Full text: Reformation des Himmels

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Südliche Krone: — Belohnung, Ehre, Ruhm. 
Da fragte Apoll: „Was soll aus dieser Krone 
werden? Wem bestimmen wir dieses Diadem?“ — „Dies, 
dies,“ antwortete Zeus, „ist jene Krone, welche nicht 
ohne hohen Beschluss des Fatums, nicht ohne Eingebung 
des göttlichen Geistes und nicht ohne grösstes Verdienst 
erwarten darf Heinrich III., der Unbesiegte, König des 
hochherzigen, mächtigen und kriegerischen Frankreich, 1 ) 
der sie sich ausser der Krone von Frankreich und Polen 
verspricht, wie er beim Antritt seiner Regierung durch 
die Wahl seines berühmten Sinnbildes bekundet hat, indem 
er zwei kleine Kronen zum Wappen nahm, über denen 
eine grössere und schönere schwebt mit dem Motto: 
„Tertia coelo manet.“ (Die dritte verbleibt dem 
Himmel.) Dieser allerchristlichste, fromme und reine 
König kann getrost sagen: Tertia coelo manet; denn 
er weiss, dass geschrieben steht: „Selig sind die 
friedfertigen, selig sind die ruhigen Gemüter, 
selig sind, die da reines Herzens sind; denn 
x ) Heinrich III., der letzte Valens, hatte sich schon als junger Prinz 
durch Geist und Tapferkeit ausgezeichnet und war daher von dem Pol 
nischen Reichstag zum König dieser Republik erwählt. Er befand 
sich in Crakau, als er durch den Tod seines Bruders auch auf den Thron 
von Frankreich berufen ward und nun jene von Bruno zur Veranlassung 
seiner geistvollen Huldigung genommene Devise annahm. Heinrich III. 
hatte sich das Verdienst erworben, dem Nolaner in Paris 1581 eine 
Existenz zu schaffen. Ihm widmete Bruno sein Werk „De umbris idearum. “ 
Bruno verdankte ihm auch sein Asyl beim französischen Botschafter 
Castelnau von Mauvissiere zu London. Gewiss liebte Heinrich III. die 
Wissenschaften, doch war er ein politischer Schwächling und das Urteil 
der Geschichte über ihn dürfte anders lauten, als das Lob Bruno’s. 
Jedenfalls war Bruno’s Dankbarkeitsgefühl gegen diesen König auf 
richtig und warm. Noch in Deutschland, zu einer Zeit, da Heinrichs III. 
Ansehen allgemein im Sinken war, gedachte Bruno seiner mit lobenden 
W T orten im Acrotismus. 
Die politische Schwäche Heinrich’s, der es nicht vermochte, in 
seinem Lande die Ruhe aufrecht zu halten und von einem Bürgerkrieg 
zum andern genötigt wurde, bis er als Opfer des mönchischen Meuchel 
mörders Jacques Clement fiel, vermochte es auch nicht, unserm Philosophen 
ein ruhiges Asyl in Paris zu gewährleisten. Heinrich war in der That 
friedfertig und liebte die Ruhe, „er hatte ein gutes Herz und wäre ein 
guter Fürst gewesen,“ urteilt von ihm de Thou, „hätte er nur ruhigere 
Zeiten gesehen.“ Allein der wilde Adel seines Landes bedurfte eines 
kräftigen Herrschers, und nicht eines gelehrten Dilettanten, um in Ruhe 
gehalten zu werden. 
Kuhlenbeclc, Giordano Bruno. 23
	        
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