Acceleratimi.
15
Beobachtungen seiner Zeit erkannt wurde
und die auch den Namen der säkularen
G l e i ch u n g des Mondes führt. H a l l e y
bemerkte nämlich, daß die Umlaufszeit des
Mondes seit den ältesten griechischen Beob
achtungen kleiner geworden sei. Newton
glaubte, es sei dies eine Folge des Wider
stands, welches das Medium, in welchem
der Mond seine Bewegung macht, der letz-
tern entgegenstelle; dadurch werde der
Mond der Erde näher gerückt und infolge
dessen (dem dritten Keplerschen Gesetz ge
mäß) seine Umlaufszeit vermindert. Es
hat lange gedauert, ehe man den wahren
Grund dieser Erscheinung kennen lernte;
erst Lagrauge und namentlich Laplace
(1787) fanden denselben. Durch den Ein
fluß der Planeten wird nämlich die Exzen
trizität der Erdbahn kleiner und kleiner,
und dadurch ändert sich wieder die durch
schnittliche Entfernung der Erde von der
Sonne. Von dieser hängt aber wieder die
Wirkung der Sonne auf den Mond ab,
und die Folge der besprochenen Einwir
kung der Planeten ist schließlich eine Be
schleunigung der mittlern Bewegung des
Mondes. Bedeutet t die Anzahl der Jahr
hunderte, die seit dem Jahr 1800 verstri
chen sind, so beträgt nach H a u s e n die Ver
größerung der mittlern Länge des Mondes
12,18 -t 2
Bogensckunden, also in den Jahren
1900, 2000, 2100
12,18", 4.12,18", 9.12,18" rc.;
die Zunahme in dem laufenden und den
folgenden Jahrhunderten würde also ein
mal, dreimal, fünfmal 12,18" rc. betra
gen. Als Hansen 1857 seine Mondtafeln,
das Ergebnis 20jähriger Arbeit, ver
öffentlichte, hegte man allgemein die Hoff
nung, daß es mit ihrer Hilfe möglich
sein werde, die Bewegungen des Mondes,
die seit zwei Jahrtausenden den Gegenstand
der eifrigen Forschung der bedeutendsten
Astronomen und Mathematiker gebildet
hatten, auf lange Zeit hinaus in Überein
stimmung mit der Beobachtung zu bestim
men. Hatte doch Hansen nicht bloß die
elliptischen Elemente der Mondbahn und
ihre Störungen durch die Sonne mit
größter Sicherheit festgestellt, sondern auch
die Störungen durch die Planeten cin-
gehender in Betracht gezogen als seine
Vorgänger. Außerdem aber hatte derselbe
auch nachgewiesen, daß seine Tafeln so
wohl mit den neuern Beobachtungen seit
1750 innerhalb der Grenzen der Beob
achtungsfehler übereinstimmen, als auch
mit den bis 585 v. Chr. zurückreichenden
Nachrichten über eine Reihe totaler Son
nenfinsternisse.
Indessen ward das unbedingte Ver
trauen in die Hansenschen Tafeln schon
1853 durch den Engländer Adams eini
germaßen erschüttert, der für die A. des
Mondes einen weit kleinern Wert fand als
Hansen, und zu dem gleichen Ergebnis
kam auch der französische Akademiker De-
launay, welcher als Koeffizienten der
A. 6,18" statt des Hansenschen Werts
12,18" fand. Später hat dann der ameri
kanische Astronom Newcomb nachge
wiesen, daß aus den Meridianbeobach
tungen von Greenwich und Washington
für das Jahr 1875 eine an der mittlern
Länge des Mondes anzubringende Kor
rektion von —9,7" folgt; da sich nun aus
den Sternbedeckungen durch den Mond
ein um 2" kleinerer Wert ergibt, so nimmt
Newcomb — 8" als Wert dieser Korrek
tion an. Hansens Tafeln würden demnach
die Länge des Mondes 1875 um 8" zu
groß angeben. Auch hat Newcomb schon
1870 darauf hingewiesen, daß die Über
einstimmung von Hansens Tafeln mit den
Beobachtungen seit 1750 nur auf Kosten
der Übereinstimmung vor diesem Zeit
punkt erreicht ist, daß schon um das Jahr
1700 Hansens Tafeln weiter von den
Beobachtungen abweichen als die ältern
Tafeln von Burckhardt und Damoiseau.
Neuere umfängliche Untersuchungen über
die Bewegung des Mondes, die New
comb unternommen, und von denen er
1878 den ersten Teil veröffentlicht hat,
haben wesentlich übereinstimmende Resul
tate geliefert.
Zur Erklärung dieser Abweichungen
kann man annehmen, daß unsre Mond
theorie noch mangelhaft ist, und daß ins
besondere die Wirkungen der Planeten auf
den Mond noch nicht vollständig ermittelt
sind. Wahrscheinlicher aber liegt der Grund
in einer ganz geringen Änderung unsers