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Pendellänge und die Festsetzung des preußischen Längen
maßes, sowie seine in Ostpreußen ausgeführte Gradmessung
erwähnen, weil diese Arbeiten, namentlich die beiden ersten,
noch heute als vollgültige und nur selten erreichte Muster
erperimenteller Behandlung dastehen. Man kann ohne
Uebertreibung behaupten, daß die von Bessel bestimmte
Länge des einfachen Secundenpendels für Königsberg die
am genauesten bekannte Große ist, die es überhaupt giebt.
Was Bessel in der Wissenschaft geleistet, habe ich in
kurzen Zügen im Vorigen darzulegen versucht; erlauben Sie
mir nun noch über seine Persönlichkeit und seine Wirksamkeit
als Lehrer einige Worte zu sagen. Ich habe schon im Ein
gänge angeführt, wie Bessel, weit entfernt von jeder Pe
danterie, die größte Liebenswürdigkeit im Umgänge mit den
verschiedenartigsten Menschen entfaltete. Namentlich zeigte
sich diese seinen Schülern gegenüber. Er führte zuerst in
Königsberg den lebendigen Verkehr zwischen Lehrer und
Schüler ein, durch welchen er im Vereine mit seinen großen
Universitätsgenossen Jacobi und Neumann die dortige
Hochschule für lange Zeit zur Wiege für das Studium der
mathematischen Wissenschaften machte. Stets war er bereit,
den Fragen seiner Schiller zu antworten, ihre Arbeiten
durchzugehen und mit lehrreichen Bemerkungen zu versehen.
Stets nahm er Antheil an ihren Arbeiten und selbst in
eigenen Studien unterbrochen konnte ihn die von Seiten
eines seiner Schüler gelungene Besiegung einer Schwierigkeit
oder selbst die Vollendung einer größeren Rechnung seine
eigenen Untersuchungen für den Augenblick vergessen lassen.
Nur im Beobachten ließ er sich niemals stören, und mit
Recht, denn er wußte, daß der Königsberger Himmel sich
nur gar zu häufig in Wolken gehüllt dem Blicke des Be-