284
Koslnoaome (Kants Theorie).
theosophischen Bestrebungen und als Stif
ter einer mystisch-religiösen Sekte bekannt
ist, der aber auch auf den Gebieten der
Mathematik und Naturwissenschaften sehr
ausgebreitete Kenntnisse besaß. Es ist
dies der Schwede Emanuel von Swe
denborg, geb. 29. Jan. 1688 zu Stock
holm, 1716—47 Mitglied des dorti
gen Bergwerkskollegiums, gest. 29. März
1772 auf einer Reise in London. Er hat
seine kosmologischen Ansichten in enger
Verbindung mit seinen metaphysischen
Lehren über die Konstitution der Körper
welt überhaupt niedergelegt in einem
Werk, das 1734 unter dem Titel er
schienen: »Principia reimn naturalimn
sive novormn tentaminum phaenomena
mundi elementaris philosophice expli-
canä1«(»Prinzipien der Naturwissenschaft
oder der neuern Versuche, die Erscheinun
gen der elementaren Welt philosophisch zu
erklären«).
Ein andres Werk, in welchem diese
Lehre vorgetragen wird, ist das des Eng
länders ThomaS Wright, welches 1750
unter dem Titel: »An original theory,
or new hypothesis of the universe«
(»Originaltheorie, oder neue Hypothese
über das Weltganze«) veröffentlicht wurde
und das gegenwärtig sehr selten ist. Die
Zrsten Ideen seiner Theorie hat Wright
seiner eignen Angabe nach bereits 1734
gefaßt.
Diese Wrightschen Ideen sind dann
weiter ausgebildet worden von unserm
großen deutschen Philosophen Imma
nuel Kant in einer 1755 erschienenen,
Friedrich d. Gr. gewidmeten Jugend
schrift: »Allgemeine Naturgeschichte und
Theorie des Himmels«. Im ersten Teil
dieser Schrift spricht Kant »voll der syste
matischeil Verfassung unter den Fixster
nen«. Wir begegnen hier der von Wright
herrührenden Hypothese, daß dasjenige
Sternsystem, dem wir mit unsrer Sonne
angehören, eine linsenförmige Gestalt hat,
und daß wir uns nahe der Mitte desselben
befinden, woraus es sich erklärt, daß wir
die Sterne um so dichter gehäuft erblicken,
je näher sie der Milchstraße stehen, so daß
von den 2000 Sternen, die das bloße
Auge am Himmel entdeckt, der größte
Teil in einer nicht gar breiten Zone, deren
Mitte die Milchstraße einnimmt, ange
troffen wird. Gleichfalls Wright entlehnt
ist ferner die Lehre von der fortschreiten
den Bewegung der Sonne und der Fix
sterne überhaupt. Um das Fortrücken des
Sonnensystems nachzuweisen, hat Wright
1747 an zwei Sterngruppen, an den Ple-
jaden und einer Gruppe im Perseus, Be
obachtungen angestellt, deren Ergebnisse
er in seiner Schrift auf zwei Karten dar
stellt. Kant schlägt ebenfalls die Plejaden-
gruppe zu solchen Beobachtungen vor,
meint aber auch, »man müßte diese Be
obachtungen vornehmlich auf die Sterne
der Milchstraße richten, welche der Haupt
plan aller Bewegung ist«. Die Nebel sieht
Kant als entfernte Fixsternsysteme gleich
deiil unsrigen an. »Wenn ein System
von Fixsternen, welche in ihren Lagen sich
auf eine gemeinsame Fläche beziehen, so
wie wir die Milchstraße entworfen haben,
so weit von uns entfernt ist, daß alle
Kenntlichkeit der einzelnen Sterne, daraus
es besteht, sogar dem Sehrohr nicht mehr-
empfindlich ist; wenn seine Entfernung
zu der Entfernung der Sterne der Milch
straße eben das Verhältnis als diese zilm
Abstand der Sonne von uns hat; kürz,
wenn eine solche Welt von Fixsternen in
einem so unermeßlichen Abstand von dem
Auge des Beobachters, das sich außerhalb
desselben befindet, anffeschaut wird, so
wird dieselbe unter einem kleinen Winkel
als ein mit schwachem Licht erleuchtetes
Räumchen erscheinen, dessen Figur zirkel
rund sein wird, wenn seine Fläche sich
dem Auge geradezu darbietet, und ellip
tisch, wenn es von der Seite gesehen wird.«
Der zweite Teil des Konischen Werks
beschäftigt sich mit »dem Ursprung des
Planetischen Weltbaus überhaupt und den
Ursachen der Bewegungen der Planeten«.
Zunächst wird darauf hrngewiesen, daß in
dem leeren Raum unsers Planetensystems
jetzt keine materielle Ursache vorhanden sei,
die den Planeten eine Bewegung erteilen
könne. Also muß dieser Raum, so schließt
Kant, »ehemals anders beschaffen und mit
Materie erfüllt gewesen sein, die vermögend
war, die Bewegung auf alle darin befind
liche Himmelskörper zu übertragen und