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Gravitation (physische Erklärung).
Werte von 0 einander gleichsetzt, so be
rechnet sich für k 2 der Wert
> ^ , a 3
Nun ist k 2 die Anziehung, welche die Sonne
(die Masseneinheit) in der Entfernung 1
ausübt, und also solche für alle Planeten
dieselbe. Ist also a' die große Halbachse
der Bahn und u' die Umlaufszeit eines
zweiten Planeten, dessen Masse den Wert
nü hat, so ist auch
Die Gleichsetzung dieser beiden Werte von
k 2 führt uns nun auf eine merkwürdige
Beziehung zwischen den großen Halbachsen,
den Umlaufszeiten und den Massen zweier
Planeten, nämlich
a 3 u 2 (1 + m )
a'3 u .a (i
Diese Gleichung kann man noch vereinfa
chen, wenn man die Massen m und m' der
beiden Planeten gegen die Einheit vernach
lässigt, wasdeshalb statthaft erscheint, weil
diese Massen in der That sehr klein sind;
beträgt doch selbst die Masse des Jupiter,
des größten Planeten, nur etwa Viaoo der
Sonnenmasse. Gestattet man sich diese Air
näherung, so erhält man die Gleichung
d.h. die dritten Potenzen der großen Halb
achsen der Bahnen zweier Planeten verhal
ten sich wie die Quadrate ihrer Umlaufs
zeiten. — Dies ist das dritte der von Kep
ler für die Bewegung der Planeten auf
gestellten Gesetze. Dasselbe ist, wie obige
Darstellung zeigt, nicht in aller Strenge,
sondern nur annäherungsweise richtig;
aber die Annäherung ist eine sehr große.
Wie man mit Hilfe des zweiten Kepler-
schen Gesetzes die Anomalie <p für eine
beliebige Zeit t bestimmt, ist im Art. »Kep-
lersches Problem« erläutert; dort findet
man auch, unter der Annahme, daß die
Masse des Planeten vernachlässigt werden
kann, den Ansdruck für die Geschwindig
keit v (entsprechend unsrer Gleichung 2)
für den Fall einer elliptischen Bewegung.
Über den Wert der Größe k vgl. Gaußsche
Konstante.
11) HeutigeStags ist es ziemlich all
gemein üblich, die G. als eine allgemeine,
den Körpern innewohnende Eigenschaft
zu betrachten, gerade so wie etwa die Aus
dehnung und die Teilbarkeit, und auf eine
Erklärung derselben, d. h. auf eine Zu
rückführung auf andre Erscheinungen, zu
verzichten. Gleichwohl drängt sich uns bei
einer unbefangenen Betrachtung die Über
zeugung auf, daß eine Kraft, die unvermit
telt durch den leeren Raum hindurchwirkt,
wie es die G. thun soll, schlechterdings un
begreiflich ist. Dieses Bedenken hatten auch
viele Zeitgenossen Newtons, insbesondere
Leibniz und Huygens, und es hat das
selbe wesentlich dazu beigetragen, daß die
Lehre Newtons trotz der Anerkennung,
die man dem mathematischen Scharfsinn
ihres Autors schuldete, namentlich auf dem
Kontinent sehr langsam Eingang fand.
Es ist nun bemerkenswert, daß Newton
selbst weit davon entfernt ist, eine solche
unvermittelte Wirkung in die Ferne zu
behaupten; er hat vielmehr bei verschiede
nen Gelegenheiten ganz entschieden Ein
spruch dagegen erhoben, für den Urheber
einer solchen Lehre angesehen zu werden.
So schreibt er beispielsweise 25. Febr.
1693 an den Philologen Bentley: »Daß
die Schwere der Materie angeboren, inhä
rent und wesentlich sein sollte, so daß ein
Körper auf einen andern in die Ferne
wirken kann durch den leeren Raum, ohne
Vermittelung von etwas anderm, wodurch
die Wirkung von deni einen auf den an
dern übertragen werden kann, ist für mich
eine so große Absurdität, daß ich glaube,
es wird niemand, der in philosophischen
Dingen ein kompetentes Urteil hat, je
mals darauf verfallen«. Newton spricht
es dagegen bestimmt aus, daß die G. eine
Ursache habe; aber welches diese Ursache
ist, vermag er nicht anzugeben. »Den
Grund dieser Eigenschaften der Schwere«,
so spricht er sich am Schluffe seines großen
Werks, der »Prinzipien«, aus, »habe ich
noch nicht aus den Erscheinungen ableiten
können, und Hypothesen erdenke ich nicht.«
Für ihn genügt es, wie er weiterhin schreibt,
»daß die Schwere wirklich existiert und
nach den dargelegten Gesetzen wirkt, und
daß sie ausreicht zur Erklärung der Er-