Full text: Lexikon der Astronomie

Fußpunkt. 
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man auf jedem Wasserspiegel, auf welchem 
man durch Hineinwerfen von Steinen an 
verschiedenen Stellen Wellenringe erzeugt, 
die Beobachtung machen, daß da, wo ein 
Wellenberg des einen Zugs auf ein Thal 
des andern stößt, eine^Ausgleichung ein 
tritt, wenn die Höhe des erstern gleich der 
Tiefe des letztern ist, daß dagegen ein 
Berg von doppelter Höhe oder ein Thal 
von doppelter Tiefe entsteht, wenn Wellen 
berg mit Wellenberg oder Thal mit Thal 
zusammentreffen. Dieselbe Erscheinung, 
die man eben mit dem Nanien Inter 
ferenz bezeichnet, findet auch bei den 
Athenvellen statt. Nun besteht unsre At 
mosphäre aus Schichten von ungleicher 
und vielfach wechselnder Dichte; die von 
einem Stern ausgehenden Strahlen wer 
den daher in mannigfacher Weise ge 
brochen und von ihrer Bahn abgelenkt, 
und es werden infolge davon zu gleicher 
Zeit Strahlen in unser Auge gelangen, 
die einen verschiedenen Weg zurückgelegt 
haben. Sind die Wege zweier solcher Atber- 
wellen um eine ungerade Anzahl Halber- 
Wellenlängen verschieden, so treffen hier 
Wellenberg und Wellenthal zusammen, 
und sie heben sich beiderseitig auf. So er 
klärt cs sich, daß der Stern momentan 
verschwindet, um im nächsten Augenblick, 
wenn Wellenzüge, die eine andre Weg 
differenz haben, ins Auge gelangen, wieder 
sichtbar zu werden. Das Licht der Sterne 
ist aber nicht einfach, sondern aus ver 
schiedenfarbigen Lichtarten zusammenge 
setzt, die sich durch ihre Wellenlänge 
unterscheiden. Es kann daher kommen, 
daß durch Interferenz die eine Farbe ver 
nichtet wird, wodurch dann die Mischfarbe 
der übrigen zum Vorschein kommt. So 
erklärt sich der mit dem Funkeln ver 
bundene rasche Farbenwechsel. Daß bei 
den Planeten mit größer» Scheiben kein 
merkliches Funkeln eintritt, kann darin 
seinen Grund haben, daß hier eine Kom 
pensation und ausgleichende Farbenver 
mischung der Strahlen, die von verschiede 
nen Punkten der Scheibe Herkommen, 
stattfindet. Die Planetenscheibe erscheint 
wie ein Aggregat einzelner Sterne, welche 
das durch Interferenz vernichtete Licht 
egenseitig ersetzenuud so wiederzu weißem 
icht oder überhaupt zu der eigentüm 
lichen Farbe des Planeten ergänzen. Daß 
die Häufigkeit des Farbeuwechscls beim 
F. d.S., entsprechend dem dritten Dufour- 
schen Gesetz, in Beziehung steht zur spek 
tralanalytischen Beschaffenheit ihres Lichts, 
hat auch Montigny in Brüssel durch 
mehrjährige Beobachtungen nachgewie 
sen. Derselbe bediente sich dabei eines 
Fernrohrs, vor dessen Okular ein eig 
ner Apparat zur Messung der Farbenän 
derungen, ein sogen. Szintillometer, 
angebracht war. Dasselbe besteht im we 
sentlichen aus einer dicken, kreisrun 
den Glasplatte, die schief gegen die op 
tische Achse des Fernrohrs an einer mit 
der letztern parallelen Drehungsachse be 
festigt ist, welche durch einen Mechanismus 
in rasche Rotation versetzt wird. Infolge 
des Dazwischentretens der Platte beschreibt 
nun das Bild des Sterns einen vollen 
Kreis, welcher einfarbig ist, wenn der 
Stern nicht funkelt, im entgegengesetzten 
Fall aber aus einer Anzahl lebhaft ge 
färbter Bogen besteht, in welchen Rot, 
Gelb, Grün, Blau, bisweilen auch Violett, 
miteinander abwechseln. Um die Länge 
dieser Bogen zu messen, ist im Brenn 
punkt des Fernrohrs ein aus drei unter 
je 60° sich schneidenden Fäden bestehendes 
Fadenkreuz angebracht, während gleich 
zeitig ein Zeiger die Zahl der Umdrehungen 
der Glasplatte zählt. Montigny fand 
einen wesentlichen Unterschied in der mitt 
lern Anzahl der Farbenveränderungen 
in der Sekunde, je nachdem der Stern 
dem einen oder dem andern der von S e c ch i 
aufgestellten Sterntypen (s. d.) angehört: 
während die weißen Sterne des ersten 
Typus durchschnittlich 86 und die gelben 
des zweiten 69 solcher Farbenänderungen 
zeigten, ergaben sich beim dritten Typus, 
der rote und orange Sterne enthält, nur 56. 
Übrigens ist Montigny nicht mit der 
Aragoschen Erklärung einverstanden und 
möchte der totalen Reflexion, welche die 
Sternstrahlen an der Oberfläche der Lust 
wellen erleiden, einen wesentlichen An 
teil an der Erscheinung zuschreiben. 
FußPUNkt, s. Nadir.
	        
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