140 Fernrohr (Reflektoren).
bet sich das Okular, welches rings um bas
Rohr herumgeführt werben kann, wie es
der Beobachter wünscht. Letzterer steht auf
einem Beobachtungsstuhl, ber sich auf
Schienen rings um das Instrument schie
ben läßt.
14) William Her schel baute seine Te
leskope anfangs nach Newtons und Gre
gorys System, als er aber an die Herstel
lung eines Reflektors von 40 Fuß Brenn
weite ging, bediente er sich einer andern
Anordnung. Der große Spiegel 8 8 wurde
etwas schräg in den untern Teil des Rohrs
eingesetzt (vgl. Fig. 7), so daß sich das
Bild am Rande der obern • den Sternen
zugewandten Öffnung des Rohrs bildet,
wo es durch das Okular o beobachtet wird.
Der Beobachter kehrt also dem Objekt den
Rücken zu, und sein Kopf bedeckt einen
Teil der Öffnung des Rohrs. Letzteres
schadet nichts bei sehr großen Teleskopen,
und nur für solche ist daher das System
brauchbar.
45) Nach Herschel haben sich besonders
Lassetl und Lord Rosse mit Anfer
tigung großer Spiegelteleskope beschäftigt.
Das Instrument, mit welchem Lassell
1862—65 auf Malta beobachtete, hat ei
nen Spiegel von 4 Fuß (1,22m) Öffnung
und 37 Fuß (11,40 m) Brennweite; dasje
nige , welches Lord Rosse in Parsons-
town bei Dublin aufstellte, ist mit einem
Spiegel von 6 Fuß (1,83 m) Öffnung und
55 Fuß (16,76 m) Brennweite versehen.
Des großen von Grubb gefertigten Mel-
bourner Reflektors ist bereits gedacht wor
den; Fig. 8 gibt eine Totalansicht dessel
ben. So große Spiegel haben auch einsehr
bedeutendes Gewicht, und es ist daher not
wendig, sie auf eine geschickte Art zu un
terstützen, damit keine Biegungen eintreten,
welche Verzerrung der Bilder herbeiführen
und das Instrument unbrauchbar machen
würden. Dazu dient im allgemeinen ein
System von Hebeln, welche an einzelnen
Punkten gegen den Rücken
des Spiegelgehäuses drücken.
Um eine Vorstellung zu geben
von den Gewichten, um welche
es sich hier handelt, lassen
wir die auf den Melbourner
Reflektor bezüglichen Zahlen
hier folgen. Derselbe ist
äquatorial montiert, wie die
meisten größern Fernrohre.
Der untere Teil des Tubus (der Röhre)
ist aus Metallplatten, der obere aber ans
Gitterwerk hergestellt. Es wiegt nun
der Spiegel mit Montierung .
1590 Kilogr.
der untere Teil des Tubus .
590 -
der gitterförmige Teil . . .
die Polarachse (12 Fuß — 3,66
620 -
m lang)
die Deklinationsachse (9 Fuß —
1450 .
2,74 m)
Befestigung des Tubus an der
680 -
Deklinationsachse ....
500 .
Gegengewichte zur Entlastung.
2130 -
verschiedene Nebenteile . . .
680 -
Gesamtgewicht: 8240 Kilogr.
16) Über die Leistungsfähigkeit der Re
flektoren im Vergleich zu den Refraktoren
sind vor einigen Jahren von Robinson
anläßlich der Prüfung des Melbourner
Reflektors Untersuchungen angestellt wor
den. Nach Robinson werden in einem Re
flektor nur40Proz. des einfallenden Lichts
nutzbar gemacht, während das übrige in
folge mangelhafter Reflexion verloren geht.
Dagegen ist bei Linsen der Verlust durch
Reflexion und Absorption weit geringer.
Bei direkten Versuchen mit einein Zöllner-
scheu Photometer ergab sich die durchge
gangene Lichtmenge von einem Objektiv von
2 3 /4 Zoll Durchm. von Dollond . . 55 Pro;.
5'/- - - Cauchoix. . 68 -
30& - - Fraunhofer. 74 -
5Va - - - Cooke, Glas
von Chance 79 -
12 . . - Grubb . . 84 -
In diesen Zahlen spricht sich zunächst ein
gewaltiger Fortschritt in der Anfertigung
astronomischer Objektive aus. Nimmt man
iiun aus ihnen den Mittelwert (72), so
erkennt man, daß die Öffnungen eines
Fig. 7.
Herschels Teleskop.