Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1813 April 8. 
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müssen; aber unwillkürlich ist mir doch eingefallen, dass nicht alle 
Gascogner an den Ufern der Garonne geboren werden. Bonplain von 
Marseille hat sich hier auf Betrieb des Bureau des Longit. stellen 
müssen, um seine Beobachterfähigkeit zu beweisen, da man schon mit 
seiner Unthätigkeit sehr unzufrieden war. Er scheint keine besondere 
Aufnahme gefunden zu haben. Man wird wenigstens den Concierge 
Pons zum Adjoint promoviren, und ihm 1500 Fr. Gehalt geben. — 
Bonplain klagt über Mangel an brauchbaren Instrumenten. Unglück 
licherweise ist, wie man mir sagt, während seiner Abwesenheit von 
Pons mein' und besser beobachtet worden, als man es seit Thulis’ Tode 
von Marseille zu hören gewohnt war. 
Ich brauche Sie wohl nicht erst zu bitten, von allen literarischen 
Anekdoten in diesem Briefe keinen öffentlichen Gebrauch zu machen. 
No. 266. Gauss an Olbers. 1 ) [ns 
Göttingen, 1813 April 8. 
Recht herzlichen Dank für Ihren lieben Brief vom 28. März, welchen 
ich gestern erhalten habe, und für alles Interessante, was er enthält. 
Wie sehr beklage ich, dass Sie auch diesmal Ihre Rückreise nicht über 
Göttingen nehmen, aber freilich kann ich mir denken, dass Sie unter 
den gegenwärtigen Umständen so schnell als möglich nach der Heimath 
eilen. Also auch diesmal soll ich Sie, liebster Olbers, nicht umarmen. 
Wie könnte man jetzt ohne die grösste Noth die Seinigen verlassen! 
Das Einzige, womit ich mich tröste, ist die Hoffnung, dass es gegen 
Ende des Sommers ruhiger sein werde. Dann würde ich im Sept. 
suchen, das so lange entbehrte Glück zu gemessen. 
Sie nehmen immer einen gütigen Antheil an meinen wissenschaft 
lichen Arbeiten, liebster Freund, erlauben Sie also, dass ich Ihnen über 
einiges, was mich im letzten Winter beschäftigt hat, vorplaudere. Eine 
sehr interessante Arbeit ist mir die Theorie der Anziehung der ellip 
tischen Sphäroide gewesen, in Beziehung auf welche ich bei meinem 
letzten Aufenthalt in Gotha eine ganz überraschend einfache Auflösung 
gefunden habe. Einen Auszug daraus habe ich schon Anfang Nov. 1812 
La Place mitgetheilt. Die ausführliche Abhandlung 2 ) ist auch bereits 
*) Dieser und die folgenden beiden Briefe von Gauss, No. 267 und 270, sind 
in lateinischer Schrift geschrieben. Sch. 
2 ) „Theoria attractionis corporum sphäroidicorum, ellipticorum homogeneorum 
Gauss’ Werke Bd. V, S. 1 ff., sowie die Anzeige davon Bd. V, S. 279. Sch. 
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