Olbers an Gauss. Bremen, 1817 Juli 14.
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Ihnen sehr verbunden. Auch ein negatives Resultat ist hier wichtig,
und ich weiss doch nun, dass dort nichts zu suchen ist.
Ueber Gerling’s Anstellung freue ich mich ungemein. Von Wäch
ters Schrift habe ich noch nichts gesehen. — Burckhardt hat mir
seine Tafeln der kleinsten Theiler der ersten drei Millionen geschickt.
Ich fand ihn bei meinem Aufenthalt in Paris mit dieser Arbeit be
schäftigt, die er sich auf eine sehr sinnreiche Art erleichtert hatte.
Er ist schon bis zur sechsten Million fertig, wenn sich nur ein Ver
leger zu dieser Fortsetzung willig findet,
Sagen Sie mir doch, aber vergessen Sie es nicht, was war an der
Ihnen zugeschickten Abhandlung des Hrn. v. Kramer. Hat der Mann
wirklich solide Kenntnisse? Ich habe mich, unter uns gesagt, bisher
etwas entfernt von ihm gehalten.
Bei Gelegenheit der von Ihnen erwähnten Berechnung eines Doppel-
Objektivs fällt mir ein, ob Sie in Benzenberg’s neuesten Briefen über
Paris den Aufsatz: „Ueber den Nachtheil der Gelehrsamkeit“ gelesen
haben? Namentlich verhöhnt er darin die theoretischen Bemühungen,
die achromatischen Objektive zu verbessern. Ich halte viel von Ben
zenberg, aber seine abspreclienden Urtheile über Dinge, die er eigent
lich gar nicht versteht, sind mir äusserst zuwider.
Von der Astron. Zeitschrift höre ich seit langer Zeit nichts. Ich
selbst habe das Nov.- und Dec.-Stück noch nicht erhalten, und von
diesem Jahr noch gar keines gesehen. Wird sie noch fortgesetzt?
Pond hat zu seiner Abhandlung über die Parallaxe der Fixsterne
einen Nachtrag geliefert, worin er erwähnt, der weiche Winter habe
ihm Gelegenheit gegeben, die Temperatur in seinem Observatorio mit
der äusseren Luft gleich zu erhalten, und nun fielen auch die kleinen
Unterschiede zwischen den Sommer- und Winterdekl. bei a Lyrae weg,
die bisher auf eine kleine Parallaxe zu deuten schienen.
No. 334. Olbers an Gauss. [is7
Bremen, 1817 Juli 14.
Vor wenig Stunden erhalte ich von Lindenau die Mailänder Ephe-
meriden für 1817, und Sie können leicht denken, dass ich gleich mit
grosser Neugierde Mossotti’s neue Analyse des Problems der Bahn
bestimmung himmlischer Körper durchlaufen habe. Eine so flüchtige
Lektüre dieser Abhandlung, deren völliges Verstehen mir noch durch
meine wenigen Kenntnisse in der italienischen Sprache, durch die ausser