Himmel (Horizontkoordinaten). 207
wegung kreisförmige Bahnen beschreiben,
und daß es den Anschein hat, als wenn der
ganze H. sich in Zeit von 24 Stunden um
eine feste Gerade dreht, die durch den Stand
punkt des Beobachters geht. Diese (nur
gedachte) gerade Linie heißt die Welt
achse oderHimmelsachse, und die bei
den Punkte, in denen sie das Himmels
gewölbe trifft, werden die Pole des
Himmels oder die Weltpole genannt.
Der eine dieser Pole, den wir auf der nörd
lichen Himmelskugel sehen, und in dessen
Nähe ein größerer Stern, der Polarstern,
steht, ist der Nordpol (P in der Figur);
der auf der uns unsichtbaren Himmels
kugel gelegene heißt der Südpol?'. Der
durch Zemth und Nadir sowie durch die
beiden Pole gelegte Höhenkreis, welcher
unsre Figur begrenzt, ist der Meridian
oder Mittagskreis des Beobachtungs
orts. Er schneidet den Horizont in zwei
Punkten, von denen der unterhalb des
Pols gelegene N der Nordpunkt, der
diametral entgegengesetzte 8 der Süd-
punkt heißt. Durch diese beiden Punkte
sind die beiden Haupthimmelsgegenden,
N. und S., bestimmt. Teilt man je
den der beiden Halbkreise, in welche die
gerade Linie NS, die sogen. Mittags
linie, den Horizont teilt, wieder in zwei
gleiche Teile, so erhält man den O st p u n k t
W' und den Westpunkt'VV. Der erstere
liegt für einen Beobachter, der das Gesicht
nach S. kehrt, zur linken, der letztere zur
rechten Hand. Die Lage der Weltachse
gegen den Horizont wird übrigens noch
bestimmt durch ihren Neigungswinkel
NOP oder den Kreisbogen NP zwischen
Nordpunkt und Pol, welcher die Pol
höhe heißt.
3) Der Ort eines Sterns am schein
baren Himmelsgewölbe ist bestimmt, wenn
man seine Höhe T'T — h und den Winkel
kennt, den der Höhenkreis mit dem Meri
dian einschließt. Dieser Winkel heißt das
Azimut des Sterns. Die Astronomen
rechnen ihn von der Südseite, die Geo
däten aber von der Nordseite des Meri
dians auö in der Richtung der scheinbaren
Sonnenbewegung von0bis360°. Erwirb
gemessen durch den Bogen des Horizonts
oder eines Almukantarats, der zwischen
Meridian und Höhenkreis liegt; es ist also
in unsrer Figur 81'oder PP, entsprechend
den Winkeln 801' oder PNI, das Azimut
des Sterns 1 im astronoinischen Sinn.
Zur Messung von Höhe und Azimut
dient ein Instrument, das die Namen
Höhen- und Azimutalkreis oder
Ältazimut, auch Universalinstru
ment führt.
4) Die beiden Koordinaten Höhe und
Azimut sind beständig veränderlich. Wir
haben bereits erwähnt, daß jeder Stern
im Laufe von 24 Stunden einen Kreis
beschreibt. Alle diese Kreise haben ihre
Mittelpunkte auf der Weltachse, und ihre
Ebenen stehen senkrecht zu dieser; wir
nennen sie Parallelkreise. Jeder Pa
rallelkreis hat seinen höchsten Punkt
auf der vom Pol aus nach S. liegenden
Seite des Meridians und seinen tiefsten
auf der entgegengesetzten Seite. Diese bei
den Punkte heißen die Kulminations
punk t e des Sterns, sein Durchgang durch
einen derselben heißt seine Kulmina
tion, man sagt von ihm, er kulmi
niere, und zwar nennt man die Kulmi
nation eine obere, wenn sie südlich, eine
untere, wenn sie nördlich vom Pol statt
findet.
Man bemerkt nun leicht einen Unter
schied zwischen den Sternen: manche sind
uns auch in ihrer untern Kulmination
sichtbar, andre nicht. Bei den erster» liegt
also der ganze von ihnen beschriebene Pa
rallelkreis oberhalb des Horizonts, sie sind
jahraus jahrein in jeder sternhellen Nacht
sichtbar. Solche Sterne heißen Zirkum-
polarsterne (s. d.); zu ihnen gehören
z. B. für Beobachter im mittlern Europa
die Sterne des Großen und Kleinen Bären.
Bei andern dagegen fällt die untere Kul
mination unter den Horizont; sie steigen
daher an einem Punkt am östlichen H.
über den Horizont empor und gehen an
einem Punkt im W. unter denselben
hinab, sie gehen auf und unter (vgl.
Auf- und Untergang). Bei diesen Sternen
zerfällt der ganze Parallelkreis in einen
über dem Horizont gelegenen Teil, den
Tagbogen, und in einen für uns un
sichtbaren Teil, den Nachtbogen, der
unterhalb des Horizonts liegt. Die beiden