174 Gradmessungen (siebzehntes Jahrhundert).
Sonne trug. Trotz der geringen Zuver
lässigkeit des Verfahrens ist das Resultat
über Erwarten genau.
Gleich hier sei auch der Meridianmes
sung gedacht, welche 1733 — 35 der Eng
länder Richard Norwood zwischen Lon
don und Nork ausführte. Derselbe maß
den Abstand beider Orte mit der Kette,
dabei den Krümmungen des Wegs folgend
und die Abweichungen vom Meridian mit
der Bussole bestimmend. Durch Beob-
Fig. 3.
achtung der mittägigen Sonnenhöhe zur
Zeit der Sommersonnenwende mittels
eines Quadranten von 5 Fuß Halbmesser
fand er den Breitenunterschied beider Orte
2° 28' und erhielt für den Meridiangrad
367,196 engl. Fuß oder 57,300 Toisen.
4) Bis jetzt war der geodätische Teil
der Aufgabe durch direkte Messung der in
Frage kommenden Strecke gelöst worden.
Dabei muß der Maßstab sehr oft angelegt
oder die Meßkette sehr oft ausgespannt
werden, und da jede einzelne solche Ope
ration mit einem wenn auch nur kleinen
»
Fehler behaftet ist, so summieren sich diese
Fehler im Resultat. Dazu kommeir nun
noch Unebenheiten und sonstige Schwierig
keiten des Terrains, auch 4vohl Abwei
chungen der gemessenen Linie vom Meri
dian, deren Einfltlß sich nur schwierig ge
nau berücksichtigen läßt. Durch alles dies
wird das Gesamtergebnis ziemlich unzu
verlässig. Ein ganz wesentlicher Fortschritt
wird daher bezeichnet durch das von dem
holländischen Mathematiker Willebrord
Snellius angegebene und bei seiner
zwischen Alkmar und Bergen op Zoom
1615—17 ausgeführten Gradmessung
angewandte Triangulationsverfah
ren. Dasselbe beruht auf dem Satz, daß
ein Dreieck bestimmt ist, wenn man eine
Seite und die Winkel desselben kennt.
Ist also ein Dreiecknetz gegeben, d. h.
eine Reihe von Dreiecken von solcher Be
schaffenheit, daß jedes einzelne mindestens
mit einem vorhergehenden eine Seite ge-
meinsanr hat, so braucht man in diesem
Retz bloß eine einzige Linie und außerdem
nur Winkel zu messen, um die Mittel zur
Berechnung aller übrigen Stücke zu be-
sitzeu. In Fig. 3 ist ein solches Dreieck
netz gezeichnet, und wir wollen annehmen,
es seien in sä etlichen Dreiecken die Win
kel durch Mesiung gefunden (da alle drei
Winkel eines Dreiecks zusammen 180*
ausmachen, so braucht man nur zwei
von ihnen zu ermittelu und findet dann
den dritten durch Subtraktion ihrer
Summe von 1800); außerdem soll noch die
Länge der geraden Linie HZ bekannt sein.
Man berechnet dann im Dreieck ABO die
Seite A6, hierauf in ACD die ©eite AD,
dann im Dreieck ADD die Seite DD,
alsdann in DDD die Seite DF, nachher
in DFG die Seite DG, nun im Dreieck
DGH die Seite GH und zuletzt im Dreieck
GHI die Seite HI. Auf diese Weise ist
die gegenseitige Lage der Punkte A, B,
C rc. bis I, ohne daß man nötig hat, alle
die verschiedenen Dreieckseiten zu messen,
was wegen der Länge derselben und viel
leicht auch wegen der Unebenheiten des
TerrainS aufhältlich und umständlich sein
und kein zuverlässiges Resultat geben
würde. Die einzige Linie, die in dem gan
zen Netz gemessen wird, die Standlinie