Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1824 Februar 2. 
Steine gemacht sind, so dass alle Korrektion nicht ausreiche. Ob 
dem wirklich nicht abgeholfen werden könne, lasse ich dahin gestellt 
sein, allein es ist ebenso gewiss, dass es möglich ist, mit einem gar 
nicht berichtigten Instrument ebenso gute Beobb. zu machen, wie mit 
einem berichtigten. Dieselben Operationen, die fortwährend dazu dienen 
müssen, die Zulänglichkeit der Berichtigungen zu prüfen, können ebenso 
gut dazu dienen, die Abweichungen zu messen, und so bald ihre Grösse 
bekannt ist, lässt sich ihr Einfluss berechnen: der Kalkül ist aber die 
schärfste Korrektion, schärfer als jede Hand und jede Schraube. Dass 
man die Instrumente (wenn man kann) berichtigt, geschieht nicht der 
Schärfe, sondern der Bequemlichkeit wegen, und weil der Kalkül nicht 
die Sache jedes Routinier wie Kmeth und Zach ist. Ob nun Pasquich 
wirklich durch anderweitige Beobb. die Korrektions-Elemente seines 
Instrumentes kennt, weiss ich freilich nicht gewiss, aber möglich ist es 
doch, und Pasquich’s mathematische Einsichten sind dazu gewiss hin 
reichend. So lange das Gegentheil aber nicht bewiesen werden kann, 
scheint es mir empörend, eine Verfälschung oder Erdichtung als be 
wiesen zu behaupten, und das Wenigste, was man tliun kann, ist zu 
sagen: non liquet. Schumacher 1 ) schreibt mir, er sei von Pasquich's 
vollkommener Unschuld überzeugt. Ich wünschte sehr, theuerster Olbers, 
Ihre Ansicht hierüber zu erfahren. 
No. 49i. Gauss au Olbers. * 2 ) [230 
Göttingen, 1824 Februar 2. 
Xothwendig muss ich heute noch einmal auf die Polhöhe meiner 
Sternwarte zurückkommen. 
Ich habe Ihnen gestern geschrieben, dass ich 1) wenn mein In 
strument keine Flexion hat, von meiner Polhöhe 51° 31' 48",7 nichts 
ablassen kann, 2) dass ich das Dasein einer merklichen Biegung an 
sich gar nicht für unmöglich halte, da die sehr wenigen bisherigen 
Beobb. aus dem W asserhorizont (die genau genommen eine kleine Bie 
gung in dem Sinne, dass das Instrument die Z.-D. zu klein angiebt, 
wirklich andeuteten) lange nicht zureichen, dies zu entscheiden, 3) dass 
aber, wenn eine Biegung in dem Sinne, wie ich gesagt habe, eine 
*) Brief No. 199 im Briefwechsel Gauss-Schumacher. Krm. 
2 ) Der Brief ist in deutscher Schrift geschrieben. Yergl. zu dem Inhalte dieses 
Briefes auch Brief No. 143 im Briefwechsel Gauss-Bessel und No. 200 im Briefwechsel 
Gauss-Schumacher. Krm.
	        
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