Full text: Lexikon der Astronomie

Acceleratimi. 
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Beobachtungen seiner Zeit erkannt wurde 
und die auch den Namen der säkularen 
G l e i ch u n g des Mondes führt. H a l l e y 
bemerkte nämlich, daß die Umlaufszeit des 
Mondes seit den ältesten griechischen Beob 
achtungen kleiner geworden sei. Newton 
glaubte, es sei dies eine Folge des Wider 
stands, welches das Medium, in welchem 
der Mond seine Bewegung macht, der letz- 
tern entgegenstelle; dadurch werde der 
Mond der Erde näher gerückt und infolge 
dessen (dem dritten Keplerschen Gesetz ge 
mäß) seine Umlaufszeit vermindert. Es 
hat lange gedauert, ehe man den wahren 
Grund dieser Erscheinung kennen lernte; 
erst Lagrauge und namentlich Laplace 
(1787) fanden denselben. Durch den Ein 
fluß der Planeten wird nämlich die Exzen 
trizität der Erdbahn kleiner und kleiner, 
und dadurch ändert sich wieder die durch 
schnittliche Entfernung der Erde von der 
Sonne. Von dieser hängt aber wieder die 
Wirkung der Sonne auf den Mond ab, 
und die Folge der besprochenen Einwir 
kung der Planeten ist schließlich eine Be 
schleunigung der mittlern Bewegung des 
Mondes. Bedeutet t die Anzahl der Jahr 
hunderte, die seit dem Jahr 1800 verstri 
chen sind, so beträgt nach H a u s e n die Ver 
größerung der mittlern Länge des Mondes 
12,18 -t 2 
Bogensckunden, also in den Jahren 
1900, 2000, 2100 
12,18", 4.12,18", 9.12,18" rc.; 
die Zunahme in dem laufenden und den 
folgenden Jahrhunderten würde also ein 
mal, dreimal, fünfmal 12,18" rc. betra 
gen. Als Hansen 1857 seine Mondtafeln, 
das Ergebnis 20jähriger Arbeit, ver 
öffentlichte, hegte man allgemein die Hoff 
nung, daß es mit ihrer Hilfe möglich 
sein werde, die Bewegungen des Mondes, 
die seit zwei Jahrtausenden den Gegenstand 
der eifrigen Forschung der bedeutendsten 
Astronomen und Mathematiker gebildet 
hatten, auf lange Zeit hinaus in Überein 
stimmung mit der Beobachtung zu bestim 
men. Hatte doch Hansen nicht bloß die 
elliptischen Elemente der Mondbahn und 
ihre Störungen durch die Sonne mit 
größter Sicherheit festgestellt, sondern auch 
die Störungen durch die Planeten cin- 
gehender in Betracht gezogen als seine 
Vorgänger. Außerdem aber hatte derselbe 
auch nachgewiesen, daß seine Tafeln so 
wohl mit den neuern Beobachtungen seit 
1750 innerhalb der Grenzen der Beob 
achtungsfehler übereinstimmen, als auch 
mit den bis 585 v. Chr. zurückreichenden 
Nachrichten über eine Reihe totaler Son 
nenfinsternisse. 
Indessen ward das unbedingte Ver 
trauen in die Hansenschen Tafeln schon 
1853 durch den Engländer Adams eini 
germaßen erschüttert, der für die A. des 
Mondes einen weit kleinern Wert fand als 
Hansen, und zu dem gleichen Ergebnis 
kam auch der französische Akademiker De- 
launay, welcher als Koeffizienten der 
A. 6,18" statt des Hansenschen Werts 
12,18" fand. Später hat dann der ameri 
kanische Astronom Newcomb nachge 
wiesen, daß aus den Meridianbeobach 
tungen von Greenwich und Washington 
für das Jahr 1875 eine an der mittlern 
Länge des Mondes anzubringende Kor 
rektion von —9,7" folgt; da sich nun aus 
den Sternbedeckungen durch den Mond 
ein um 2" kleinerer Wert ergibt, so nimmt 
Newcomb — 8" als Wert dieser Korrek 
tion an. Hansens Tafeln würden demnach 
die Länge des Mondes 1875 um 8" zu 
groß angeben. Auch hat Newcomb schon 
1870 darauf hingewiesen, daß die Über 
einstimmung von Hansens Tafeln mit den 
Beobachtungen seit 1750 nur auf Kosten 
der Übereinstimmung vor diesem Zeit 
punkt erreicht ist, daß schon um das Jahr 
1700 Hansens Tafeln weiter von den 
Beobachtungen abweichen als die ältern 
Tafeln von Burckhardt und Damoiseau. 
Neuere umfängliche Untersuchungen über 
die Bewegung des Mondes, die New 
comb unternommen, und von denen er 
1878 den ersten Teil veröffentlicht hat, 
haben wesentlich übereinstimmende Resul 
tate geliefert. 
Zur Erklärung dieser Abweichungen 
kann man annehmen, daß unsre Mond 
theorie noch mangelhaft ist, und daß ins 
besondere die Wirkungen der Planeten auf 
den Mond noch nicht vollständig ermittelt 
sind. Wahrscheinlicher aber liegt der Grund 
in einer ganz geringen Änderung unsers
	        
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