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Kometen (Spektrum derselben).
selbe glaubte nämlich, daß die vom K.
entwickelten Dämpfe sowohl von diesem
als auch von der Sonne abgestoßeu wer
den und sich da anhäufen, wo die Repul-
sivkraft des K., die wahrscheinlich im
umgekehrt quadratischen Verhältnis des
Abstands vom Kern abnimmt, von der
Nepulsivkraft der Sonne überwogeu zu
werden anfängt. Dabei hat derselbe auch
auf die Möglichkeit hingewiesen, daß diese
Kraft mit der Elektrizität identisch sei,
ein Gedanke, den nachher Zöllner in
der später zu erwähnenden Theorie weiter
ausgeführt hat.
Auch au dem Donatischen K. von 1858
waren Lichtausflrömungen und Ablage
rungen von Hellen Nebelschichten zu be
obachten Solche hüllenartige Lichtver-
dichtungeu sind insbesondere von Bond
beobachtet worden; sie entfernten sich stetig
von dem Kern, beim Aufsteigen immer
schwächer und schwächer werdend und end
lich ganz verschwindend. Die Schwächung
des Lichts scheint darauf zu deuten, daß
die Partikeln, aus denen die Hüllen be
standen, nach und nach durch dieRepulsiv-
freift der Sonne nach dem Schweif hin
getrieben werden. Bemerkenswert ist, daß
der Kern jedesmal beim Erscheinen einer
neuen Hülle heller wurde.
Ganz diesen Enveloppen entsprechend
sind gewisse an dem K. von 1862 seit 20.
Aug. von Win necke beobachtete hellere
Nebelmassen, die von stetigen Kurven be
grenzt wurden. Diese Umhüllungen ent-
feruten sich rasch vom Kern, nach etwa
drei Tagen aber hatten die Kurven wieder
dieselbe Lage zum Kern. Anfangs (bis
25. Aug.) lagen diese Kurven alle auf der
in der Bahnbewegung nachfolgenden Seite
des K., seit 28. Aug. aber auf der voran
gehenden. Außer biefen Lichthüllen wur
den gegen Ende August und Anfang Sep
tember auch LichtauSstrahlungeu beobach
tet, die ungemeine Ähnlichkeit mit denen
des Halleyschen K. zeigten. Dergleichen
Ausströmungen sind auch von Schmidt
in Athen u. a. Anfang Dezember 1871
au dem Kern des Enckeschen K. auf der
der Sonne zugekehrten Seite beobachtet
worden.
10) Das Licht, das uns die K. zusen
den, ist zum Teil jedenfalls reflektiertes
Sonnenlicht; andernteils aber kann wohl
nicht mehr daran gezweifelt werden, daß
die K. auch eine selbständige Lichtentwicke
lung haben. Für die Anwesenheit reflek
tierten Lichts spricht die teilweise Polari
sation des Kometenlichts, die zuerst von
Arago 1819 und bestimmter am Halley-
schen K. 1835 nachgewiesen worden ist.
Die selbständige Lichtentwickelung aber
wird einesteils durch die Thatsache, daß
die Änderungen der Lichlintensität der
K. sich nicht allein durch ihre wechseln
den Abstände von Erde und Sonne erklä
ren lassen, vorzüglich aber durch die spek
troskopische Untersuchung des Kometen-
lichtS dargethan. Das Spektrum besteht
nämlich außer einem schwachen, dem Ko-
metenkeru angehörigen kontinuierlichen
Teil, in welchem auch einzelne dunkle
Linien erkannt worden sind, aus drei
hellen Streifen und gibt sich dadurch als
einem glühenden Gas angehörig kund.
Von den drei Streifen ist am hellsten der
mittelste, im Grün gelegene; der nächst
helle liegt im Grüngelb, der schwächste
aber gegen das violette Ende des Spek
trums hin. Donati scheint der erste ge
wesen zu sein, welcher ein Kometenspek
trum untersuchte; er erkannte die drei
Hellen Bänder bei dem erstenK. von 1861
1868 aber bemerkte Secchi, nachdem
er den Brorsenschen und den vonWinuecke
entdeckten K. untersucht hatte, die inter
essante Thatsache, daß diese drei Bänder
in ihrer Lage sehr nahe übereinstimmen
mit denjenigen, die man im Spektrum
von Kohlenwasserstoffgas beobachtet, wenn
ein elektrischer Funkenstrom durchgeleitet
wird. Diese Wahrnehmung, die später
durch Huggins, Vogel u. a. bestätigt
worden ist, macht es wahrscheinlich, daß
es glühende Kohlenwasserstoffgase sind,
welche das Selbstleuchteu der K. verur
sachen.
11) Über die physische Beschaffen
heit derK. sind im Lauf der Zeit sehr ver
schiedene Ideen aufgestellt worden.
Der gedankenreiche Kepler spricht in
seinem »Ausführlichen Bericht von dem
newlich im Monat Septembri und Octo-
bri 1607 erschienenen Haarstern« die Ver-