Full text: Lexikon der Astronomie

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Lichtgeschwindigkeit. 
ordentlich große ist, so groß, daß dasselbe 
den Weg von dem Mond bis zu uns in 
Zeit von ungefähr 1V4 Sekunde zurück 
legt. Noch der französische Philosoph und 
Mathematiker Descartes (1596—1650) 
hegte den Glauben, daß das Licht sich ohne 
Zeitaufwand fortpflanze, wie bei einem 
Stab ein an das Hintere Ende erfolgter 
Stoß in demselben Moment auch dem 
vordern Ende merklich sei. Erst ein Viertel 
jahrhundert nach seinem Tod wurde durch 
astronomische Beobachtungen die Größe 
der L. ermittelt, und im folgenden Jahr 
hundert fand man noch eine andre, gleich 
falls astronomische Methode zur Bestim 
mung derselben; aber erst um die Mitte 
des laufenden Jahrhunderts lernte nian 
die Zeit messen, welche das Licht zur 
Zurücklegung von Entfernungen auf der 
Erde braucht. Die verschiedenen zur Be 
stimmung der L. in Anwendung gebrach 
ten Metboden sind folgende: 
1) Die M e t h 0 d e d e r I u p i t e r - 
monde. Der Planet Jupiter (J inFig.1, 
wo 8 die Sonne be- 
. deutet) wird von 
vier Monden uin- 
kreist, von denen 
der erste (innerste) 
schon in Zeit von 
beiläufig 42Vr 
Stunden einenUm- 
laus macht. Diese 
Umlaufszeit kann 
gefunden werden, 
indem man die Zeit 
punkte beobachtet, 
in denen der Mond 
in den Schatten 
eintritt oder aus 
dem Schatten her 
austritt, den der 
Jupiter hinter sich wirft. Die Eintritte 
(Immersionen, bei 1 in der Figur) sind 
für uns sichtbar, wenn die Erde gegen 
den Jupiter eine Stellung hat wie "9, in 
der Figur, wobei sie sich demselben nähert; 
die Emersionen oder Austritte aber (2 in 
der Figur) sehen wir in der Stellung b 
der Erde, wenn sich diese vom Jupiter 
entfernt. In der zweiten Hälfte des 17. 
Jahrh, erschien nun die genaue Bestim 
mung der Umlausszeiten der Jupiter 
monde nicht bloß theoretisch interessant, 
sondern auch praktisch wichtig , weil man 
nach einem VorschlagG a lil e is die Emer 
sionen und Immersionen zur Bestimmung 
der geographischen Länge zur See an 
wenden wollte. Der ältere Cassini hatte 
deshalb schon in Bologna fleißige Beob 
achtungen der Jupitermonde angestellt und 
daraus Ephemeriden für dieselben be 
rechnet (1668); diese Beobachtungen setzte 
er nach seiner Übersiedelung nach Paris 
in Gemeinschaft mit dem gleichfalls in Pa 
ris lebenden dänischen Astronomen Olat 
Römer fort. Letzterer bemerkte nun, daß 
die Zwischenzeit zwischen zwei aufeinander 
folgenden Immersionen des ersten Tra 
banten im Mittel aus vielen Beobach 
tungen merklich kürzer sei als die Zeit 
zwischen zwei Emersionen. Da nun jene 
zu der Zeit stattfinden, wenn die Erde sich 
dem Jupiter nähert, diese aber, während 
sie sich vom Jupiter entfernt, so zog 
Römer in einer der Pariser Akademie 
22. Nov. 1675 vorgelegten Abhandlung 
»Über die Fortpflanzung des Lichts« 
aus seinen Beobachtungen den Schluß, 
daß das Licht eine gewisse Zeit zu seiner 
Fortpflanzung gebrauche. Später fand 
Römer, daß, wenn man ans der Beob 
achtung einer zur Zeit der Opposition 
(d. h. wenn die Erde in 0 steht) stattfinden 
den Verfinsterung die folgenden berechnet, 
diese immer später beobachtet werden, als 
die Rechnung ergab, bis endlich zur Zeit 
der Konjunktion, wenn die Erde in <1 
steht, die Verzögerung mehr als 1000 Se 
kunden beträgt; alsdann nimmt dieselbe 
allmählich wieder ab. Nun steht die Erde 
dem Jupiter zur Zeit der Opposition des 
letztern um die Größe des Durchmessers 
der Erdbahn näher als in der Konjunktion, 
und man findet also den Weg, den das 
Licht in einer Sekunde im Weltraum 
zurücklegt, wenn man die Länge des Erd 
bahndurchmessers mit 1000 dividiert. 
Rechnet man diesen Durchmesser—297,sr 
Mill. Ion, so erhält man den Wert von 
297,340 km, der indessen noch etwas zu 
vergrößern ist, weil die Zeit von 1000 
Sekunden, spätern Beobachtungen zufolge, 
etwas zu groß ist (vgl. Lichlgleiihung). '
	        
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