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Heliograph -
- Heliometer.
(Frühaufgang), und den letzten Unter
gang in der Abenddämmerung (Spätun
tergang). Für Sterne 1. Größe treten
diese Erscheinungen ein, wenn die Sonne
ungefähr 10° unter dem Horizont steht.
Heliograph (griech., »Sonnenschrei
ber« ;auchPhotoheliograph),ein Fern
rohr mit einer Einrichtung zur Gewin
nung von Sonnenphotographien. Bei der
Photographie der meisten Himmelskörper
macht die geringe Lichtintensität Schwie
rigkeiten; bei der Sonne dagegen ist um
gekehrt die außerordentlich starke Inten
sität ein Übelstand, dem man durch Abkür
zung der Zeit, während welcher man die
Strahlen auf die photographisch empfind
liche Platte fallen läßt (die Erpositionö-
zeit), zu beseitigen sucht. Diese Zeit beträgt
nicht mehr als Vso Sekunde, ja der fran
zösische Astronom Janssen hat sie bis
auf (sooo bis V-iooo, ja selbst auf */sooo
Sekunde, je nach der Jahreszeit, herabge
setzt. Die lichtempfindliche Platte wird
im einfachsten Fall in den Brennpunkt
des Fernrohrs gesetzt. Vor derselben be
findet sich eine Platte mit kreisförmiger
Öffnung in der Mitte, und über diese läßt
sich nun mit großer Geschwindigkeit ein
sogen. Momentanspalt, d. h. eine Platte
mit einem Spalt von verstellbarer Breite,
bewegen. Diese Platte wird durch eine
Feder nach der einen Seite gezogen; zieht
man sie nun gewaltsam nach der andern
Seite und bindet sie dort durch einen Fa
den fest, so wird sie in dem Augenblick,
wo man den Faden durchschneidet, dem
Zug der Feder folgend, mit großer Ge
schwindigkeit zurückgehen, und wenn nun
das Fernrohr auf die Sonne eingestellt
ist, so werden die von den verschiedenen
Teilen der Sonne kommenden Strahlen
in rapider Folge auf die photographische
Platte fallen und dort ein Bild erzeugen,
das dann durch chemische Mittel entwickelt
und fixiert wird.
Da das Sonnenlicht sehr intensiv ist,
so wendet man auch häufig noch ein sekun
däres Linsensystem an, mit dessen Hilfe
man daS im Brennpunkt des Objektivs
entstehende Sonnenbild vergrößert, und
dieses vergrößerte Bild wird dann photo
graphiert.'
Den ersten Photoheliographen kon
struierte WarrendelaRue. Derselbe
bestand aus einem durch ein Uhrwerk be
wegten und so der Sonne folgenden Äqua
torial, dessen Objektiv 1,5 m Brennweite
hatte und ein Bild von 15 mm Durchmesser
lieferte, welches durch ein Linsensystem bis
zu 30 cm Durchmesser vergrößert werden
tonnte. Das letztere fiel auf die licht
empfindliche Kollodiumplatte, die in einer
kleinen Dunkelkammer am Okularende
des Fernrohrs aufgestellt war. Mit die
sem Instrument wurden in Kew in der
Zeit vom August 1858 bis März 1872
von Warren de la Rue, Balfour
Stewart uud Loewy photographische
Aufnahmen der Sonne gemacht, und in
dem zehnjährigen Zeitraum von 1862—
1872 wurden von 1721 Beobachtungs
tagen 2778 Bilder gewonnen. Seitdem
hat dieses Instrument mit mancherlei
Verbesserungen im einzelnen (insbeson
dere auch die photographischen Methoden
selbst betreffend) überall Eingang gefun
den, wo man den Erscheinungen auf der
Sonnenfläche systematische Aufmerksam
keit widmet.
Heliometer (griech., »Sonnenmesser«),
ein Instrument zur Messung sehr kleiner
Winkel, bestehend aus einem Fernrohr,
dessen Objektiv in der Mitte senkrecht in
zwei Hälften zerschnitten ist, deren jede sich
mittels einer Mikrometerschraube an der
Schnittfläche hin verschieben läßt. Soll
nun mittels dieses Instruments beispiels
weise der Durchmesser der Sonne bestimmt
werden, so beobachtet man zunächst mit
dem ganzen Objektiv, wodurch man ein
einziges Bild erhält. Nun verschiebt man
durch Drehung der Mikromelerschraube
die eine Objektivhälfte und erhält so zwei
Bilder, die sich anfangs teilweise decken,
endlich aber nur noch berühren. Dann ist
das eine Bild um die Größe des scheinba
ren Sonnendurchmessers verschoben wor
den , und wenn man weiß, welcher Winkel
einer Umdrehung der Mikrometerschraube
entspricht, so braucht man nur die Anzahl
der Umdrehungen der Schraube, die zu
einer derartigen Verschiebung nötig sind,
zu kennen, um den fraglichen Durchmesser
zu finden. Die ganze Zahl der Umdrehun-