Full text: Lexikon der Astronomie

254 Keplersches 
- Problem. 
bierun^spunkt von A X A, den Mittelpunkt 
der Ellipse, so ist der Bruch 
0 8 
OA — e 
oder die Exzentrizität um so größer, 
je mehr die Ellipse von dem Kreis ab- 
weicht, und um so kleiner, je mehr sich 
dieselbe dem Kreis mit dein Durchmesser 
AjA anschließt. Bei der Erdbahn ist nun 
die Exzentrizität nur 0,oi677, also wenig 
über */6o, und die Abstände der Erde von 
der Sonne im Perihel und Aphel, 8A 
und SA lf verhalten sich also nahezu wie 
59:61. Die scheinbaren Durchmesser der 
Sonne stehen im umgekehrten Verhältnis 
dieser Entfernungen. 
Noch geringer, nämlich nur 0,00896 und 
0,oo684, ist die Exzentrizität bei den Bah 
nen des Neptun und der Venus, wogegen 
sie bei dem Merkur den verhältnismäßig 
großen Wert 0,2056 erreicht- Bei diesem 
Planeten verhalten sich also der kleinste 
und der größte Abstand von der Sonne 
wie 1—-0,2056 : 1 -s- 0,2056, d. h. wie 
0,7944 : 1,2056 oder ungefähr wie 27 : 41. 
Durch das zweite Gesetz wird der 
Ort des Planeten in seiner Bahn bestimmt; 
das Nähere hierüber enthält der folgende 
Artikel. Hier soll nur daran erinnert wer 
den, daß die Bewegung in der Bahn in 
der Sonnennähe am raschesten, in der 
Sonnenferne aber am langsamsten erfolgt. 
Schon der bloße Anblick der Figur lehrt 
uns nämlich, daß, wenn ALL und 08A, 
zwei in gleichen Zeiträumen überstrichene 
und daher gleichgroße Flächen sein sollen, 
der Bogen AB größer sein muß als der 
Bogen Ai 6. Daraus folgt nun weiter, 
wenn die Gerade DD senkrecht zur Achse 
durch 8 gelegt wird, daß der Teil DAL 
der Bahn in kürzerer Zeit von dem Pla 
neten zuriickgelegt wird als der übrige 
Teil. Nun bewegt sich die Erde in diesem 
der Sonne benachbarten Teil ihrer Bahn 
während unsers Winterhalbjahrs, d. h. 
während unsers Herbstes und Winters, 
und es erklärt sich daraus die schon von 
Hipparch bemerkte Thatsache, daß dieses 
Halbjahr kürzer ist als das Sommerhalb- 
jahr. Vgl. Jahreszeiten und die Hip- 
parchsche Erklärung durch einen exzentri 
schen Kreis im Art. Exzentrisch. 
Das dritte Gesetz endlich gibt einen 
Zusammenhang zwischen den mittlern 
Entfernungen von der Sonne oder, was 
dasselbe ist, den großen Halbachsen der El 
lipsen und den Umlaufszeiten zweier Pla 
neten, so daß man eine dieser vier Größen 
finden kann, wenn die drei andern be 
kannt sind. 
Alle drei Gesetze sind, wie Newton ge 
zeigt hat, Folgen der Gravitationswir 
kung der Sonne; doch gelten dieselben nur 
uäh'erungsweise, da nicht bloß die Sonne, 
sondern auch alle andern Planeten eine 
anziehende Wirkung auf jeden einzelnen 
Planeten ausüben. Infolge davon sind 
die rein elliptischenBewegungen Störun 
gen (s. d.) unterworfen. Wären nur die 
Sonne und ein einzelner Planet vorhan 
den, so würde sich letzterer um die als 
ruhend gedachte Sonne genau nack den 
beiden ersten Gesetzen bewegen, und das 
selbe würde auch bei einem um seinen 
Hauptplaneten sich bewegenden Mond 
stattfinden, wenn die störende Wirkung 
der Sonne und andrer Planeten nicht 
vorhanden wäre. Das zweite Gesetz würde 
sogar selbst dann noch gelten, wenn die 
Anziehung des Zentralkörpers (der Sonne, 
beziehentlich des Hauptplaneten) nach 
einem andern Gesetz wirkte als nach dem 
'Gravitationsgesetz; denn im Art. Zen 
tralbewegung ist gezeigt worden, daß 
dieses Gesetz für jede solche Bewegung gilt, 
mag die Zentralkraft sein, welche sie will. 
Das dritte Keplersche Gesetz aber gilt, ganz 
abgesehen von den Störungen durch die 
andern Planeten, nur näherungsweise, 
insofern man die Massen der Planeten 
ihrer Kleinheit wegen gegen die Sonnen 
masse vernachlässigen darf; vgl. Gravitation. 
Keplersches Problem, die Aufgabe, 
die Anomalie eines Planeten für jeden 
beliebigen Zeitpunkt anzugeben, wenn 
seine Bahn und die Zeit des Durchgangs 
durch das Perihel gegeben sind. Ist in 
unsrer Figur 8 die Sonne, A das Perihel 
der Planetenbahn, P der Ort des Planeten 
zur Zeit t, gerechnet vom Durchgang durchs 
Perihel, u (in Sekunden) die Nmlaufs- 
zeit, und sind a und b die Halbachsen der 
Ellipse, ist also ab?r ihre Fläche, so ist 
dem zweiten Keplerschen Gesetz zufolge
	        
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