollinhaltlich anerkannte; auch einem etwas
überflüssigen Zusatze der österreichischen Agende trägt er (a. a. O.,
S. 128) ausdrücklich Rechnung. Nur die von vielen Lutheranern
selbst als chimärisch bezeichnete „Ubiquitätshypothese" widerstrebte
seinem gesunden Sinne aus das äußerste, und gerade darin er
kannte das Stuttgarter Glaubensgericht den wahren Prüfstein des
Christentums. 57 ) Freiherr Helmhart von Joerger, der bekannte
Führer der Protestanten ob der Enns, lud Kepler am 20. De
zember 1610 (O. O., 8. Bd., S. 794 ff.) freundlichst nach Linz ein
58) O. O., 8. Bd., S. 796. 5») Kepler schreibt (D. O., 8. Bd,
S. 795) darüber sehr bekümmert an Vickenius. Bedenken der
Stuttgarter Kirchenräte Magirus, Grüning, Lotter, Binder und
Walch vom 25. April 1611 (O. O., 8. Bd., S. 803 ff.)
6») Ebd.. 8. Bd., S. 805. «2) Epp., 8. Bd., S. 804. 63) Ebd.,
8. Bd., S. 807. 6t) Dieser Bescheid ist nicht wörtlich auf uns
gekommen, aber es fehlen uns die Mittel nicht, denselben zu
rekonstruieren, so wie er ungefähr gelautet haben mag. Jni
Jahre 1619 pflog nämlich Kepler, der immer wieder auf seine
theologischen Bedenken in der Abendmahlsfrage zurückkam, eine