418 Planetolabium -
Planisphärium.
fähr 6. Größe und kann dann von einem
sehr scharfen Auge unter günstigen atmo
sphärischen Verhältnissen auch ohne Fern
rohr wahrgenommen werden. Ceres und
Pallas können nur bis zur 7. Größe an
wachsen, sind also auch in größter An
näherung an die Erde dem unbewaffneten
Auge unsichtbar. In noch höherm Grad
gilt dies von den übrigen P.
Über die wahre Größe dieser kleinen
Weltkörper wissen wir nichts Sicheres.
Ältere Versuche von Schröter und Wil
liam Her sch el, die scheinbaren Durch
messer zu messen, scheiterten an der Unzu
länglichkeit der zn Gebote stehenden Hilfs
mittel. Aber auch die so außerordent
lich vervollkommten mikrometrischen Mes
sungsapparate der neuern Instrumente
haben nur wenig übereinstimmende Re
sultate gegeben.
So hat Lamont aus Messungen mit
dem elfzölligen Münchener Refraktor, der
unter günstigen atmosphärischen Verhält
nissen die Pallas zur Zeit ihrer größten
Annäherung an die Erde als deutliche
Scheibe zeigte, einen Durchmesser von
146 geogr. Meilen—1083 km abgeleitet,
welche Zahl wegen der seitdem für not
wendig erkannten Vergrößerung der Son-
nenparallare um etwa den 30. Teil zu
vermindern ist.
Für die Vesta liegen Opposttionsbeob-
achtungen von Mädler 1847, Secchi
1805 und Tacchini 1880 vor, welche die
ganz abweichenden Resultate von 66, 97
und 190 geogr. Meilen ergeben.
Den scheinbaren Durchmesser der Iris
maß Talmage in Leyton während der
Opposition von 1866; sein Resultat ent
spricht einem wahren Durchmesser von 88
geogr. Meilen.
Die große Unzuverlässigkeit der direkten
Messung so geringer scheinbarer Durch
messer, wie sie die P. selbst bei größter
Annäherung an die Erde zeigen, veran
laßte schon Ar ge land er, aus ein andres
Verfahren zur Bestimmung der wahren
Durchmesser zu denken.
Die Helligkeit eines Planeten ist offen
bar abhängig von seiner Größe, von sei
nen Abständen von der Erde und von der
Sonne sowie von seiner Albedo oder Re-
flerionsfähigkeit für das Sonnenlicht.
Diese letztere ist aber bei den Planeten Sa
turn, Jupiter, Venus und Merkur unge-
gefähr dieselbe, bei dem in rotem Licht er
glänzenden Mars dagegen bedeutend ge
ringer. Dieselbe Färbung ungefähr wie
jene vier Planeten, weiß oder weißgelb,
zeigen nun auch die kleinen Planeten.
Man wird daher die Annahme, daß auch
ihre Albedo ungefähr dieselbe sei, nicht ganz
unwahrscheinlich finden. Ferner berück
sichtigt Argelander noch den von Seidel
abgeleiteten Satz, daß die Größenklasse
der Helligkeit eines Körpers um eiue Ein
heit erniedrigt wird, wenn derselbe aus der
Entfernung 1 in die Entfernung 1,6 ver
setzt wird. Aus alledem hat nun Argelan
der eine Formel abgeleitet zur Berechnung
des Durchmessers ä eines P.
Bedeutet nämlich
r den Abstand des P. von der Sonne,
At - - - - Erde,
m die Größenklasse des P. zu einer gewis
sen Zeit, und sind r—a, A — a—1 und
M dieselben Größen zur Zeit der Opposi
tion, unter a die halbe Achse der Bahn
des P. verstanden, so wird ä in geogra
phischen Meilen gegeben durch die Formel
A 325,6 . r. // 325,6 . a . (a—1)
Aus dieser Formel hat Argelander mit
Benutzung der durch die Beobachtung ge
gebenen Größenklasse m die Oppositions
größenklasse M und den Durchmesser ä
für die bis 1854 bekaunten P. berechnet.
Den größten Durchmesser findet er für
Vesta, nämlich 58,5 Meilen; dann folgen
Ceres mit 49, Pallas mit 34, Ennomia
und Hygieia mit 25,5, Juno mit 23
Meilen rc.
Später haben Br uh ns und Stone
diese Rechnungen auf eine noch größere
Zahl von P. ausgedehnt, so daß im gan
zen von 71 P. diese hypothetischen Durch
messer bekannt sind. Die kleinsten Werte,
welche Stone gefunden, sind bei Hestia
und Virginia 5,3, bei Maja und Atalanta
3,9 und bei Ecbo 3,6 geogr. Meilen.
Planetolabium (lat.), ältere Bezeich
nung für Planetarium, (s. d.).
Planisphärium (lat.), s. v. w. Dar
stellung der Kugel (sphaera) auf einer