426 Quadrant — Quadratur.
Q.
Quadrant (lat.), in der Geometrie der
vierte Teil eines Kreises, bei den ältern
Astronomen ein Instrument zur Messung
der Höhe der Gestirne. Infolge der
Schwierigkeit, welche die Künstler früher
in der Anfertigung größerer und hinläng
lich genau geteilter Vollkreise fanden, be
gnügte man sich mit Viertelkreisen oder
Quadranten, welche teils tragbar, teils
fest aufgestellt waren. Bei den trans-
portabeln Quadranten war der Gradbo
gen an einer vertikalen Säule befestigt,
so daß ein Radius vertikal, der andre
horizontal stand; um den Mittelpunkt
drehte sich ein Fernrohr mit Alhidade.
Zu genauern Beobachtungen dienten die
festen Quadranten, die an einer vertika
len, im Meridian stehenden Wand ange
bracht waren und daher Mauerqua
dranten hießen. Sie wurden zur Mes
sung der Meridianhöhen und damit der
Deklinationen, anfangs auch zur Bestim-
milng der Durchgangszeiten der Sterne
durch den Meridian, also auch der Rekt
aszensionen benutzt. Schon die Araber ha
ben derartige Quadranten gekannt, denn
in einem von dem Franzosen Jourdain
nach orientalischen Quellen gegebenen Be
richt über die berühmte Sternwarte in
Meragah in Persien (1810) findet sich
die ausführliche Beschreibung eines sol
chen Instruments. Im Abendland hat
erst Tycho Brahe um 1587 den ersten
Mauerquadranten konstruiert, der auch
als »tzuackrans muralis sive Tichoni-
cus« beschrieben wird. Dieser aus Mes
sing gegossene Q. hatte einen 5 Zoll brei
ten und 2 Zoll dicken Limbus und 5
Ellen Halbmesser. Auf demselben waren
(das Fernrohr war ja noch nicht erfunden)
zwei Diopter mit Öffnungen zum Visie
ren verschiebbar angebracht, und über dem
Zentrum befand sich in der nach S. ge
richteten Mauer eine Öffnung mit einem
kleinen Cylinder, der mit der Öffnung des
Diopters die Visierlinie bestimmte. Der
Kreis gestattete 10" abzulesen. Bei der
Beobachtung waren drei Personen thätig:
der eigentliche Beobachter, der den Stern
anvisierte, im Moment des Durchgangs
durch den Meridian ein Zeichen gab und
die Höhe ablas; der zweite, der die Zeit des
Durchgangs an mindestens zwei Uhren ab
las, die Sekunden angaben, und der dritte,
welcher die Angaben der beiden ersten auf
schrieb. Außer diesem großen hatte Brahe
auf Uranienburg auch kleinere tragbare
Quadranten. In späterer Zeit dienten die
mit Fernrohr versehenen Quadranten nur
noch zur Bestimmung der Kulminations
höhen, während man zur Beobachtung
des Moments der Kulmination das leich
ter zu berichtigende Passageiustrument be
nutzte. Schließlich wurden sie durch In
strumente mit Vollkreis. Mauerkreis und
Meridiankreis vollständig verdrängt.
Quadratgrad, s. Kugel.
Qnadratum geometricum (geome-
trischesQuadra t),vonPurbach beschrie
benes Instrument zur Messung von Ze
nithdistanzen, das aber schon lange vorher
den Arabern bekannt war. Es besteht aus
eiirer quadratischen Tafel, die in vertikale
Lage gebracht wurde, und um deren eine
Ec(e sich ein Lineal mit Absehen drehte,
das nach dem Stern gerichtet wird; die
untere horizontale sowie die eine ver
tikale Seite sind in gleiche Teile geteilt
(bei Purbach 1200), und man sieht nun,
wie die Zenithdistanz 2 oder 2' sich aus
der Ablesung a auf der ersten oder auö
der Ablesung d auf der zweiten Seite mit
tels der Formeln
ergibt. Eine Tabelle gab für jeden Wert
von a oder b' den Winkel 2 oder 2'.
Quadratur (Geviertschein), dieje
nige Stellung zweier Sterne gegen die
Erde, bei welcher die nach den erstern ge
zogenen Gesichtsstrahlen einen rechten
Winkel bilden; vgl. Aspekten. Beim Mond
nennt man Quadraturen die Quadratu
ren desselben mit der Sonne, die ein
Viertel eines synodischen Monats nach
Neumond und Vollmond eintreten; die
Grenze des beleuchteten Teils ist dann
für uns eine gerade Linie.