358
Neptun.
1842 die Göttinger Gesellschaft der Wis
senschaften zur Stellung einer Preis
frage, die aber unbeantwortet blieb. In
zwischen hatte Bessel durch einen seiner
Schüler, F l e m m i n g, die ältern Beobach
tungen des Uranus reduzieren und ver
gleichen lassen, um zu untersuchen, ob die
vorhandenen Thatsacken ansreichten znr
Erklärung der Abweichungen durch einen
neuen Planeten und zur Auffindung der
Elemente desselben. Kränklichkeit in sei
nen letzten Lebensjahren hinderte indessen
Bessel an der Ausführung dieses Unter
nehmens.
Die wirkliche Lösung der Aufgabe er
folgte ganz selbständig von zwei Seiten:
durch den Engländer Adams und den
Franzosen Leverrier. Der erstere legte
schon im September 1845 dem Professor
Challis in Cambridge die ersten Resul
tate seiner Rechnungen vor, und im näch
sten Monat sandte er dieselben auch mit
einigen Abänderungen an den königlichen
Astronomen Airy in Greenwich. Die
letzten Ergebnisse empfing Airy Anfang
September 1846. An die Öffentlichkeit
trat Adams mit seiner Arbeit erst 1847.
Mit Hilfe der Adamsschen Angaben ge
lang es in der That Challis, am 4. und
12. Aug. 1846 den gesuchten Planeten
aufzufinden; da ihm aber keine ins ein
zelne gehenden Sternkarten zu Gebote
standen, so erkannte er damals die plane
tarische Beschaffenheit desselben nicht.
Leverrier in Paris sing auf Anregung
Aragos im Sommer 1845 an, sich mit
der Uranustheorie zu beschäftigen, und 10.
Nov. 1845,1. Juni, 31. Aug. und 5. Okt.
1846 teilte er seine Resultate der Pariser
Akademie mit. Am 18.Sept. 1846 richtete er
auch brieflich an Galle, der damals Ob
servator an der Berliner Sternwarte war,
das Ersuchen, an einer von ihm näher
bezeichneten Stelle des Himmels nach dem
berechneten Planeten zu suchen, den er
namentlich an seinem auf 3" geschätzten
scheinbaren Durchmesser für kenntlich
hielt. Galle empfing das Schreiben Le-
verriers am Morgen des 23. Sept. und
beschloß, im Einverständnis mit Encke, am
Abend die gewünsckte Nachforschung vor
zunehmen; auch d'Arrest, der damals
seineStudien inBerlin begonnen, wünschte
sich daran zu beteiligen. Da der schein
bare Durchmesser des Planeten nur klein
war, so erschien es von vornherein zweifel
haft, ob es möglich sein werde, den ge
suchten Körper daran allein zu erkenneu,
und eö machte sich die Beschafiung einer
detaillierten Karte wünschenswert. In
dieser Hinsicht standen damals neben dem
Hardingschcn Atlas nur die noch unvoll
endeten und sehr lückenhaften Berliner
akademischen Sternkarten zur Verfügung.
d'Arrest kam zuerst auf den Gedanken,
unter den letztern nachzusehen, ob viel
leicht die in Betracht kommende Stelle des
Himmels schon dargestellt sei, und in der
That fand sich in der Kartensammlung
der Sternwarte ein Abdruck der von Bre-
m i k e r bearbeiteten Hora XI, der erst kürz
lich vollendet worden und noch nicht im
Buchhandel erschienen war. Mit dieser
Karte zu dem Refraktor zurückkehrend,
fand Galle nach einigen Bergleichungen
nahe an der von Leverrier bezeichneten
Stelle ein Sternchen 8. Größe, welches
auf der Karte fehlte. Unter Teilnahme
Enckes wurden die Beobachtungen biszum
Morgen fortgesetzt, ohne daß es indessen
gelang, mit Sicherheit eine Ortsverände
rung zu konstatieren; erst am nächsten
Abend stellte sich eine solche unzweifelhaft
heraus, und damit war die planetarische
Natur des beobachteten Sterns dargethan.
N. bewegt sich in einer nahezu kreis
förmigen Babn, deren Exzentrizität nur
0,00850 (Vas) beträgt, in einem mitt
lern Abstand von 30,07056 Erdbahnhalb
messern oder 4,470,470,000 Ion — 602,5
Mill. geogr. Meilen in Zeit von 60.186,636
Tagen oder 164 Jahren 286 Tagen einmal
um die Sonne. Seine Bahn ist 1^47' gegen
die Ebene der Erdbahn geneigt. Sein
Durchmesser beträgt 4,312 Erddurchmesser
oder 55,000 km — 7400 geogr. Meilen,
sein Volumen ist also80,i8nial so groß wie
das der Erde; da nun seine Masse Vmoo
der Sonnenmasse, also 16,47mal so groß
wie die Masse der Erde ist, so beträgt seine
mittlere Dichte 0,205 von der der Erde
oder 1,12 von der des Wassers, was etwa
der Dichte des Ebenholzes gleichkommt.
Die Intensität der Schwere an der Ober-