Full text: Lexikon der Astronomie

264 Kometen (Störungen). 
ziemlich große Exzentrizität im Gegensatz 
zu den nahezu kreisförmigen Bahnen der 
Planeten, aber auch die Bahnen der K. 
mit kürzerer Umlaufszeit weichen bedeu 
tend von der Kreisform ab. Daraus folgt 
dann, daß dem zweiten Keplerschen Gesetz 
gemäß die Geschwindigkeiten in der Son 
nennähe und in der Sonnenferne wesent 
lich voneinander abweichen, während bei 
den Planeten in dieser Hinsicht keine so 
bedeutenden Unterschiede vorhanden sind. 
So durchlief der mehrerwähnte große Ko 
met von 1680, dessen Umlaufszeit nach 
Encke 8810 Jahre beträgt, in seiner Son 
nennähe, wo er nur 230,000 km von der 
Sonnenoberfläche entfernt war, in der 
Sekunde einen Weg von 393 km, d. h. 
ungefähr 13mal soviel wie der Weg, den 
die Erde in einer Sekunde zurücklegt; da 
gegen bewegt er sich in seiner Sonnen 
ferne, wo er 28mal weiter als der Nep 
tun von der Sonne entfernt ist, nur 3 m 
in der Sekunde. Der Halleysche Komet 
legt in seiner Sonnennähe, wo er kaum 
100 Mill. km von der Sonne absteht, in 
der Sekunde 120 km zurück, im Aphel 
aber, wo er über 35nial so weit vou ihr 
entfernt ist als die Erde, nur 2 km. 
Während ferner die Bahnen, wenigstens 
der großen Planeten, sich nicht weit von 
der Erdbahn entfernen, sind die Kometen 
bahnen in den verschiedensten Winkelir 
gegen dieselbe geneigt, und bei einzelnen 
K. steht die Bahnebene fast senkrecht auf 
der Ekliptik; so beträgt z. B.der Neigungs 
winkel bei dem von Pons 26. Dez. 1817 
entdeckten K. 89^/«°. 
Endlich unterscheiden sich die K. von 
den Planeten auch bezüglich der Richtung 
der Bewegung. Diese erfolgt bei den Pla 
neten immer in Richtung der Zeichen 
(von W. über S. nach O.) oder direkt; 
bei den K. aber treffen wir sowohl direkte 
Bewegungen als auch die entgegengesetzten 
oder retrograden an. Es ist bemerkens 
wert, daß unter allen K. mit elliptischer 
Bahn, die mehr als einmal zu ihrer Son 
nennähe zurückgekehrt sind, der Halleysche 
der einzige mit retrograder Bewegung ist. 
Noch müssen wir der Storungen ge 
denken, welche die K. bei ihrer Bewe 
gung durch die Planeten erleiden. Die 
Berechnung derselben ist noch schwieriger 
und umständlicher als die der Planeten- 
störungcn, welche auch verhältnismäßig 
unbedeutender sind. Weil die Planeten 
sich in Bahnen bewegen, welche nahezu in 
einer Ebene liegen und nur wenig von der 
Kreisform abweichen, und weil außerdem 
die Abstände der Planeten sehr groß sind, 
so können die Planetenbahnen nur wenig 
durch die Störungen modifiziert werden, 
und die letztern sind außerdem an gewisse 
Perioden gebunden. Anders ist es bei den 
K. Diese kommen ihrer geringen Masse 
wegen bei der Berechnung der Planeten 
störungen nicht inBetracht; umgekehrt aber 
erleiden sie von denPlaneten sehr bedeutende 
Störungen, namentlich wenn ein Komet 
bei seiner Bewegung in die Nähe eines der 
größern Planeten kommt. Durch die Stö 
rungen kann z. B. die Umlaufszeit des 
Halleyschen K. (im Mittel 76 Jahre) um 
mehrere Jahre verändert werden; ja, in 
einzelnen Fällen ist infolge der Störungen 
die Bahn eine ganz andre geworden. In 
dieser Hinsicht ist besonders der Lerell- 
sche Komet bekannt, den Messier 14. 
Juni 1770 entdeckt. Lerell berechnete 
für denselben eine elliptische Bahn mit 5% 
Jahren Umlaufszeit, wies aber zugleich 
darauf hin, daß der Komet erst 1767 
durch die Einwirkung des Jupiter in diese 
Bahn gebracht worden sei, und daß auch 
die neue Bahn durch die Einwirkung des 
Jupiter wieder eine völlig andre werde, so 
daß er unö fernerhin unsichtbar bleiben 
muß. Auch der periodische Brorsensche 
Komet, welcher im Mai 1842 dem Jupi 
ter sehr nahe kam, hatte vorher eine andre 
Bahn, wie d'Arrestgezeigthat. Der Rech 
nung dieses Astronomen zufolge wird der 
Komet für uns bis um die Mitte deS 
nächsten Jahrhunderts bei seiner Wieder 
kehr zum Perihel sichtbar bleiben, um 
dann abermals eine andre Bahn anzu 
nehmen. Daß die Störungen, die ein 
Komet von einem Planeten erleidet, ein 
gutes Mittel zur Bestimmung der Masse 
des letztern darbieten, ist bereits erwähnt 
worden. 
8) Wir wenden uns nunmehr zur Be 
sprechung der physischen Beschaffenheit der 
K. Bei den meisten der größern K. kann
	        
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