Full text: Reformation des Himmels

meinen Anruf erschienen ist, so müssen ihn wichtige 
Angelegenheiten so lange aufgehalten haben; denn ich 
glaube von ihm nicht weniger geliebt zu sein, als von 
mir selber. Sieh cla! ich sehe ihn aus jener glänzenden 
Wolke hervortreten, die, vom Hauche des Südwinds 
getrieben, gegen das Zentrum unseres Horizonts heran 
schwebt und nun, den flammenden Sonnenstrahlen weichend, 
sich im Kreise aufthut, als wollte sie diesen meinen 
herrlichsten Planeten umkränzen. 0 Du! heiliger Vater! 
Du hohe Majestät! ich danke Dir! Denn ich sehe meine 
geflügelte Gottheit aus jenem Mittelpunkt heraustreten 
und mit ausgebreiteten Schwingen die Luft durchsegeln, 
froh den Heroldstab in der Hand schwingend, winkt er 
mir und kommt, schneller als der Vogel des Zeus, 
prangender als der Vogel der Juno, seltsamer als der 
arabische Phönix. Bald ist er da, stellt sich freundlich 
zu meiner Seite und bezeigt mir seine einzige Liebens 
würdigkeit. 
IX. E x k u r s über das Wese n der V o r s e li u n g 
und das Gebet. 
rkur: Siehe, da bin ich, folgsam und geneigt Deinem 
Gebet, das Du mir gesandt hast, o Sofia! Denn Du 
riefest mir dringlich laut und Deine Bitte berührte mich 
nicht wie ein aromatischer Hauch nach ihrer gewöhnlichen 
Weise, sondern gleich dem durchdringenden und schnell 
beflügelten Pfeil eines widerglänzenden Lichtstrahls. 
fia: Du aber, meine Gottheit, sag mir, was bedeutet es, 
dass Du Dich trotzdem gegen alle Gewohnheit so spät 
einstellst ? 
rkur: Ich werde Dir die Wahrheit sagen, o Sofia; Dein 
Gebet traf mich oben an, als ich gerade aus der Unter 
welt zurückkam, wohin ich in die Hände des Minos, 
Aeakus und Radamantys zweihundertsechsundvierzig 
tausend fünfhundertzweiundzwanzig Seelen abgeführt 
hatte, nachdem verschiedene Schlachten, Hinrichtungen 
und Unfälle die Belebung eben so vieler Körper beendet 
hatten. Zufällig war nun bei mir die himmlische Sofia,
	        
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