Full text: Lexikon der Astronomie

460 
Sonne (Einfluß der Flecke). 
streichen. Die Zunahme der Fleckenthätig 
keit erfolgt also rascher als die Abnahme. 
Bemerkenswert ist, daß nach einem Mi 
nimum die Bildung neuer Flecke zunächst 
in höhern Heliographischen Breiten erfolgt; 
in dem Maß, wie die Flecke häufiger 
werden, treten sie dann auch dem Äquator 
näher auf; ihre mittlere Breite nimmt 
mehr und mehr ab. 
Dieselbe Periode wie die Sonnenflecke 
haben auch die Fackeln: in dem Maß, 
wie die Häufigkeit der Flecke geringer 
wird, nimmt auch die Bildung der Fackeln 
mehr und mehr ab; sobald aber das Mi 
nimum der Fleckenperiode da ist, nach 
neuern Beobachtungen vielleicht noch et 
was früher, beginnen auch die Lichtent 
wickelungen wieder und zwar zuerst in 
den polaren Regionen. Ein fleißiger Son 
nenbeobachter, Heinrich Weber m Pecke 
loh, der 1866 zuerst auf diese Thatsache 
aufmerksam machte, bezeichnet diese pola 
ren Lichtentwickelungen als»die ersten Blü 
ten einer neubeginnenden Fleckenperiode«. 
9) Eine sichere Erklärung für diese elfjäh 
rige Periode haben wir noch nicht. Man 
hat allerdings hingewiesen auf die nahe 
Übereinstimmung mit der Umlaufszeit des 
Jupiter (11,86 Jahre), indem man in der 
wechselnden Entfernung dieses größten 
Planeten von der S. ' die Ursache der 
Flecke vermutet hat. ES ist indessen die 
Verschiedenheit des Abstands im Perihel 
und Aphel und der damit verbundene 
Wechsel der Attraktion verhältnismäßig 
nicht gar bedeutend, sodann läßt sich nicht 
erkennen, wie dieser Wechsel auf den 
Fleckenstand einen Einfluß üben soll, und 
endlich ist die Periode des Jupiter um 
dreiviertel Jahr länger als die der Son 
nenflecke, so daß Perihel und Aphel im 
Lauf der Zeit auf die verschiedensteil Zeit 
punkte dieser letzter» Periode fallen. Die 
eigentliche Ursache der Periodizität der 
Sonnenflecke scheint vielmehr auf der S. 
selbst ihren Sitz zu haben, und vielleicht 
erstreckt sie von da aus ihre Wirkungen 
noch weiter auf die übrigen Glieder des 
Sonnensystems. Wenigstens ist durch die 
Untersuchungen von Gautier, Wolf, 
Sabine, Fritz und Loomis nachge 
wiesen, daß die täglichen Variationen der 
magnetischen Deklination sowie die Häu 
figkeit derRordlichterscheinunqen die gleiche 
Periode haben wie die Sonnenflecke. 
Wolf hat unter anderm gezeigt, daß sich 
mittels der von ihm eingeführten Relativ 
zahlen R (s. d.) die Größe v der täglichen 
Deklinationsvariationen ziemlich genau 
durch die Formel darstellen laßt 
v — a + 0,045' - R, 
in welcher a für verschiedene Orte verschie 
dene Werte hat; so ist z. B. für Berlin 
a — 6,64', Ehristiania 4,62', London 6,96', 
München 6,56' rc. Ebenso lassen sich die 
1841—77 in Greenwich beobachteten Va 
riationen der horizontalen Intensität des 
Erdmagnetismus ganz befriedigender 
weise durch die Formel 
j — 15,7 -P 0,ioi • v 
ausdrücken. 
Es fallen hiernach Marima und Mi 
nima der Flecke zusanimen mit den Ma 
rtina und Minima der magnetischen Va 
riationen. Das gleiche Zusammentreffen 
findet bezüglich der Nordlichterscheinungen 
statt, und es läßt sich z. B. die Anzahl N 
der Tage, an denen nach Rubén son in 
den Jahren 1785 —1815 in Schweden 
Nordlichter sichtbar waren, mit einer ge 
wissen Annäherung durch die Wolfsche 
Formel 
N = 20 + 0,651- R 
berechnen. 
Weniger sicher ist der Zusammenhang 
der meteorologischen Erscheinungen auf der 
Erde mit den Sonnenflecken. 'Schon W. 
Herschel glaubte an einen solchen Zu 
sammenhang und war der Ansicht, daß 
man aus einem genügend reichhaltigen 
statistischen Material einen Zusammen- 
haW zwischen den Kornpreisen und der 
Häufigkeit der Sonnenflecke nachweisen 
könnte, und neuerdings haben Mel 
drum, Poey, Fritz u. a. auch in der 
Häufigkeit der tropischen Wirbelstürme, 
der Cirruswolken, der Sonnen- und 
Mondhöfe, des Regenfalls und der Ge 
witter sowie des Luftdrucks einen Zu 
sammenhang mit dem Fleckenstand auf 
der S. erkennen wollen. Vgl. Hahn, 
Über die Beziehungen der Sonnenflecken 
periode zu meteorologischen Erscheinun 
gen (1877).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.