158 Foucaults Pendelversuch.
tig im Zimmer herumbewegt. Ist z. B.
die Schwingungsebene mit einer Wand
des Zimmers parallel, so werden die
Schwingungen beständig parallel zu dieser
Wknd von statten gehend wie man sich auch
bewegen und drehen mag. Hat man aber
ein Pendel von größerer Länge mit einem
schweren Gewicht, dessen Schwingungen
lange fortdauern, so bemerkt man nach
einiger Zeit eine Drehung der Schwin-
S igsebene, die in derselben Richtung vor
geht wie die Bewegung der Zeiger
einer Uhr. Es ist dies eine Wahrneh
mung, welche in der Drehung der Erde,
die nach der entgegengesetzten Richtung
von statten geht, ihre einfache Erklärung
findet.
Denkt man sich das Pendel über einem
Pol der Erde aufgehängt, so hat ein jeder
Meridian sich nach Ablauf einer Stunde
um 15° weiter nach O. gedreht, und wenn
daher die Schwingungsebene des Pendels
ursprünglich mit der eines bestimmten
Meridians zusammenfiel, so wird sie nach
Verlauf einer Stunde um 15° nach W.
abweichen. Im Laufe von 24 Stunden
wird daher die Pendelebene bezüglich der
Umgebung eine vollständige Umdrehung
in der Richtung von S. über W. nach
N. rc. vollziehen.
Weniger einfach ist die Sache, wenn der
Versuch an einem andern Orte, dessen
geographische Breite q> ist, angestellt wird.
Die genaue Erörterung der Erscheinung
ist hier sehr schwierig und übersteigt bic
Grenze der elementaren Mathematik; die
Hauptsache indessen kann man sich auf
folgende Weise klar machen. Wir wollen
die Erde kugelförmig annehmen und ?
als Beobachtungspunkt betrachten (i. Fi
gur); N sei der Nord-, 8 der Sudpol,
A A der Äquator, NPS der durch P
gehende Meridian, P'PL, der Parallel-
kreiö, dessen Halbmesser PM = a-cos y
ist, wenn a den Kugelhalbmesser bedeutet.
Vgl. hierzu die neben der Hauptfigur be
findliche Darstellung des Meridians mit
den Punkten NPSM, dem Kugelmittel
punkt 0 und dem Radius OA des Äqua
tors, aus welcher sich NP — OP sin
(90°—q>) = a ■ cos q> ergibt. Ferner ist
in P eine Tangente an den Meridian ge
legt, welche in T die Verlängerung der
Erdachse schneidet. Aus der Nebenfigur
ist dann ersichtlich, daß P T = a • tan
(90°—<jt>) = a - cot <jP ist. Diese Tan
gente stellt die Mittagslinie des Punktes
P dar. Nach Verlauf einer kurzen Zeit
hat sich nun die Erde gedreht, so daß P
nach Pi gekommen ist. Die jetzige Mit
tagslinie Pi T bildet dann mit der frühern
P T einen Winkel, welcher uns näherunas-
weise die Größe angibt, um welche sich die
Schwingungsebene deS Pendels gedreht
hat. Nehmen wir nun an, die Drehung
des Meridians sei in einer Sekunde (dem
86,400. Teil von 24 Stunden) erfolgt, so
können wir das kleine Stück Parallelkreiö
PP t ohne merklichen Fehler als eine ge
rade Linie oder auch als Bogen eines
Kreises von beliebigem Halbmesser be
trachten. Der Winkel PLIP^ am Mittel
punkt LI des Parallelkreises ist nun der
86,400. Teil von 360° oder 15" und der
Bogen PPi daher der 86,400. Teil des
anzen Parallelkreises 2a-cos (p-n{jrz=
,1416, s. Kreis) oder
-Q -Q 2a-cos cp-Ti
± ^ 1_ “ 86,400
Betrachtet man aber T als Mittelpunkt,
TP = a- cot q> als Halbmesser, und
nimmt man an, der Zentriwinkel PTP t
habe x", so ergibt sich, weil ein Bogen
von 1" der 1,296,000. Teil des Kreis
umfangs ist, für PP* der Wert
^■P, 2a cot (p ti x
1296Ä00