138 Fernrohr (Reflektoren).
hat er daher eine größere Anzahl Stütz
punkte angewandt, und für noch größere
Öffnungen hat er vorgeschlagen, eine mitt
lere Stütze anzubringen oder das Rohr
hermetisch zu schließen und mit kompri
mierter Luft zu füllen, die einen Teil des
Objcktivgewichts tragen soll.
Daö Rohr wird bei großen Instrumen
ten aus Eisen oder Holz hergestellt; meist
hat es die Form einer Zigarre, d. h. eö ist
an den Enden enger als in der Mitte. So
hat das Rohr des Newallschen Teleskops
bei 32 Fuß Länge in der Mitte 32 Zoll
Durchmesser, am Objektivende 29 und am
Okularendc 22 Zoll. Der mittlere Teil,
an welchem die Drehungsachse angebracht
ist, hat auch bei größern Instrumenten
oft die Form eines Würfels. Am Okular
ende sind einige verschiebbare Röhren an
gebracht, die zur Aufnahme des Ökulars
und zu der dem letztern angemessenen
Verlängerung des Rohrs dienen.
Am untern Ende ist bei größern
Fernrohren (auch- bei Reflektoren) noch
ein kleineres F., ein sogen, eucher, an
gebracht, dessen Achse genau parallel zu
derjenigen des Hauptrohrs sein muß.
Dasselbe dient zur Einstellung des Rohrs,
da bei dem kleinen Gesichtsfeld, welches
große Instrumente besitzen, das Aufsuchen
des Objekts mit ihnen nicht möglich sein
würde. Der Sucher hat ein großes Ge
sichtsfeld, aber geringe Vergrößerung.
Die Ausstellung großer Refraktoren er
folgt fast immer als Äquatorial <s. d.).
10) Das dioptrische F. ist eine Er
findung der Neuzeit. Brillen, also ein
fache Linsen, fertigte man in Italien schon
um 1300, und ein in der Kirche Maria
Maggiore zu Florenz noch vorhandener
Grabstein von 1317 bezeichnet Salvino
degli Armati als chren Erfinder. Ein
Italiener, der Neapolitaner Giambat
tista della Porta, will auch um 1589
durch Kombination einer Sammel- und
einer Zerstreuungslinse eine Vorrichtung
zustandegebracht haben, durch welche man
sowohl nahe als ferne Objekte deutlicher
und größer erblickte. Die erste sichere Kunde
von der Erfindung der Fernrohre kam aber
im Herbst 1608 aus den Niederlanden. Wer
indes der eigentliche Erfinder ist, ob der
Brillenmacher Zacharias I o a n i d e s
oder Jansen, der nach 1590 das zusam
mengesetzte Mikroskop erfand, oder der
Brillenmacher Johannes Laprey oder
Lippersheim, aus Wesel gebürtig, der
1619 in Middelburg starb,' wissen wir
nicht. Doch erhielt der letztere2. Okt. 1608
gegen Einsendung eines mit Kristalllinsen
versehenen Fernrohrs von den General
staaten ein Patent auf die Herstellung sol
cher Instrumente. Die holländischen Fern
rohre, auö einer Sammellinse als Objektiv
und einer Zerstreuungslinse als Okular
bestehend, kamen nun in den Handel und
wurden auch vielfach nachgeahmt, so von
Galilei 1609, von dem Glasschleifer
Jakob Metius in Allmar u. a. Die
astronomischen Entdeckungen Galileis sind
mit solchen selbstgefertigtcn Instrumenten
gemacht worden. Einige Jahre später gab
dannKepler in seiner »Dioptrik« (1611)
die Beschreibung des einfachen astronomi
schen Fernrohrs, welches wahrscheinlich
zuerst von dem Jesuiten Scheiner in
Ingolstadt ausgeführt und zu Sonnen-
fleckenbcobachtungen benutzt worden ist.
Als Visiermittel an astronomischen In
strumenten wurde das mit Fadenkreuz ver
sehene F. erst von den Franzosen Auzout
und Picard benutzt, in konsequenter Weise
seit 1667, und nach dieser Zeit wurden auch
Sternbeobachtungen bei Tage üblich. Von
Picard wissen wir j. B., daß er 3. Mai
1669 den Regulus rm Meridian beobach
tete 13 Minuten vor Sonnenuntergang,
»was bis dahin noch nicht geschehen war«,
wie er bemerkt. Indessen eristiercn schon
einzelne ältere Tagesbeobachtungen mit
dem F.; so sah z. B. Gaultier in Air
den Merkur 1. März 1611 nach Sonnen
aufgang, und auch Morin beobachtete wie
derholt 1634 noch nach Sonnenaufgang
Sterne, auf welche er vor demselben dasF.
eingestellt hatte.
II. Reflektoren.
11) Wir haben bereits daran erinnert,
daß der Hauptanlaß zur Konstruktion von
Spiegelteleskopen in der vermeintlichen
Unmöglichkeit der Herstellung achroma
tischer Linsen lag. Indessen ist Newton
nicht der erste, welcher sich mit der Kon
struktion dieser Instrumente beschäftigte.