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Dynamene — Ebbe und Flut.
Dynamene, Planetoid (200).
Dynameter (griech., »Kraftmesser«),
ein Instrument zur Messung der Ver
größerung, welche das Okular eines Fern
rohrs gibt. Man findet dieselbe am ein
fachsten nach einem von dem englischen
Optiker R a m s d e n um 1779 angegebenen
Verfahren, wenn man das Fernrohr auf
einen entfernten Gegenstand einstellt, so
daß man denselben scharf erblickt. Hält
man jetzt ein durchsichtiges Blättchen, etwa
ein Stück geöltes Papier, vor das Okular,
so erscheint auf demselben ein heller Kreis,
welcher nichts weiter ist als das Bild der
Objektivöffnung des Fernrohrs, und wenn
man das Blättchen in diejenige Entfernung
vom Okular bringt, in welcher der Kreis
am schärfsten erscheint, und seinen Durch
messer mißt, so gibt das Verhältnis dieses
Durchmessers zu dem des Objektivs die ge
suchte Vergrößerung. Um nun die Mes
sung des hellen Kreises möglichst scharf
ausführen zu können, gab Ramsden ein
D. an, das aus einer äußerst dünnen durch
sichtigen Hornplatte besteht, auf welcher
in gleichen Abständen feine Parallellinien
gezogen sind. Auf diese Platte läßt man
den Kreis fallen und beobachtet mit einer
Lupe die Zahl der Teilstriche, welche der
Durchmesser des kleinen Kreises deckt.
Ebenso mißt man den Durchmesser des
Objektivs. Hätte dieser 450 Teile, der
Durchmesser des hellen Kreises aber 3, so
wäre die Vergrößerung ^ — IbOfach.
Eine kompendiöse Form des Ramsden-
schen Dynameters ist das von dem Lon
doner Optiker Adams an
gegebene Aurometer (s.
Figur).Dasselbc besteht aus
drei ineinander verschieb
baren Röhren, deren erste
die Augenöffnung und die
Sammellinse 6 enthält;
in der zweiten befindet sich
bei Kn das mit seinen Pa
rallellinien verscheneHorn-
blättchen, die dritte Röhre
Klmn dient zum Aufsetzen
auf das Okularende des
Fernrohrs.
Bertous D. besteht aus einer Metall
platte mit einer keilförmigen Öffnung,
welche man so hält, daß die Seiten der
Öffnung genau die entgegengesetzten Rän
der des kleinen Bildes der Objektivöffnung
berühren; eine Skala gibt dann den Durch
messer des Bildes an.
Ebbe und Flut, an der deutschen Nord
seeküste Tiden (mit langem i zu sprechen),
nach Berghaus' Vorschlag oft Gezeiten
genannt, nennt man das an den Küsten
des Weltmeers zweimal im Lauf eines
Mondtags (24 Stunden 50 Min. 28 Sek.
mittlere Zeit) eintretende Fallen und
Steigen des Wasserspiegels. Die Erschei
nung ist eine Folge der Anziehung, welche
der Mond und die Sonne auf die feste
Erde und ihre Wasserhülle, den Ozean,
ausüben. Um eine klare Vorstellung da
von zu erhalten, denke man sich zunächst
einmal die Erde ringsum mit Wasser be
deckt; a (s. Figur) sei der dem Mond M
zunächst gelegene Teil des Ozeans, b der
ihm diametral entgegengesetzte, vom Mond
abgewendete. Dann wird a wegen ge-
E.
ringerer Entfernung des Mondes stärker
von diesem angezogen als die Erde, es
muß also bei a eine Wasseranhäufung
stattfinden; anderseits wird aber die Erde
stärker vom Mond angezogen als die
Wassermasse bei d, was zur Folge hat, daß
auch bei b das Wasser sich höher über der
Erdoberfläche erhebt. Das Wasser, welches
nötig ist, um die Wasserberge bei a und b
zu bilden, muß von den übrigen Gegenden
der Erde dahin strömen, und so kommt eö
denn, daß indemjenigenMeridian, in wel
chem der Mond eben kulminiert, und dem
um 180° davon entfernten ein Wasserberg,
die Flut, entsteht, während in den um 90°
beiderseits davon entfernten Meridianen
tiefster Wasserstand oder Ebbe eintritt.
Die gleicheWirkung wie derMond, bloß