Full text: Lexikon der Astronomie

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Photographie der Himmelskörper. 
abgehaltenen Jahresversammlung der Bri 
tischen Gesellschaft zur Förderung der Wis 
senschaften wurde eine Daguerreotypdar- 
stellung des Mondes von Bond und 
W h i p p l e vorgelegt. In Europa machte 
ungefähr um dieselbe Zeit Warren de 
la Rue die ersten astrophotographischen 
Versuche, später folgten Ruthersurd 
und Draper in Amerika, Secchi, 
Janssen, Lohse u. a. in Europa. 
Außer dem Mond und den Planeten 
(z. B. Saturn mit seinem Ringsystem) 
hat man namentlich auch die Sonne schon 
frühzeitig photographiert, teils in regel 
mäßigen Zwischenzeiten, um den Flecken 
stand derselben zu registrieren (vgl. He 
liograph), teils bei Sonnenfinsternissen, 
um die Protuberanzen derselben zu er 
halten. Letzteres war besonders früher 
von Wichtigkeit, als man mit der Be 
obachtung dieser Gebilde auf die kurze 
Zeit der Totalität von Sonnenfinsternis 
sen angewiesen war, weil man das Ver 
fahren , dieselben jederzeit mit dem Spek 
troskop zu beobachten, noch nicht kannte. 
Aufnahmen der lebtern Art erhielten zu 
erst Secchi und Warren de la Rue 
während der totalen Sonnenfinsternis 
18. Juli 1860 in Spanien, wobei sich 
auf den photographischen Bildern eine 
Anzahl Protuberanzen zeigten, die mit 
bloßem Auge nicht beobachtet worden wa 
ren. Während des letzten Venusdurch 
gangs 1874 hat man ferner Photogra 
phien der Sonne angefertigt, um die 
Bahn der Venus vor der Sonnenscheibe 
behufs Bestimmung der Sonnenpar- 
allare (vgl. Parallaxe) festzustellen. Wenn 
man nämlich in genau bestimmten Mo 
menten Abbildungen von der Sonne ge 
wonnen hat, auf denen die Venus als 
schwarzer Punkt erscheint, so läßt sich 
durch nachträgliche Ausmessung dieser 
Bilder die Sehne bestimmen, welche Ve 
nus auf der Sonne beschrieben hat. Die 
Ergebnisse dieser Methode sind indessen 
wenig befriedigend gewesen infolge der 
Undeutlichkeit der Venusbilder. Bei die 
sen Aufnahmen ist von den Amerika 
nern und von Lord Lindsay ein von 
dem oben angedeuteten etwas verschie 
denes Verfahren angewandt worden. 
Sie ließen nämlich die Sonnenstrah 
len auf einen Sideroftat (s. d.) fallen, 
der sie beständig in derselben horizon 
talen Richtung reflektierte. Unmittelbar 
vor denselben wurde eine Linse gestellt, 
die in etwa 13 m Entfernung ein Bild 
von ungefähr 1 cm Durchmesser gab. 
Dieses Bild fiel auf die lichtempfindliche 
Platte, welche in der Dunkelkammer des 
Photographen aufgestellt war, die an ei 
ner passenden Stelle eine Öffnung zum 
Einlassen der Lichtstrahlen hatte. Der 
Photograph brauchte also seine Dunkel 
kammer gar nicht zu verlassen, sondern 
hatte nur die lichtempfindliche Platte ein 
zusetzen und nach der Exposition zu ent 
wickeln und zu fixieren. Auch von Fix 
sternen hat man schon frühzeitig Photo 
graphien gefertigt, namentlich von Dop- 
pelfternen, deren Entfernung und Posi 
tion man nachher durch Ausmessung der 
Bilder finden kann; Bond gibt an, daß 
der wahrscheinliche Fehler bei einer sol 
chen Bestimmung der Entfernung nur 
0,072" beträgt, d. h. ungefähr % des 
wahrscheinlichen Fehlers, den Struve für 
ähnliche Messungen mit einem Fadenmi 
krometer gefunden hat. Auch lichtschwä 
chere Objekte, wie Kometen und Nebel, 
hat man zu photographieren versucht, und 
es ist in der That 1880 dem Amerikaner 
Draper gelungen, von der hellsten Par 
tie des Orionnebels in der Umgebung des 
sogen. Trapezes ein Bild zu erhalten, wel 
ches sehr deutlich die flockige Struktur des 
selben erkennen läßt (vgl. Orion). Selbst 
für diesen lichtkräftigsten Teil des Ne 
bels war aber eine Exposition von 50 
Minuten nötig; lichtschwächere Partien 
von Nebeln zu photographieren, ist noch 
nicht gelungen. Wenn man durch Ver 
vollkommnung der photographischen Me 
thoden auch dies erreicht'haben wird, so 
wird man in der Photographie das ein 
fachste und zuverlässigste Mittel besitzen, 
durch Vergleichung von Abbildungen aus 
verschiedenen Zeiten physische Änderungen 
in der Konstitution der Nebel nachzuwei 
sen. Endlich dient die Photographie auch 
zur Darstellung der Spektra der Sonne 
und der Fixsterne, ja eS ist sogar gelun 
gen, das Spektrnnl des ersten großen Ko-
	        
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