Full text: Lexikon der Astronomie

344 
Mond (Atmosphäre, Berge). 
s o n hat indessen neuerdings doch einen 
solchen durch die Strahlenbrechung am 
Mondrand bewirkten Unterschied von 
etwa 2" in der Bestimmung des scheinba 
ren Monddurchmesserö nachweisen zu kön 
nen geglaubt und daraus auf die Existenz 
einer Mondatmosphäre geschlossen, deren 
Dichte ungefähr Vroo der unsrigen ist. 
Wenn keine Atmosphäre auf dem M. 
vorhanden ist, so kann es auch dort kein 
Wasser geben; denn dieses würde verdun 
sten und eine Wasserdampfatmosphäre er 
zeugen. 
Wenn man den M., insbesondere zur 
Zeit des Vollmonds, mit bloßem Auge 
betrachtet, so erblickt man auf hellerm 
Grund eine Anzahl grauer Flecke, die 
man als Meere oder Mare bezeichnet, 
weil man sie früher für Wasseransamm 
lungen hielt. Die Beobachtung mit dem 
Fernrohr zeigt, daß dieses verhältnismäßig 
ebene Flächen sind, die gegen ihre Umge 
bung vertieft liegen. Im stanzen nehmen 
diese Mare gegen drei Fünftel der sicht 
baren Mondfläche ein. Nur weniste von 
ihnen sind völlig abgeschlossen, wre das 
dem bloßen Auge leicht erkennbare Nurs 
erisium (Meer der Krisen) am nordöst 
lichen Mondrand; die meisten hängen un 
tereinander zusammen, ähnlich wie die 
Ozeane der Erde, oder gehen durch scharfe 
Begrenzung in hellere Flecke über. 
Die Hellern Partien sind Hochländer 
und Berge. Letztere nimmt man besonders 
deutlich mit dem Fernrohr wahr, wenn 
die Sonnenstrahlen schräg auf den M. 
fallen, dieser also nur teilweise beleuchtet 
ist. Man sieht dann, wie sich von zahl 
reichen hellen Linien und Punkten (Berg 
kämmen und Gipfeln) tiefschwarze Schat 
ten nach der von der Sonne abgewandten 
Seite hin erstrecken, und aus der Länge 
dieser Schatten hat man die Höhe der 
Berge ermittelt. Beer und Mädler 
haben gegen 1100 derartige Bestimmun 
gen ausgeführt, und es hat sich dabei ge 
zeigt, dasi dieMondbergc ungefähr dieselbe 
Höhe besitzen wie die Berge der Erde. 
Die höchsten erreichen etwa 7500 m, 22 
von den von Beer und Mädler gemesse 
nen sind über 4800 m, 6 über 5800 m 
hoch. Bedenkt man, daß der Mondradius 
nur etwa ein Viertel von dem der Erde 
ist, so erkennt man, daß die Berge des 
Mondes verhältnismäßig weit höher sind 
als die der Erde. Hierbei ist noch zu berück 
sichtigen, daß alle Höhenangaben auf dem 
M. nur auf die Umgegend des Bergs bezo 
gen, also nicht streng untereinander ver 
gleichbar sind; denn ein festes Niveau, wie 
auf der Erde der Meeresspiegel, fehlt dort. 
Die Form der Gebirge ist auf dem M. 
eine doppelte: Gebirge, die denen unsrer 
Erde gleichen, und ringförmige Bildungen. 
Der erstere Typus ist nur wenig vertreten, 
besonders durch die Gebirgsketten, die sich 
ungefähr in der Mitte der nördlichen 
Mondhälfte in einem flachen Bogen durch 
mehr als 30 Breitengrade von S. nach 
N. ziehen und mit den Namen Apenni 
nen, Kaukasus und Alpen bezeichnet 
werden. 
Weit häufiger ist der Typus der ring 
förmigen Berge, welche charakterisiert sind 
durch einen kreisrunden Wall, in dessen 
Innern eine tiefe Ebene liegt, aus wel 
cher oft ein oder auch mehrere Berge em 
porragen, ohne indessen die Höhe des 
Walles zu erreichen. Nach ihrer Größe 
und sonstigen Beschaffenheit bezeichnet man 
diese Gebilde mit verschiedenen Namen. 
Die größten, von 75—275 km Durch 
messer, mit unregelmäßigem, oft unter 
brochenem Wall, heißen Wallebenen. 
Ihr Inneres ist verhältnismäßig eben, 
nur manchmal von unregelmäßigen Ber 
gen besetzt oder durch Gebirasarme geteilt. 
Schon Galilei hat dieselben mit dem 
großen geschlossenen Becken von Böhmen 
verglichen. Die Mehrzahl derselben liegt * 
aus der Südseite der sichtbaren Mond 
scheibe, wo sie mehrfach zusammenhän- 
ende Reihen in meridionaler Richtung 
ilden, wie die mit den Namen Katha 
rina, Theophilus undCyrillus bezeichneten. 
Von kleinern Dimensionen sind die 
Ringgebirge, deren Durchmesser 10— 
40 km beträgt. Sie sind regelmäßiger 
gebaut, von einem kreisrunden, nach in 
nen steiler als nach außen abfallenden 
Wall umschlossen, der auf der innern 
Seite oft zwei- bis dreimal so hoch ist als 
auf der äußern; in der Mitte erhebt sich 
oft ein steiler Berg, der aber nicht die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.