Mond (Lichtgestalten). 343
als die des Wassers, etwa der Dichte deö
Granats entsprechend.
Der M. hat keine Abplattung, aber eine
geringe, durch die Theorien nachgewiesene
Anschwellung gegen die Erde hin, so daß
(nach Hansen) sein Schwerpunkt etwa
59 km weiter von uns absteht als der
Mittelpunkt.
Die auffallendste Erscheinung, welche
der M. uns darbietet, sind seine im Lauf
eines synodischen Monats wechselnden
Lichtgestalten oder Phasen, die eine
Folge seiner veränderlichen Stellung gegen
Sonne und Erde sind, welch ersterer er
seine erleuchtete Seite zukehrt. Wenn er
in Konjunktion mit der Sonne steht, also
mit ihr gleichzeitig durch den Meridian
geht, so kehrt er uns seine unbeleuchtete
Seite zu; wir haben Neumond. Da er
eine rasche Bewegung in seiner Bahn nach
O. hat, so befindet er sich bald nachher auf
der Ostseite der Sonne, und wir erblicken
an seinem westlichen (rechten) Rand eine
schmale erleuchtete Sichel, die von Tag zu
Tag größer wird; wir haben zunehmen
den M., der abends nach Sonnenunter
gang am westlichen Himmel sichtbar ist.
Nach ungefähr 7 Tagen erscheint uns die
ganze westliche (rechte) Hälfte der Mond
scheibe erleuchtet; der M. steht jetzt um
90° in Länge östlich von der Sonne, er
kulminiert ungefähr, wenn diese unter
geht, und erhellt die erste Hälfte der Nacht;
wir haben erstes Viertel. In den fol
genden Tagen ist mehr als die Hälfte der
Mondscheibe erleuchtet, der M. geht im
mer später in den Frühstunden unter, bis
* wir etwa 14 Tage nach dem Neumond
die volle Scheibe erleuchtet sehen; wir
haben dann Vollmond, Sonne und
M. stehen in Opposition, der M. scheint
die ganze Nacht hindurch. Von nun an
tritt für uns der M. auf die Westseite der
Sonne, der erleuchtete Teil der Scheibe
liegt daher nach O. zu, und da die Licht
gestalt immer kleiner und kleiner wird, so
haben wir abnehmenden M. Derselbe
geht abends nach Sonnenuntergang im
mer später und später auf, ungefähr 7
Tage nach dem Vollmond sehen wir nur
noch die östliche (linke) Hälfte der Scheibe
erleuchtet; wir haben letztes Viertel,
der M. geht um Mitternacht auf und
steht gegen Sonnenaufgang im S. Die
Sichelgestalt, die wir auf der linken Seite
der Scheibe in den Morgenstunden am
Osthimmel sehen, wird nun immer klei
ner in dem Maß, wie der M. sich für
uns der Sonne nähert, bis sie endlich bei
Neumond ganz verschwindet.
Ähnliche Erscheinungen wie der M.
für uns muß auch umgekehrt die Erde
für einen Beobachter auf dem M. darbie
ten, und sowie der M. unsre Nächte er
leuchtet, so muß auch das von der Erde
reflektierte Sonnenlicht die Nachtseite
des Mondes erhellen. In der That sieht
man auch kurz vor und nach dem Neu
mond neben der hell glänzenden, der
Sonne zugekehrten Sichel den übrigen
Teil der Mondscheibe matt aschgrau er
leuchtet. Die richtige Erklärung dieses
aschfarbenen Lichts schreibt Kepler sei-
nemLehrerMästlin zu, aber schonfrüher
hatte der geniale Maler und Ingenieur
Leonardo da Vinci dieselbe gegeben.
Wenn Neumond oder Vollmond sich in
der Nähe eines Knotens der Mondbahn
ereignen, so tritt im ersten Fall eine Son
nen-, im letztern eine Mondfinsternis ein;
vgl. Finsternisse.
Von verschiedenen ältern Forschern, von
Hevel herab bis auf Schröter, ist eine
atmosphärische Hülle unsers Trabanten
angenommen, von andern wieder, wie
dem ältern H ers chel, ist sie in Abrede ge
stelltworden, und die letztere Ansicht hat den
Sieg davongetragen. Besäße der M. näm
lich eine Atmosphäre, so würde dieselbe
das Licht brechen, und sowie wir infolge
der atmosphärischen Strahlenbrechung die
Gestirne noch sehen, wenn sie in Wirklich
keit bereits unter dem Horizont stehen,
so müßte uns auch ein Stern noch sicht
bar sein, wenn er bereits hinter dem M.
steht. Der aus der Dauer einer Sternbe
deckung abgeleitete scheinbare Durchmesser
des Mondes müßte daher kleiner sein als
der durch direkte Messung bestimmte. Da
sich ein derartiger Unterschied nicht nach
weisen läßt, so hat Bessel den Schluß
gezogen, daß der M. keine Atmosphäre be
sitze, deren Dichte den 900. Teil der
unsrigen übersteigt. Der Engländer Nei-