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Helioskop.
gen liest man an den Skalen ab, die auf
den die Objektivhälften tragenden Schie
bern angebracht sind, die Teile der Um
drehung aber an den geteilten Köpfen
der Schrauben. In ähnlicher Weise be
stimmt man den Abstand zweier nahe
stehender Sterne (etwa zweier Doppel-
sterne), indem man durch Verschiebung der
einen Objektivhälfte das Bild des einen
Sterns mit dem des andern (in der andern
Objektivhälfte)zur Deckung bringt. Hierzu
ist erforderlich, daß man die Schnittlinie
des Objektivs in die Verbindungslinie bei
der Sterne einstellen kann, was dadurch
erreicht wird, daß sich die Schieber, welche
die Objektivhälften tragen, um die optische
Achse des Fernrohrs drehen lassen. Die
Richtung dieser Linie wird an einem Po
sitionskreis abgelesen, so daß man also
Distanz und Position bestimmen kann.
Zu diesem Zweck ist eine parallaktische
Aufstellung des Fernrohrs nötig.
Die Idee des Heliometers ist zuerst von
Servington Savery 1743 der König
lichen Gesellschaft in London vorgetragen
worden, und 1748 machte Bouguer der
Pariser Akademie einen gleichen Vorschlag.
Beide wollten zwei nebeneinander stehende,
verschiebbare Objektive anwenden. Der
einfachere Gedanke, das Objektiv selbst zu
zerschneiden, rührt von Dollond her.
Derselbe setzte aber diese Vorrichtung vor
das Objektiv des Fernrohrs und gab, ent
sprechend der veränderten Brennweite, auch
dem Okular eine Ansatzröhre. Das erste
rößere H. in heutiger Gestalt von 70
inien Öffnung und 8 Fuß Brennweite
fertigte Fraunhofer für die Königsberger
Sternwarte; es wurde indessen erst nach
seinem Tod von Utzschneider vollendet.
Mit demselben hat B e ss e l zahlreiche Mes
sungen ausgeführt, unter andern die zur
Bestimmung der Parallaxe des Sterns
61 im Schwan führenden.
Helioskop(griech.,»Sonnenbeschauer«),
ein Instrument zur Beobachtung der
Sonne. Anfangs betrachtete man die
Sonne durch das Fernrohr, ohne das Auge
zu schützen, und Galilei soll sich haupt
sächlich durch solche Beobachtungen die
Erblindung seiner letzten Jahre zugezogen
haben. Der Jesuit Scheiner war der
erste, der ein derartiges Instrument kon
struierte und damit die Sonnenflecke
beobachtete. Dasselbe bestand auö einem
Galileischen Fernrohr, in welchem das
Sonnenlicht durch farbige, zwischen Ob
jektiv und Okular geschobene Plangläser
geschwächt wurde. Später indessen fing
er das Sonnenlicht auf einem Schirm auf
und beobachtete es hier.
Blendgläser, die man vor das Okular
schraubt, werden auch bis in die neueste
Zeit zu Sonnenbeobachtungen angewandt;
doch ist die Herstellung und richtige Aus
wahl derselben nicht ganz leicht. Zu starke
und dunkel gefärbte Gläser schwächen daö
Licht zu stark, so daß es nicht möglich ist,
die feinern Details auf der Sonnenfläche
zu erkennen, während zu dünne und helle
zu viel Licht durchlassen, wodurch daö
Auge geblendet oder boch rasch ermüdet
wird. Rote Gläser lassen zu viel Wärme
durch, besser sind dunkelgelbe und dunkel
grüne. Gute Dienste leisten auch Flüssig
keiten, die zwischen zwei ebene Glasplat
ten eingeschlossen werden. W. Herschel
wandte auf solche Weise eine gut filtrierte
Mischung von Tinte und Wasser an, durch
welche die Sonne völlig weiß erschien.
Auch Alaunlösung ist zu diesem Zweck be
nutzt worden. Ferner hat I. Herschel
vorgeschlagen, zwei Blendgläser von ver
schiedenen Farben zu verwenden, am besten
grüne und blaue oder auch rote und
grüne. Auch ein berußtes ebenes weißes
Glas, das man sich leicht in verschiedenen
Graden der Durchsichtigkeit herstellen und
durch Bedeckung mit einem zweiten Glas
plättchen schützen kann (wobei man durch
einen ringsum am Rand eingelegten Pa
pierstreifen die Berührung des DrehglaseS
mit der berußten Fläche verhütet), leistet
gute Dienste.
Ferner hat man das Licht abgeblendet,
indem man dicht am Brennpunkt des Ob
jektivs eine Platte mit einer kleinen Öff
nung anbringt, durch die nur wenig
Strahlen ins Auge gelangen. Dewes
wendete ein Elfenbeinplättchen an, Secchi
bediente sich einer mit Bleiweiß überzoge
nen Visitenkarte, in welche er mit einer
glühenden Nadel eine feine Öffnung ein
gestochen hatte. Das Gesichtsfeld wird