Full text: Lexikon der Astronomie

Himmel (Ekliptik-Koordinaten). 209 
23. Juni) rückt ihr Parallelkreis immer 
näher und näher nach dem Nordpol hin, 
infolge davon wird für uns der Tah- 
bogen immer größer und größer, und die 
Höhe im Meridian wird ebenfalls größer, 
die Tage nehmen zu; während der andern 
Jahreshälfte dagegen rückt die Sonne vom 
Nordpol nach dem Südpol hin, der Tab 
bogen und die Kulminationshöhen sowie 
die Tageslängen nehmen ab. Eine ge 
nauere Untersuchung lehrt, daß die Sonne 
am längsten Tag etwa 23Vs° nördlich, am 
kürzesten Tag aber um ebensoviel südlich 
vom Äquator des Himmels steht. 
Beobachten wir ferner die Zeiten der 
Kulmination eines Fixsterns, so finden 
wir, daß zwischen zwei aufeinander fol 
genden Durchgängen desselben durch den 
Meridian immer und bei allen Fixsternen 
derselbe Zeitraum verstreicht, der ungefähr 
4 Minuten weniger beträgt als 24 Stun 
den der im bürgerlichen Leben üblichen 
Zeit. Die Zwischenzeit zwischen zwei Kul- 
minationen der Sonne ist dagegen größer, 
sie beträgt durchschnittlich 24 Stunden 
bürgerlicher Zeit. Wir schließen daraus, 
daß die Sonne sich unter den Fixsternen 
in der Richtung von W. über S. nach O. 
bewegt, und wenn man nun beide Bewe 
gungen kombiniert, so findet man, daß 
die Sonne im Sauf eines JahrS einen 
größten Kreis am H. beschreibt, der den 
Äquator in zwei Punkten schneidet. In 
dem einen dieser Punkte steht die Sonne 
zur Zeit des Frühlingsanfangs, und dieser 
Punkt ist eben der obenerwähnte Früh 
ling spunkt IC; der diametral gegen 
überliegende ist der Herbstpunkt, in 
ihm steht die Sonne zu Herbstes Anfang. 
Der Kreis, den die Sonne in einem Jahr 
zurücklegt, nennt man den Tierkreis 
oder die Ekliptik; derselbe schließt mit 
dem Äquator einen Winkel von ungefähr 
23Vs° ein, den man als die Schiefe der 
Ekliptik bezeichnet. Eine Gerade durch 
den Mittelpunkt der Himmelskugel, welche 
senkrecht zur Ebene der Ekliptik steht, 
schneidet den Firsternhimmel in zwei 
Punkten, die man die Pole der Eklip 
tik nennt; der nördliche derselben fällt in 
das Sternbild des Drachen (Rektaszension 
270°, Deklination -s- 66'/2°). 
Astronomie. 
Legt man nun durch die beiden Pole der 
Ekliptik und einen Stern einen Kreis, so 
heißt dieser ein Breitenkreis, und 
unter Breite des Sterns versteht man 
den Bogen desselben zwischen der Ekliptik 
und dem Stern. Dieselbe wird von der 
Ekliptik aus sowohl nach N. als auch 
nach S- von 0° bis 90° gezählt. Der Bo 
gen der Ekliptik zwischen dem Frühlings 
punkt und dem Breitenkreis, in der Rich 
tung von W. über S. nach O. rc. von 0° bis 
360° gezählt, heißt die L ä n g e des Sterns. 
Länge und Breite sind ebenfalls, von 
ganz langsamen Veränderungen abge 
sehen, bei jedem Fixstern feste Größen. 
Gegenwärtig werden dieselben nicht mehr 
direkt beobachtet, die Astronomen des Alter 
tums aber hatten zu diesem Zweck ein be- 
sanderes Instrument, das A st ro l ab i u m. 
7) Was wir das Himmelsgewölbe nen 
nen, ist nur ein Schein; in Wahrheit sehen 
wir in den unendlichen Raum hinaus, in 
welchem wir nachts, wenn unser Auge 
nicht von dem Tageslicht geblendet wird, 
die Sterne erblicken. Da wir zunächst 
keinerlei Maßstab für die Entfernung der 
selben haben, so nehmen wir diese unwill 
kürlich als gleichgroß an, d. h. wir denken 
uns die Sterne auf der Innenseite einer 
Kugel. Wegen der ungeheuer großen Ent 
fernung der Sterne erscheint uns unser 
jeweiliger Standort als Mittelpunkt dieser 
Kugel. Direkt messen können wir nun 
zunächst nur die Winkel zwischen den nach 
den verschiedenen Sternen hin gehenden 
Radien dieser Kübel. Die horizontale 
Ebene ist nichts weiter als die unbegrenzt 
verlängerte Ebene, welche die Erde im 
Standpunkt des Beobachters berührt. 
Die Drehung der Himmelskugel um die 
Weltachse ist ebenfalls nur ein Schein, her 
vorgerufen durch die Rotation der Erde 
um ihre Achse, die in der gerade entgegen 
gesetzten Richtung von stalten geht; die 
Weltachse selbst ist die eingebildete Ver 
längerung der Erdachse, die Ebene des 
Himmelsäquators fällt mit der des Erd- 
äquators zusammen. Endlich ist auch die 
jährliche Bewegung der Sonne am Fir 
sternhimmel nur ein Schein, in Wahrheit 
läuft die Erde in dieserZeit um die Sonne 
und zwar in der Ebene der Ekliptik. Dabei 
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