Full text: Lexikon der Astronomie

Lichtgeschwindigkeit. 
307 
N auf die sichtbare Seite fällt, und daß man 
noch ein Stück über diesen Pol hinaus 
sehen kann, während der Südpol 8 un 
sichtbar ist. Nach einem halben Monat 
befindet sich der Mond in dem diametral 
entgegengesetzten Punkt seiner Bahn in 
der Stellung II, und nun ist umgekehrt 
der Nordpol N unsichtbar, der Südpol 8 
aber sichtbar, und man kann noch ein Stück 
über ihn hinaussehen. Man kann also 
zeitweilig über jeden der beiden Pole ein 
Stück hinaus beobachten. Dies ist die 
Libration in Breite, welche jederseits 
bis 6° 47' betragen kann. 
Endlich kommt noch in Betracht, daß 
der Mond nur um etwa 60 Erdhalb 
messer von uns entfernt ist, ein Abstand, 
gegen welchen man den Erdradius nicht 
vernachlässigen darf. Es ist daher nicht 
gleichgültig, ob man vom Erdmittelpunkt 
oder von dem einen oder dem andern Punkte 
der Erdoberfläche aus den Mond beob 
Fig. 3. 
zont steht. Der Unterschied wird hier durch 
den Bogen 0 Q oder den Winkel 0 LI Q = 
EMC angegeben, welcher die Horizontal 
parallare des Mondes ist (s. Parallaxe) 
und bis etwas über 1° betragen kann. 
Deshalb heißt diese Verschiedenheit, die 
nach allen Seiten hin stattfinden kann, 
die parallaktische Libration. 
Galilei hat zuerst 10. Febr. 1637 in 
einem aus seinem »Gefängnis zu Arcetri« 
an Alfonso Antonini gerichteten Brief 
auf die parallaktische und die Libration der 
Breite aufmerksam gemacht; diejenige der 
Länge fanden Hevel und Rice io l i. 
Äußer der im vorstehenden betrachteten 
nur scheinbaren oder optischen Li 
bra t i o n hat der Mond vielleicht noch eine 
physische, die aber jedenfalls so unbedeu 
tend ist, daß man sie noch nicht hat nachwei 
sen können. Wenn man nämlich annimmt, 
daß die Übereinstimmung der Rotations 
zeit des Mondes mit seiner Umlaufszeit 
um die Erde herrührt von 
dem größern Gewicht der uns 
zugekehrten Mondhälfte, so 
wird man weiter annehmen 
müssen, daß jene Überein 
stimmung nicht gleich vom 
Anfang an, bei der Bildung 
des Mondes, stattgefunden 
hat; vielmehr werden wir 
uns denken müssen, daß ur 
sprünglich größere oder klei 
nere pendelartige Schwan 
kungen stattgefunden haben, 
die allmählich geringer geworden sind, die 
aber nicht vollständig verschwinden können. 
Lichtgeschwindigkeit ist der Weg, den 
das Licht in einerSekunde zurückgelegt. Sie 
ist in verschiedenen Körpern verschieden: 
im leeren Raum (Weltraum) ist sie 1,ooo3- 
mal so groß wie in atmosphärischer Luft 
von mittler Dichte. Früher glaubte man, 
das Licht brauche garkeineZeit zur Zurück 
legung eines Wegs von beliebiger Größe, 
weil alle Versuche, durch Beobachtungen 
diese Zeit festzustellen, fehlschlugen, wäh 
rend ganz alltägliche Wahrnehmungen 
schon früh zu der Erkenntnis führten, daß 
der Schall zu seiner Fortpflanzung Zeit 
gebraucht. Es rührt dies davon her, daß 
die Geschwindigkeit des Lichts eine außer- 
20* 
achtet. Sind nämlich in Fig. 3 E und M 
die Mittelpunkte von Erde und Mond, und 
bedeuten die um diese Punkte geschlagenen 
Kreise Umfänge dieser beiden Himmels 
körper, die in einerlei Ebene liegen, und 
deren Abstand größerer Deutlichkeit halber 
nur sehr klein gereichnet ist, so erblickt 
ein Beobachter in E oder A den Punkt 0 
auf der Mitte der Mondscheibe, während 
der Beobachter in B den Punkt P in der 
Mitte sieht und dem entsprechend auch 
den Mondumfang in der Richtung des 
Pfeils weiter verfolgen kann als A. Am 
größten wird dieser Unterschied für den 
Punkt C des Erdumfangs, für welchen 
MC eine Tangente ist, also der Mittel 
punkt Q der Mondscheibe gerade im Hon-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.