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Länge.
Will man dies doch thun, so ist notwen
dig, daß die Beobachter an beiden Statio
nen sich gleichstarker Fernrohre bedienen,
daß sie sich ferner nicht mit je einer ein
zigen Beobachtung begnügen, sondern eine
größere und zwar an beiden Stationen
die gleiche Anzahl ausführen und dann
das arithmetische Mittel aus den einzelnen
Bestimmungen des Längenunterschieds
nehmen, daß sie endlich die Beobachtungen
an dem ersten Trabanten anstellen, der sich
am raschesten bewegt (Umlaufszeit 42
Stund. 27,5 Min.). Zu Längenbestim
mungen zur See, für welche Galilei die
Methode vorzüglich bestimmt hatte, ist sie
nie brauchbar gewesen.
Benzenberg hat den Vorschlag ge
macht, das Verschwindenvon Stern-
schnuppenzur Bestimmung des Längen
unterschieds zu benutzen. Aber obwohl
diese Erscheinungen sich mit großer Ge
nauigkeit beobachten lassen, so ist es doch
ein Übelstand, daß man nicht weiß, zu
welcher Zeit und an welchem Ort am
Himmel eine Sternschnuppe erscheinen
wird. Auch wird man, wenn an beiden
Orten eine größere Anzahl Sternschnuppen
beobachtet werden, nur wenige identische
darunter haben, und zum Erkennen der
Identität wird auch eine wenigstens nähe
rungsweise Kenntnis des Längenunter
schieds der Beobachtungsorte nötig sein.
Ein andres Mittel bieten künstliche
Licht si gnale, wie sie durch Abbrennen
kleiner Pulvermengen erhalten werden.
Zuerst scheint Picard dies Verfahren
angewandt zu haben, als er 1676 den
Längenunterschied zwischen der durch Tycho
Brahes Aufenthalt berühmten Insel
Hveen und Kopenhagen ermittelte. Sind
die beiden Stationen nicht weiter als etwa
75 km voneinander entfernt, so genügt
es, die Signale von einer Station zur
andern zu geb;n und an beiden Stationen
die genauen Zeiten der Wahrnehmung zu
bestimmen, deren Differenz dann der ge
suchte Längenunterschied ist. Bei größern
Entfernungen nimmt man zwischen den
beiden Endstationen A und B eine Anzahl
Zwischenstationen an, gibt von der ersten,
dritten, fünften derselben aus die Signale
und beobachtet jedesmal in den Nachbar-
stationen die Zeiten. Gesetzt, zwischen An.
B seien die Zwischenstationen 6,, 6 2 , 6,,
0 4 , O5 eingeschaltet, die Längen von A
uudB seien I nnbL, dieLängendifferenzen
zwischen A u. C 1( 0, u. C 2 , C 2 u.C 3 , C 3 u. C 4
seien ü , h , k , U ,
zwischen C 4 u. C 5 , C 5 u. B
endlich 1 5 , 1 6 ,
so daß die gesuchte Längendifferenz
L — 1=li ——HI3 14 I5 Iß ( a )
ist. Es mögen nun in den Punkten
61, C 3 , C 5
zu den Ortszeiten
kl, t 3 , tz
Signale gegeben werden. Man erblickt
dann das erste in A zur Zeit t t — l t =r
und - C 2 - - ti "si 1 2 —
wobei wir annehmen, daß 1„ I 2 ... inZeit
ausgedrückt sind. Ferner erblickt man das
zweite Signal in 0 2 zur Zeit t 3 —1 3 — , 2
und - 0 4 - - t 3 -)-l4=s 3 ,
endlich
das dritte - 0 4 - - t 5 —l 5 =r 4
und - B - - tz-silg—r 5 .
Sind nun r, t u t 2 , ..., r 5 bekannt, so er
hält man
i, — ti — t
lj — T 1 — tj
1 3 — t 3 — Tf
Addiert man diese sämtlichen Gleichungen,
so ergibt sich unter Berücksichtigung der
Gleichung (a)
L — 1——t -\-t 1 — —r 4 -(-r 5 ,
wofür man setzen kann
L—l=r 5 —(i 4 —r 8 )—(r 2 —ij) —r.
Damit ist die gesuchte Längendifferenz ge
funden. Man sieht, daß man an den
Zwischenstationen 0 2 und 6 4 nur die Zeit-
differenzen und r 4 —t 8 , die zwi
schen den verschiedenen Signalen verstrei
chen, zu beobachten hat; daher braucht man
hier die Ortszeit gar nicht zu kennen und
muß nur des Ganges der Uhr sicher sein.
An den Endstationen Au.B müssen dage
gen die genanen Zeiten 7 u. t 5 bekannt sein.
Statt der Pulverblitze wendet man am
Tag Sonnenlicht an, welches man mittels
des Heliotrops (s. d.) nach der andern
Station reflektiert. Als Signal dient die
plötzliche Verdeckung des Heliotropenlichts.
Auf größere Entfernungen, in welchen