272 Kometen (Theorie Zöllners).
bewerten Kübeln. Steht daher ein Kör
per gleichzeitig unter dem Einfluß der
Gravitation und der freien Elektrizität
eines andern, so überwiegt bei zunehmen
der Masse die Gravitation, bei abnehmen
der Masse dagegen die Elektrizität als be
wegende Kraft.' Deshalb sieben die Kerne
der K. als tropfbarflüssige Massen unter
dem Einfluß der Gravitation, die ent
wickelten Dämpfe aber als Aggregate sehr
kleiner Massenteilchen unter dem Einfluß
der freien Elektrizität der Sonne. Wahr?
scheinlich äußern auch die Erde und andre
Planeten (sofern sie gleich jener elektrisch
wirken) einen Einfluß auf die Kometen
schweife , und vielleicht erklären sich durch
solche Einwirkungen die anomalen Bie
gungen, welche bisweilen an den Schwei
fen großer K., z. B. beim Donatischen
(1858), beobachtet worden find.
Was nun die konzentrischen Dnnsthül-
len anlangt, die z. B. am Kopf des Dona
tischen K. so schön und in besonders auf
fallender Weise 29. Sept. 1858 beobachtet
worden sind, so denkt sich Zöllner ihre
Entstehung ähnlich wie schon 60 Jahre
vorher Olbers: die vom K. aufsteigenden
Dämpfe gehen in der Richtung nach der
Sonne so weit, bis die Repulsionskraft der
Sonne die Oberhand bekommt über die
Erpansionskraft der Dämpfe (bei Olberö
über die Repulsion des K.); dort verdichten
sie sich und bilden eine Nebelhülle. Jedes
Flüssigkeitströpfchen oder Bläschen dieser
Hülle steht aber wieder unter der Einwir
kung der Sonnenwärme, und es wird so
Anlaß zur Bildung einer neuen Hülle ge
geben, während gleichzeitig die erste Hülle
eine Art Schirm für den Kometenkern bil
det. Die oszillierenden Bewegungen der
nach der Sonne gerichteten leuchtenden
Ausströmungen endlich erklärt Zöllner
für Ncaktionswirkungen im Sinn der
Pneumatik, und er hat auch einen ein
fachen Apparat zur Bersinnlichung dieser
Wirkung angegeben. Ein pendelartig auf
gehängtes Glasrohr trägt unten eine mit
Wasser gefüllte Kugel, unter der eine
Flamme brennt, oben aber eine beweg
liche Ausströmungsöfsnung für die sich
entwickelnden Dämpfe. Die Reaktion
der letztcrn lenkt das Rohr aus der verti
kalen Lage und gibt dadurch Anlaß zu
Oszillationen.
Indem wir bezüglich der weitern Aus
führungen auf das oben citierte Werk ver
weisen, bemerken wir noch, daß Zöllner
die Annahme tropsbarflüssiger kosmischer
Massen durch den Hinweis darauf zu recht
fertigen sucht, daß die im Weltraum um
herziehenden Meteormassen wahrscheinlich
Trümmer größerer Weltkörper sind, und
daß es daher sehr wahrscheinlich ist, daß
außer den festen Trümmern auch «och
flüssige vorhanden sind. Vielleicht sind
manche von den Gallertmafsen, die der
Volksglaube als Sternschnuppensubstanz
ts. d.) bezeichnet, in der That derartige
Reste.
14) Zum Schluß geben wir noch ein
Verzeichnis der berechneten Kometenbah
nen von den ältesten Zeiten bis 1881.
Diesem Verzeichnis liegt der ursprünglich
von Olbers, später von Galle veröffent
lichte Katalog zu Grunde. Die K. sind
mit fortlaufenden Nummern bezeichnet,
Nummern in Klanunern drücken spätere
Erscheinungen des K. aus, der die Num
mer zuerst trägt. Wenn die halbe große
Achse, Umlaufszeit und Exzentrizität nicht
angegeben sind, so ist die Bahn einePara-
b e l; lst die Exzentrizität größer als 1, so ist
sie eineHyperbel. DieK.sind hier geord
net nach der Zeit ihres Durchgangs durch
das Perihel. Hiernach unterscheidet man
auch die einzelnen K. eines bestimmten
Jahrs durch römische Ziffern, z. B. Komet
1880IV, der von Hartwig in Straßburg
29. Sept. entdeckte, welcher 7. Sept. durch
das Perihel ging. Früher bezeichnete man
häufig die Reihenfolge der Entdeckung
durch solche Ziffern, gegenwärtig sind hier
für kleine lateinische'Buchstaben üblich.
So ist beispielsweise der 26. Juli von
Borrelly 1874 entdeckte Komet, welcher
26,9. Aug. durch sein Perihel ging, in der
Reihenfolge der Entdeckungen in diesem
Jahr der vierte, der 29. Aug. von Eoggia
entdeckte, welcher 19. Juli das Perihel
passierte, aber der fünfte. Daher heißt
der erstere Komet 1874 ä, der letztere aber
1874 e; nach der Zeit des Periheldnrch-
qangs aber heißt dieser 1874IV und jener
1874 V.