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Herbst -
Herkules.
Jahr 360 v. Chr. nach Athen und ward
Schüler des Platon und Aristoteles, hörte
dort auch die Letzten aus der Schule der
Pythagoreer. Er schrieb über Geometrie
und Astronomie, doch sind uns nur geringe
Fragmente seiner Schriften von andern
Schriftstellern überliefert worden. Seine
vielseitigen Kenntnisse verschafften ihm im
Altertum den Nus eines der größten Phi
losophen, und die vielen neuen und für
ihre Zeit fremdartigen Gedanken waren
Anlaß, daß man ihm den Namen »Para-
doxologos« (der von Unglaublichem Re
dende) beilegte. Die Sterne hielt er für
im unendlichen Äther schwebende Welten,
deren jede eine Erde umschloß (einen fe
sten, runden Körper) mit einer Atmo
sphäre; die Flecke des Mondes erklärte
er für Nebel, die um den Mond schweben;
die Kometen waren ihm sehr hoch stehende
Nebel, erleuchtet von dem obern Feuer.
Nach dem übereinstimmenden Zeugnis des
Plutarch, Eusebios, Oritzenes und Sim-
plicius erklärte er auch die scheinbare täg
liche Bewegung des Himmels durch eine
tägliche Rotation der Erde in der Richtung
von W. nach O. um die eigne Achse. Er
ist auch der Autor des Weltsystems, das
man gewöhnlich das »ägyptische« genannt
hat, und in welchem Merkur und Venus
um die Sonne laufen.
Herbst, s. Jahreszeiten.
Herbstäquinoktium (Herbst-Tag-
und Nachtgleiche), der Zeitpunkt, an
welchem die'Sonne in das Zeichen der
Wage, also in den Äquator, tritt (23.
Sept.); für diesen Tag ist bei abnehmender
Tageslänge der Tag so lang wie die Nacht.
Herbstpuukt (Herbstäquinoktial-
Punkt), der Anfangspunkt des Zeichens
der Wage oder derjenige Schnittpunkt des
Himmelsäquators mit der Ekliptik, in
welchem die Sonne am Anfang unsers
Herbstes steht.
Herkules, Sternbild der nördlichen
Hemisphäre, welches den Raum zwischen
Krone und Schlange im W., Ophiuchus,
Adler und Leier im O. einnimmt, von
233'/- bis 282'/-° Rektaszension und von
5'/- bis 50° nördlicher Deklination rei
chend. Die ältern Karten stellen hier den
gleichnamigen griechischen Heros in knieen-
der Stellung dar, die Füße nach N., das
Haupt abwärts nach S., in der linken
Hand, südöstlich von der Krone, die Keule
schwingend, mit der andern Hand, südwest
lich von der Leier, die dreiköpfige Schlange
fassend. Flamsteed zählt in diesem Stern
bild 113 Sterne, nach Heis beträgt die
Zahl der dem bloßen Auge sichtbaren 227.
Der Hauptstern « steht am Kopf, west
lich von dem Stern « am Kopf des Schlan
genträgers, der 2. Größe ist. a H. ist ein
leicht zu beobachtender Doppelstern, von
Maskelyne 1779 als solcher erkannt. Der
Hauptstern ist von intensiv gelber Farbe
und veränderlicher Lichtstärke; er variiert
nach Heis zwischen 3,i und 3,9 Größe.
Der Begleiter ist 6,i Größe und intensiv
blau; die Distanz beträgt nicht ganz 5".
Außerdem sind noch eine Anzahl andrer
Doppelsterne bemerkenswert. * (Rekt
aszension 240° 23', Deklination 17° 26, für
1855) ist 5. Größe mit einem schon von
Flamsteed bemerkten Begleiter 6. Größe
in 30"Abstand. /(Rektaszension 243°53,
Deklination 19° 30'), von W. Herschel
4. Sept. 1780 als doppelt erkannt, ist 3.,
der Begleiters. Größe; die Distanz fand
South (1821) 38,s".
L am Gürtel (Rektaszension 248° 58',
Deklination 31° 52') ist in der Geschichte
der Entdeckung der Doppelsterne merk
würdig. W. Herschel erkannte 18. Juli
1782 neben dem Hellern weißen Stern
einen aschfarbigen Begleiter; bei460facher
Vergrößerung erschien ihm der die beiden
Sternscheiben trennende Zwischenraum
kleiner als der Durchmesser des kleinern.
1802 und 1803 vermochte er aber den Be
gleiter nicht zu sehen, es bot sich ihm, wie
er schrieb, eine in der Astronomie neue
Erscheinung dar: die Bedeckung eines Fix
sterns durch einen andern. Der Begleiter
blieb auch in den folgenden Jahrzehnten
unsichtbar und wurde erst 1826 von Struve
mit dem Dorpater Refraktor wiederge
funden. Villarceau hat 36,36 Jahre Um
laufszeit für denselben berechnet.
<)' auf der Brust des H. (Rektaszension
257° 17', Deklination 25°1'),vonHerschel
9. Aug. 1779 entdeckt, ist grünlich und 3.
Größe mit einem grauen oder bläulichen
Begleiter 8. Größe in 20,s" (1863) Distanz.