Full text: Lexikon der Astronomie

336 
Mikrometer. 
Sehnen auf derselben Seite oder auf ent 
gegengesetzten Seiten des Mittelpunkts 
liegen. 
Hier ist allerdings bei der Berechnung 
von u‘ die noch unbekannte Deklination 
8' des zweiten Sterns zu benutzen; da 
aber <)' nicht sehr von 8 verschieden ist, so 
kann inan zunächst 
u' — 15 t' cos 8 
setzen und, mit diesem Wert weiter rech 
nend. den Deklinationsunterschied beider 
Sterne und damit d‘ bestimmen. Mit 
dem so erhaltenen Werte 8' berechnet man 
dann wieder und wenn der neue 
Wert merklich von dem frühern abweichen 
sollte, so führt man die Rechnung noch 
mals mit dem neuen ¡¿‘ durch uud erhält 
ein verbessertes ä'. 
Zur Benutzung des Kreismikrometers 
ist, wie wir aus obigen Formeln sehen, die 
Kenntnis des Halbmessers r des Ringes 
erforderlich. Denselben erhält man aber, 
wenn man für zwei Sterne, deren Dekli 
nationen ck und <>' man kennt, und deren 
Deklinationsnnterschied <f — 8' = D 
wenig kleiner als der Ringdurchmesser 
ist, die Durchgangsdauer t und t' beob 
achtet; dann ist 
r — — — ————, 
2 cos A cos B sin (A +B) sin (A-B) 
tan A — und tan ß — 
ist und ii und u‘ die oben angeführten 
Werte haben. Die Ableitung dieser For 
meln übergehen wir hier. 
Zu dieser Bestimmung eignen sich be 
sonders die Sterne der Plejadengruppe, 
weil man unter ihnen für jedes M. leicht 
ein Paar passende findet. Die Örter der 
selben sind von Bessel mit größter Ge 
nauigkeit bestimmt. 
Wenn man das Kreismikrometer auf 
Sterne anwendet, die dem Pol nahestehen, 
so darf man das Stück Parallelkreisbo 
gen , welches innerhalb des Ringes liegt, 
nicht mehr, wie wir bisher stillschweigend 
gethan, als eine gerade Linie ansehen. 
Doch würde es zu weit führen, wollten wir 
auf die in diesem Fall an dem Deklina 
tionsunterschied D anzubringende, übri 
gens unbedeutende Korrektion eingehen. 
Die Erfindung des Kreismikrometers 
verdankt man dem Jesuiten Boscovich 
in Rom, welcher 1739 darauf aufmerksam 
machte, daß die kreisförmige Öffnung der 
Okularblendung sich zur Benutzung als 
M. eigne. Doch fand das Hilfsmittel we 
nig Beifall, obwohl Lacaille sich dessel 
ben einigemal bedient hat. Gegen Ende 
des vorigen Jahrhunderts ersetzte dann 
der Inspektor des mathematischen Salons 
in Dresden, Joh. Gottfried Köhler legest. 
1801), die einfache Öffnung durch einen 
im Brennpunkt aufgehängten schmalen 
Messingring, damit er die Sterne schon 
vor ihrem Eintritt in die Öffnung sehen 
könne. Die vollkommnere Form eines in 
ein Plaiiglaö eingesetzten Stahlrings 
stammt von Fraunhofer her. 
Zur Messung von Rektaszensions- und 
Deklinationsunterschieden dient auch das 
Fadenmikrometer an einem parallak 
tisch aufgestellten Fernrohr. Dasselbe be 
steht aus einem im Brennpunkt desFern- 
rohrs angebrachten, um dessen Achse dreh 
baren Ring, in welchem mehrere parallele 
Fäden ausgespannt sind, die von einem 
oder auch mehreren in rechtwinkeliger Rich 
tung gespannten gekreuzt werden. Man 
bringt nun die parallelen Fäden in die 
Richtung der täglichen Bewegung der 
Sterne, indem man das Fernrohr auf 
einen Stern in der Nähe des Äquators 
richtet und dasFadensystem so lange dreht, 
bis der Stern bei seinem Durchgang den 
einen Parallelfaden nicht mehr verläßt. 
Jeder Parallelfaden stellt dann, auf wel 
chen-Stern immer man das Fernrohr 
richten mag, ein Stück des Parallelkreises 
und der mittelste senkrechte Faden ein 
Stück des Deklinationskreises dar. 
Beobachtet man an dem stillstehenden 
Instrument die Durchgänge zweier Sterne 
durch den vertikalen Mittelfaden, so gibt 
der Zeitunterschied sogleich den Unterschied 
der Rektaszensionen. Um kleine Deklina 
tionsdifferenzen messen zu können, ist noch 
ein beweglicher Parallelfaden angebracht, 
der sich mit Hilfe einer Schraube verschie 
ben läßt, weshalb man dasJnftrument auch 
ein Sckraubenmikrometer nennt. 
Man stellt nun das Fernrohr so, daß der 
eine der beiden in Betracht kommenden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.