Gravitation (Ableitung aus dcu Keplerschen Gesctzeu).
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f=4n*-^
Bewegt sich um deuselben Mittelpunkt
noch eiu zweiter Körper auf einem Kreis
vom Halbmesser R, und ist II seine Um
laufszeit, so ist bei ihm die Beschleunigung
der Zentrifugalkraft
F —
u 3
Sonach hat man für das Verhältnis der
Fliehkräfte die Formel
f __ i u 3
¥ k' II 3 '
Denken wir nnö nun unter den beiden
Körpern ein Paar in Kreisbahnen um
die Sonne laufende Planeten, so ist dem
dritten Keplerschen Gesetz zufolge
ü 3 R 3
n 3 r 3 '
und wenn man diesen Wert in die vorige
Gleichung einsetzt, so geht diese über in
f r R 3 R 3
¥ R ‘ r»" ¥ r '
Es verhalten sich also die Fliehkräfte der
beiden Planeten umgekehrt wie die Qua
drate ihrer Entfernungen von der Sonne.
Soll aber ein Planet sich in kreisförmiger
Bahn um die Sonne bewegen, so muß er
von der Sonne angezogen werden mit
einer Kraft, welche der Fliehkraft gerade
das Gleichgewicht hält, also ihr an Größe
gleich ist. Mithin verhalten sich anch die
Anziehungen, welche die Sonne ans die
Planeten ausübt, umgekehrt wie die Qua
drate der Entfernungen.
7) Newton hat sich nun das Verdienst
erworben, zuerst unter Annahme dieses
Gesetzes den Nachweis geführt zu haben,
daß es die Anziehung der Erde ist, die wir
als irdische Schwere kennen, welche den
Mond in seiner Bahn festhält. Bezeichnen
wir mit R und U den Halbmesser der (als
kreisförmigen angenommenen)Mondbahn
und die Umlaufszeit des Mondes (27 Tage
7 Stund. 43 Min. 48 Sek. — 2,360,628
Sek.), mit r den Erdhalbmesser und mit
g die Beschleunigung der Schwere (9,8 m),
so ergibt sich zunächst für die Fliehkraft
des Mondes der Wert
4 71*- —•
u a
So groß ist also auch die Anziehung an
zunehmen, welche die Erde auf ihren Tra
banten ausübt. Denken wir unö diesen
an die Erdoberfläche, also aus der Ent
fernung R in die Entfernung r vom Erd
mittelpunkt, versetzt, so würde die An
ziehung wachsen in dem Verhältnis
r 2 :R 2 und also die Größe
4:71 ' r 3 U 3 U 3 ’ ( t) ' X71
besitzen. Ebenso groß muß aber die
Schwerkraft oder bestimmter die Be
schleunigung g sein. Bezeichnen wir noch
mit ,u die Länge eines Meridiangrads
auf der (kugelförmigen) Erde und setzen
für den halben Erdumfang rnden Wert
180 -fx, so lautet die Formel, deren Rich
tigkeit zu prüfen ist,
4« s U Y -ton
£ U a ‘ ( r / 180 'i u<
Bekannt ist die Erzählung, daß Newton,
als er 1666, durch die Pest aus Cambridge
vertrieben, nachdenkend im heimatlichen
Garten zu Whoolstorpe saß, durch den
Fall eines Apfels zu der Frage veranlaßt
wurde, ob wohl dieselbe Kraft, die den
Apfel zu fallen zwinge, auch den Mond in
seiner Bahn um die Erde erhalte. Newton
wußte nun damals, daß der Abstand
des Mondes vom Erdmittelpunkt 60,4
Erdhalbmesser betrage, alsodaßR—60,4-r
sei; er nahm aber fälschlich die Größe des
Meridiangrads zu 60 engl. Meilen oder
u = 297,251 Pariser Fuß an. Setzt
man diesen Wert in die vorstehende For
mel ein, so erhält man g—26,59 Pariser
Fuß; da nun Galilei durch Versuche
ungefähr 30 Fuß, also etwa den 6. Teil
mehr, gefunden hatte, so hielt Newton die
Übereinstimmung nicht für hinlänglich
erwiesen und gab die ganze Untersuchung
vorläufig auf. 16 Jahre später (1682)
erhielt er aber in einer Sitzung der Lon
doner Gesellschaft der Wissenschaften Kunde
davon, daß Picard bei seiner Gradmes
sung in Frankreich 1671 den Wert von
342,360 Par. Fuß für den Meridiangrad
gefunden habe. Infolge davon nahm er
seine Berechnung wieder auf, und als er
bemerkte, daß das gehoffte Resultat wirk
lich zum Vorschein kommen würde, ge
riet er in solche Aufregung, daß er nicht
weiter arbeiten konnte und einen dazuge-